Kommt dazu dass Plüss nicht einfach noch die Rolle des "elder Statesmen" spielt und leistungsmässig nicht mehr ganz mitkommt wie z.B. Seger, sondern nach wie vor einer der besten Center auf CH-Eis ist. Das ist einerseits ein Lob für den Ausnahmekönner, andererseits spricht es nicht gerade für die nachrückenden Jungspunde.
Die (wahrscheinlichen) Sorgen von Chatelain sollen aber nicht negiert werden. Ihn (...und seine wir ehrlich, auch uns...) treiben Gedanken um wie etwa: Wann ist es die Saison zuviel? Können wir potentiellen zukünftigen Centern eine Zukunft aufzeigen, wenn sie im Schatten des Altmeisters stehen? Das Finanzielle dürfte aus meiner Sicht kaum das grosse Problem sein, auch hat Plüss für sich nie einen "Rentenvertrag" herausschinden wollen mit langen Vertragslaufzeiten.
Die altbekannten Diskussionen von wegen "Leistungskultur" kennen wir alle in- und auswendig, und grosse Gegenargumente gibt es tatsächlich nicht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass man dabei wie in anderen Theorien von einem "perfekten" Umfeld ausgeht bzw. einem perfekten Markt. Im vorliegenden Fall würde dies heissen, dass stets ein besserer nachrückt, wenn einer nachlässt. Das mag in der NHL noch so hinkommen. Bei uns hingegen besteht stets das Risiko, dass zwar einer nachlässt, aber nicht wirklich einer nachrückt, der den "Nachlassenden" (...gemessen an dessen 100%-Leistung...) ersetzen kann. Weil er eben nicht mehr verfügbar ist. Eben, wie gesagt, ein interessantes Problem...

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SC Bern
Die Akte Martin Plüss
Kolumne / von Daniel Germann / 5.12.2016, 09:00 Uhr
Im April wird er 40 Jahre alt. Doch noch ist nicht sicher, dass Martin Plüss seine Karriere beendet. Er kann sich selbst einen Wechsel vorstellen. Nun ist der SC Bern gefordert.
Es gibt momentan nicht viel zu jammern im SC Bern. Der Meisterblues ist weit weg. In den letzten 15 Spielen gewannen die Berner 13-mal. Nach Verlustpunkten sind sie Leader. Dafür dass die Emotionen nicht vorschnell Purzelbäume schlagen, sorgen sie mit gelegentlichen Fehltritten wie beim 1:8 gegen Kloten oder beim 3:6 in Ambri selber. Der Anhang verzeiht es bereitwillig. Aus der vergangenen Saison ist man andere Tiefschläge gewohnt.
Doch Plüss wehrt sich beharrlich, wie ein Frühpensionär zu spielen.
Und doch gibt es ein Dossier, das das Potenzial hat, die vorweihnachtliche Feierstimmung in Bern gehörig zu stören: die Akte Martin Plüss. Der Vertrag des Centers läuft Ende der Saison aus. Am 5. April wird er 40-jährig. Mit Gaëtan Haas ist sein nomineller Nachfolger verpflichtet. Doch Plüss wehrt sich beharrlich, wie ein Frühpensionär zu spielen. Er ist für den Klub in Über- und Unterzahl wichtig wie eh und je.
Wie gut er immer noch mithält, mehr noch, wie gut er vorangeht, ist natürlich auch Plüss selber nicht verborgen geblieben. Deshalb ist momentan alles andere als sicher, dass er seine Karriere am Ende der Saison beenden wird. Er lasse sich, sagt er, alle Optionen offen. Diese Aussage umfasst explizit auch einen allfälligen Wechsel zurück zum Stammverein nach Kloten oder zu einem anderen Team in der Liga. Wichtig sei, dass die Perspektiven stimmten.
Als Center bekleidet er überdies eine Position, auf der seine Klasse weiterhin rar ist.
Das bringt den SCB und seinen Sportchef Alex Chatelain unter Zugzwang. Eigentlich ist man davon ausgegangen, dass Plüss seine Karriere, wenn überhaupt, in Bern fortsetzen wird – allenfalls auch zu leicht günstigeren Konditionen, die der neuen, nicht mehr ganz so zentralen Rolle im Team angepasst sind. Doch nun ist Plüss wichtig und zentral wie eh und je, was natürlich auch die Konkurrenz registriert, die sich weiterhin schwertut, ihn unter Kontrolle zu halten. Als Center bekleidet er überdies eine Position, auf der seine Klasse weiterhin rar ist.
Das bringt den SCB unter Druck. Chatelain will sich im Dezember mit ihm zusammensetzen und über die Zukunft diskutieren. Das verspricht zur kniffligen Aufgabe zu werden. Plüss vertritt sich selber, und er hat bei früherer Gelegenheit bewiesen, dass er am Verhandlungstisch ebenso beharrlich und aufsässig sein kann wie im Boxplay.