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von Mapstar » Mi 6. Sep 2017, 12:06
SCB_since1977 hat geschrieben:
> In DER BZ online von heute ist ein Artikel über Noreau
> Da ich nicht Abo Inhaber bin und kein Tagespass lösen möchte frage ich mal
> in die Runde
> ob einer hier auf dem Forum das Abo hat und so freundlich ist die Zeilen
> hier zu posten
>
> DANKE
Neben wem sitzen Sie in der Garderobe?
Maxim Noreau: Links sitzt Mika Pyörälä, rechts Calle Andersson – also zwischen zwei Skandinaviern. Es ist eine schöne Ecke (lacht). Aber weshalb fragen Sie?
Weil Trainer Kari Jalonen die Spieler nach System anordnet: Er möchte, dass sich Optimisten und Pessimisten abwechseln, damit negative Grüppchen verhindert werden können und in der Kabine eine positive Chemie herrscht. Welcher Typ sind Sie?
Ich bin der stabilere, positive Typ. In meinen zehn Profijahren bin ich ¬meinen Prinzipien treu geblieben, ob meine Teams nun gewonnen oder verloren haben. Ich weiss, was für mich das Beste ist, daher spielt es auch keine grosse Rolle, wer neben mir sitzt.
Sie haben mit Bern Ihren ersten Meistertitel geholt. Dennoch verlief die letzte Saison für Sie unbefriedigend. Einverstanden?
Unbefriedigend? Es war meine härteste Saison überhaupt. Ich bin kein Achterbahnspieler, sondern einer, der konstant auf Toplevel agiert. Die Leute erwarten das von mir, ich erwarte das von mir. Aber letztes Jahr spürte ich zum ersten Mal in meiner Karriere, dass ich den Erwartungen nicht gerecht werden konnte.
Weshalb nicht?
Ich war oft verletzt, dreimal in derselben Saison. Mein Spiel basiert auf viel Energie und Arbeit, dafür muss ich zu 100 Prozent ¬gesund sein. Zudem erhielt ich nicht jene wichtige Rolle, die ich mir erhofft hatte. Aber hey: Ich spiele in Bern, die Tiefe des Kaders ist beeindruckend. Das ist eine gute Sache für den Klub, aber nicht immer eine gute Sache für die Spieler (lacht).
Sie haben das Vertrauen von Trainer Kari Jalonen nicht immer gespürt.
Wenn du während einer Verletzung hart für das Comeback arbeitest, stundenlang allein im Kraftraum trainierst, zurückkehrst, einen Match spielst – du tust das nicht schlecht, aber das Team verliert – und deinen Platz sofort wieder los bist, dann ist das hart. Ich habe versucht, die Situation mental zu kontrollieren, aber es lag nicht alles in meinen Händen.
«Als wir in Zug den Titel holten, musste ich zum Feiern in Jeans gekleidet aufs Eis. Das war der peinlichste Moment in meiner Karriere.»
Sie erwähnen die Situation im Playoff-Final gegen Zug, als Sie nach einer Verletzung für eine Partie zurückkehrten und danach wieder überzählig waren.
Als wir in Zug den Titel holten, musste ich zum Feiern in Jeans gekleidet aufs Eis. Das war der peinlichste Moment in meiner Karriere. Ich bin es gewohnt, in einer Mannschaft zu den Topspielern zu zählen. Im Frühling war ich nicht einmal bei jenen, die weniger Eiszeit erhielten, sondern bei den Überzähligen. Doch nun fühle ich mich viel besser. Ich hatte eine gute Vorbereitung, spielte in der Champions Hockey League stark. Ich denke, dies haben die Coaches registriert.
Im Frühling gab es Gerüchte, Sie könnten den SCB verlassen.
Ich diskutierte mit dem Sportchef, sagte, das sei nicht meine beste Saison gewesen. Ich wusste, dass die Verantwortlichen mit fünf Ausländern in die nächste Spielzeit starten würden, wollte aber wissen, ob wieder vornehmlich auf vier ausländische Angreifer gesetzt wird – oder ob ich eine richtige Chance erhalte.
Nun erhalten Sie die Gelegenheit, sich unverzichtbar zu machen. Mit Eric Blum und Ramon Untersander fallen zwei spielstarke Verteidiger aus.
Ich will meine Chance nutzen, zeigen, dass die Trainer auf mich setzen müssen. Letztes Jahr haben Bidu (Gerber – die Red.) und ich defensiv sehr solid gespielt. Die Trainer haben nun mehr Akzente in der Offensive gefordert. Ich hoffe, ich kann ihnen das bieten – defensiv kann mit Bidu nicht viel schiefgehen (lacht).
In Ambri haben die Trainer immer auf Sie gesetzt. Sie waren der Führungsspieler, der Publikumsliebling. Es gab aber auch den unschönen «Sushi-Gate». Erinnern Sie sich?
Ich kann darüber lachen. Aber eigentlich willst du als Profi ein solches Drama vermeiden.
Ambri lag in der Playoff-Serie gegen Gottéron 0:2 zurück. Jason Williams und Sie besuchten just am Abend vor dem dritten Viertelfinalspiel eine Sushi-Bar in Zürich. Dafür wurde der formschwache Williams gesperrt, Sie aber durften spielen.
Das war lächerlich. Das ganze Team verstand diese Massnahme nicht. Wir sind keine Roboter. Wäre es professioneller gewesen, am Vorabend zuhause zu bleiben, dafür Hamburger und Pizza reinzustopfen? Ich konnte bereits damals darüber lachen – aber für ¬Jason war die Sache nicht lustig.
Haben Sie ein Lieblingsrestaurant in Bern?
Es gibt einige schöne Lokale, vor allem in der Altstadt. Wir probieren gerne Neues aus.
Und wohnen Sie noch immer neben Roman Josis Mutter?
Nein. Meine Frau Karine, Sohn Mason und ich, wir haben das Apartment gewechselt, wohnen nun näher bei Mark Arcobello und Andrew Ebbett. Wir drei sind fast immer zusammen. Aber ich werde Josis Mutter mit Mason bald besuchen. Sie liebt Kinder.
Josi ist der erfolgreichste Schweizer in der NHL. Aber Sie hat vor allem der Weg von Mark Streit beeindruckt, oder?
Ja. Streit schaffte den Sprung in die NHL im fortgeschrittenen ¬Alter. Er ist ein Profi durch und durch. Wie er das Powerplay steuert, sich vorbereitet, das ist beeindruckend. Sein Körper wird älter, der Kopf bleibt jung. Und nun spielt er wieder für Montreal, den Klub aus meiner Heimat.
Sie sind 30 Jahre alt. Ist die NHL für Sie kein Thema mehr?
Wahrscheinlich nicht. Vor meinem Wechsel nach Bern besass ich in Colorado einen Einwegvertrag – und trotzdem hatte ich keine Chance. Klar, du kriegst im Leben nicht immer, was du möchtest. Aber ich stellte mir die Frage: Weshalb verpflichten mich die Leute dort, wenn sie nicht auf mich setzen? Vor dem letzten «Cut» waren neun Verteidiger dabei; acht durften bleiben, ich war der Neunte. Ich sah es in den Augen von Joe Sakic (dem General Manager), wie leid es ihm tat. Aber das brachte mir nichts, ich kam in ein Riesentief, kontaktierte später meinen Agenten und sagte ihm, ich wolle zurück in die Schweiz.
«Kanada zu vertreten, ist ähnlich, wie für den SCB zu spielen: Du hast viel Druck, aber es ist ein guter Druck.»
Nun können Sie froh sein, hat es mit der NHL nicht geklappt.
Weshalb?
Weil die NHL-Spieler nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen, haben Sie ausgezeichnete Chancen, Teil des kanadischen Teams zu sein.
Ein Traum würde in Erfüllung gehen. Meine Chancen sind tatsächlich gut, aber es stehen noch zwei Turniere an. Die Vision Olympia ist mit ein Grund, weshalb ich im Sommer zusätzliche Spezialbetreuer engagiert habe, damit mein Körper wieder Topleistungen erbringen kann. Kanada zu vertreten, ist ähnlich, wie für den SCB zu spielen: Du hast viel Druck, aber es ist ein guter Druck. (Berner Zeitung)