Beitrag
von Talisker » Mi 8. Jun 2022, 06:57
Es war wohl kaum ein "karrierefördernder" Schritt, letzte Saison beim SCB als Trainer einzusteigen. Selbst wenn auch Lundskog zweifellos Fehler gemacht hat, so waren die individuellen Fehler auf dem Eis der wesentlichere Grund dafür, dass vieles Stückwerk blieb - ausser eben, wenn ein kleines Grüppchen von Spielern eine Parforce-Leistung ablieferte. Im Team stimmte weder die Qualität noch die Quantität bzw. die Kadertiefe, so konnte auch nicht wirklich reagiert werden, wenn einer völlig neben den Schuhen stand oder an Verletzungen herumlaborierte (...solange er deswegen nicht gerade im Spital landete...). Nachdem die Qualität in den letzten Jahren schrittweise abhanden gekommen war, musste man auch noch zur Kenntnis nehmen, dass teure Spieler, welche eigentlich das Team hätten tragen helfen sollen, dies nicht vermochten. Die ohnehin schmale Kerngruppe reduzierte sich damit nochmals, danach schlugen bei 2 wesentlichen Elementen (Scherwey, Untersander) auch noch im entscheidenden Moment die Verletzungshexe zu. Man kann von Glück sagen, hat sich Goali Wüthrich so rasch zurechtgefunden, sonst wäre das Debakel noch grösser gewesen.
Der Umbau eines Teams nach einer erfolgreichen Dekade ist immer schwierig, und auch im besten Fall nur mit viel Geld und gerade zur rechten Zeit "reifen" Nachwuchsspielern ohne allzuviel Landschaden über die Bühne zu bringen. Zumindest bei letzterem Punkt hatte der SCB Glück; mit Wühtrich, Henauer, Fahrni und Colin Gerber kamen gerade rechtzeitig Nachwuchsspieler in die 1e Mannschaft, bei welchen - trotz den üblichen Auf- und Ab's in dieser Phase - offensichtlich ist, dass sie nicht 3 Saisons brauchen werden, um ordentlich mitzuziehen. Hingegen wirkten sich Fehlentscheidungen der letzten Jahre im sportlichen Bereich, sowohl was Spieler anbelangt als auch die Besetzung des Sportchef-Postens selber, nun endgültig fatal aus. Und eben, anders als in früheren solchen Phasen konnte man die Sache nicht mit Geld wieder ins Lot rücken, weil die Ungewissheit über die Zukunft des Klubs im dümmsten Moment am grössten gewesen ist.
Das alles wurde hier ja schon rauf und runter analysiert. Was die Zukunft anbelangt, so hat der SCB nun im Eiltempo alles umgekrempelt, was aus finanzieller und vetragsrechtlicher Sicht möglich gewesen ist. Natürlich wäre es idealer gewesen, wenn dieser Umbruch nicht so kurzfristig in dieser Grössenordnung über die Bühne hätte gehen müssen, sondern schrittweise. Diesem Ideal standen aber die vorerwähnten Fehler und schwierigen Umstände im Weg. Es wird eine gewisse Zeit benötigen, bis soviele neue Spieler sich als Team finden. Zumindest scheint die Qualität nun merklich angehoben, so dass trotz allem eine Verbesserung auf dem Eis sichtbar werden sollte. Aber eben, man wird nicht im nullkommanichts auf den Level kommen, den andere Teams über einige Saisons aufgebaut haben, egal ob nun Lundskog oder der Welttrainer des Jahrtausends an der Bande steht.
Klar ist aber, dass Lundskog genau beobachtet werden wird, und dass er - in einem vernünftigen zeitlichen Rahmen - Fortschritte erzielen muss. In der sportlichen Analyse wurde angemerkt, dass man bewusst darauf verzichtet habe, irgend ein "hau die Scheibe aus dem eigenen Drittel" System zu pflegen, welches letzte Saison wohl oft ein probates Mittel gewesen wäre. Stattdessen hätte man weiterhin versucht, mit der Scheibe etwas anzufangen, damit die (...beim SCB verbleibenden...) Spieler die künftige Philosophie bereits einüben könnten. Die Voraussetzungen für ein modernes Hockey sind mit den neuen Spielern sicher besser als vorher. Es bleibt abzuwarten, ob damit gewisse Basics wirklich besser werden. Wenn man weiterhin bei jedem 2en 0815-Angriff des Gegners - egal ob von Ajoie oder dem ZSC - komplett düpiert und überlaufen wird, wird auch meine Kritik am Trainer lauter werden. Vorerst aber hat er eine Chance mit einem konkurrenzfähigen Team verdient, bei welchem nicht jeder 2e Spieler geistig mit seinem Abschied vom SCB und was wohl werden wird beschäftigt ist
.