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von Talisker » So 26. Feb 2017, 14:24
Das Team hat nach 50 Runden Platz 1 erreicht bzw. gehalten und ist höchstens nach Weihnachten etwas abgefallen, wobei dies auch eher gewollt wirkte, um etwas Spannung und Leben in die Bude zu bringen. Und dies alles gegen hochgerüstete Konkurrenz, welche im Vergleich nochmals kräftig zugelegt hat. Insbesondere in Zürich und Zug spielten Kosten keine Rolle. Die Zürcher holten mit Marti, Pestoni, Kenins & Co. alles, was einigermassen gut und vorallem teuer war; die Zuger übernahmen von den bankrotten Klotenern den hochdotierten Vertrag von Helbling. Dies gilt es zu berücksichtigen, wenn aktuell die Leistung und die Aussichten des SCB gewürdigt werden sollen. Es war insgesamt eine erfreuliche Quali, welche auch dem Eishockeyästheten wieder mal etwas bot - es gab ja auch schon Saisons, wo ich die Frage stellte, ob Eishockey eigentlich weh tun müsse beim Zuschauen und es wirklich ein derart freudloses Ding sei.
Gewisse Kritikpunkte gibt es natürlich trotzdem, und ich es habe selbstredend nie versäumt, darauf herumzureiten. Immerhin ist die Liste überschaubar:
Defensivverhalten:
a) Man verliert relativ viele Duelle an der Bande. Nicht nur physisch, sondern man ist nur selten in der Lage, den Puck zu stoppen, zu halten etc. etc. b) Staffelung nicht optimal - der SCB steht relativ hoch und wird - Harakiripässe an die blaue Linie seien Dank - nicht selten beinahe bis ganz überlaufen. Wenn nun der ganze 5er-Block nach hinten eilt, fährt man jeweils fast noch Genoni über den Haufen, derart eng schmiegt man sich ans eigene Gehäuse. Der Gegner reagiert gewohnheitsmässig mit einem Rückpass, und schon stehen 2-3 Gegner in optimaler Schussposition, währenddem der SCB noch durcheinanderpurzelt. Dass die Herren Blum und Noreau zu defensiven Komplettaussetzern neigen, ist hoffentlich auf "Konzentrationsschwächen" aufgrund der komfortablen Tabellensituation zurückzuführen, und hört subito auf in den Play-off's.
Specialteams:
So stark der SCB in Unterzahl agiert, so schwach tritt er im Powerplay auf. Eigenartigerweise rückt man vom doch relativ erfolglosen "herum märmelen" im Kreis nicht ab. Es dauert jeweils eine ganze Weile bis - wenn überhaupt - sich mal einer dem Goali in den Weg stellt. Ansonsten lässt man den Puck kreisen, als sei man der russische Atomblock und könne den Gegner durch blitzschnelle Passfolgen verwirren. Nur eben, das Ganze ist um ein paar Umdrehungen zu langsam, auch fehlen die nötigen Direktabnahmen à la Conacher. So wird es für den SCB auch dann knapp, wenn der Gegner häufig auf der Strafbank hockt.
Suche nach Bestnoten für den "künstlerischen Ausdruck":
Das verliert sich hoffentlich in den Play-off's - aber bei aller Freude an technisch gutem Hockey übertrieb man es hier zusehends, indem schier im Stillstand Kunstpässe oder -schüsse probiert wurden. Es hätte kaum erstaunt, wenn gewisse Herren für gewisse "Schläge" sich noch einen anderen Stock hätten reichen lassen vom "Caddy" bzw. "Kehrli". Bei allem Respekt vor den teilweise beachtlichen Fähigkeiten, aber auf NHL- oder "Atomblock" Niveau sind diese halt trotzdem nicht, und die diversen Aspiranten auf den Kleinkunstpreis täten gut daran, beim berühmten "Leisten" zu bleiben. Insgesamt würde ich mein leichtes Unbehagen diesbezüglich so ausdrücken: ETWAS MEHR DAMPF, POWER UND DREINFAHREN BITTE!!!!!!
Wie gesagt, die Liste an Kritikpunkten ist überschaubar. Dennoch haben sich solche oder ähnliche "Schwächen" in den Play-offf's schon verschiedentlich als fatal erwiesen, wer wüsste dies besser als wir selber. Dem SCB ist noch selten ein Mangel an technischen Finissen zum Verhängnis geworden, dagegen schon oft ein Mangel ans Physis, Rumpeln und einfachem Spiel. Bei allem Lob insgesamt für das Team ist zu bedenken, dass der SCB ohne die schier permanenten Glanztaten von Genoni kaum so weit vorne klassiert wäre. Genoni hat die obgenannten Schwächen zu einem grossen Teil ausgebügelt. Bleibt zu hoffen, dass er dies auch in den Play-off's tun kann.