Bruno Zarrillo
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Die Eishockey-Legende der Woche»: Bruno Zarrillo spielt nur zwei Partien für den SCB – das reicht ihm für drei Tore und einen Meistertitel.
In einer Serie präsentieren wir jede Woche einen legendären Spieler aus dem Schweizer Eishockey. Wir erinnern uns an den Italo-Kanadier Bruno Zarrillo, der den SC Bern 1997 zusammen mit seinem Landsmann Gates Orlando zum Titel führt. Die Instant-Verpflichtung führte danach auch zu einer Regeländerung.
Daniel Germann 18.03.2021, 14.55 Uhr
Er kam, sah und siegte: Für kaum einen anderen Spieler traf die Redewendung wohl besser zu als für Bruno Zarrillo. Genau zwei Partien bestritt der Italo-Kanadier für den SCB. Die reichten ihm aber, um sich in die Geschichte des Klubs und in die Herzen seiner Fans zu schiessen.
Zarrillo kam im Frühjahr 1997 mitten in der Play-off-Finalserie der Berner gegen den EV Zug. Möglich gemacht hatten das Engagement der damalige SCB-Trainer Bryan Lefley und sein wichtigster Spieler Gates Orlando, die auch in der italienischen Nationalmannschaft mit Zarrillo zusammenarbeiteten und hervorragend harmonierten. Orlando war der Vorbereiter, Zarrillo sein Vollstrecker – frei nach Friedrich Dürrenmatt gewissermassen der Richter und sein Henker.
Drei Tore in zwei Spielen
Im zweiten Spiel der Finalserie brach sich Berns Ausländer Daniel Marois den Daumen und fiel für den Rest der Saison aus. Lefley erinnerte sich an seinen abschlussstarken Flügel aus dem Nationalteam, der in der deutschen DEL für die Kölner Haie spielte und mit diesen kurz zuvor in den Play-off-Viertelfinals gescheitert war.
Ein Anruf genügte, und Zarrillo war da. Und wie: Bereits in der achten Minute seines ersten Matchs traf er erstmals für seinen temporären Arbeitgeber. Später schoss er in der Verlängerung auch noch zum 3:2. Und als er im Match darauf in Zug erneut einen Treffer erzielte und damit massgeblichen Anteil am zehnten Titel der Berner hatte, war aus ihm endgültig ein Bär geworden.
Lefley sagte dem Berner «Bund» darauf, Zarrillo sei ein Genie. «Körperlich ist er zwar der schlechteste Spieler, den ich je gecoacht habe, doch mit seiner Spielintelligenz macht er dieses Manko mehr als wett. Ich vergleiche ihn mit einem Chirurgen. Wenn er jeden Gegner gesehen, ihn ‹untersucht› hat, weiss er ganz genau, wie er zu seinen Toren kommt.»
Zarrillos Rausch in Bern war kurz. Nach der Meisterfeier zog er zu seinem italienischen Stammklub nach Bozen weiter und verhalf auch diesem noch zum Titel. Es war sein zweiter Titel und die dritte Station innerhalb von wenigen Wochen. In Zug schäumten die Offiziellen derweil, da ein Instant-Ausländer die Meisterschaft entschieden hatte. Der EVZ hatte mitten in der Finalserie zwar von den Preussen aus Berlin seinerseits den Kanadier John Cabot verpflichtet. Er debütierte just in jenem Match, den Zarrillo entschied. Doch sein Einfluss blieb gering.
Ein tragisches Ende
Der Fall Zarrillo und die sportliche Fragwürdigkeit seiner Verpflichtung führten danach zu einer Regeländerung. Seit der Saison 1998/99 endet das Transferfenster für ausländische Spieler einige Wochen vor dem Beginn der Play-offs. Feuerwehrübungen wie jene mit Bruno Zarrillo sind nicht mehr möglich.
Die zwei rauschenden Play-off-Nächte mit dem SCB waren gleichzeitig das letzte gemeinsame Abenteuer von Bruno Zarrillo, Gates Orlando und Bryan Lefley. Der kanadische Gentleman-Trainer verunfallte im Herbst darauf in Norditalien tödlich mit dem Auto. Zarrillo setzte seine Karriere in Köln fort, ehe er 2003 noch einmal für eine Handvoll Spiele in die Schweiz zum SC Langenthal und zum HC Sierre zurückkehrte. Orlando spielte noch eine Saison für den SCB, der wegen der spendablen Politik seiner Führung mittlerweile gegen den Konkurs kämpfte. Im Frühjahr darauf zog er zum HC Lugano weiter, mit dem er 1999 noch einmal Meister wurde.
Später kämpfte Orlando mit einer massiven Herzmuskelerkrankung, er war während einer Operation sieben Minuten lang klinisch tot, ehe ihn die Ärzte ins Leben zurückholten. Heute lebt er mit einem Spenderherz in seiner nordamerikanischen Heimat. Zarrillo versuchte sich ohne Glück an einer Trainerkarriere, bevor er als Talentspäher bei den Prince Albert Raiders in der Western Hockey League, einer der drei grossen nordamerikanischen Juniorenligen, unterkam. Ihm fehlte wohl ein Genie, wie er eines gewesen war.
In Bern bleibt das Trio unvergessen.