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von Eagleman » Do 2. Okt 2025, 20:52
Entlassung des SCB-Trainers
Jussi Tapola hat die Kabine verloren – doch das ist nicht das einzige Problem
Die Freistellung des zunehmend glücklosen Finnen war unvermeidbar. Das Grundproblem aber bleibt: Beim SC Bern klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.
Und abermals ist der SCB zurück auf Feld 1. Wieder muss ein Trainer gehen. Seit dem letzten Meistertitel 2019: Kari Jalonen, Hans Kossmann, Don Nachbaur, Mario Kogler, Johan Lundskog, Toni Söderholm – und nun also Jussi Tapola, vierfacher Meister und Champions-League-Sieger mit Tappara Tampere. Dabei braucht der SCB dringend Ruhe und Stabilität, um endlich den Weg zurück an die Spitze zu finden.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Das Team befindet sich im Umbruch – und der SCB ist längst nicht mehr erste Adresse. Auf dem Transfermarkt kann er im Kampf um die Topspieler finanziell nicht mehr mithalten. Die ständigen Wechsel bringen den SCB nicht weiter. Sportdirektor Martin Plüss hält wenig von Schnellschüssen, lieferte sich als Spieler so manchen Disput mit CEO Marc Lüthi, wenn dieser wieder einmal einen Trainer in die Wüste schickte.
Plüss sprach von fehlender Nachhaltigkeit: Spieler dürfen nicht ständig auf Impulse von aussen hoffen. Die Mannschaft muss Probleme selbst lösen können, Verantwortung übernehmen. Doch sie braucht auch einen Trainer, dem sie vertraut und für den sie bereit ist, alles zu geben. Bei Tapola war das nicht mehr der Fall. Der zuweilen eigenwillige Finne hatte die Kabine verloren. Die Freistellung war unvermeidbar.
Playoff-Out als Wendepunkt für den SCB-Coach
Lange war die Mannschaft Tapolas Ideen gefolgt. Der ehemalige Primarlehrer hatte wieder eine Leistungskultur etabliert und mehr aus dem Team herausgeholt, als das Potenzial hergab. Zunächst über ein strenges Defensivkonzept, dann mit einer offensiveren Spielweise und Puckbesitz. Tapola führte den SCB von Rang 8 über Rang 5 auf Rang 3 – aber nie über den Viertelfinal hinaus. Zweimal bedeutete Game 7 Endstation. Das klägliche Aus im Viertelfinal gegen Gottéron brachte Tapola nicht mehr aus den Kleidern. Nie zuvor war Bern in einem Entscheidungsspiel vor heimischem Publikum so blutleer aufgetreten.
Rückhalt verspielte Tapola zunehmend durch seine Personalentscheidungen. Schon im Vorjahr, als er beim Meisterschaftsstart Topskorer Dominik Kahun auf die Tribüne setzte, sorgte das für Kopfschütteln. Bei den ausländischen Spielern herrschte zeitweise ein ständiges Kommen und Gehen. Zuletzt knöpfte er sich sogar den langjährigen Captain Simon Moser und den amtierenden Captain Ramon Untersander vor.
Dass die jungen Talente mehr Eiszeit erhielten, war zwar erfreulich, blieb letztlich jedoch kaum mehr als eine PR-Massnahme. Am Ende entscheidet die Resultattafel. Und sie sprach gegen Tapola. Einfacher wird es für seinen Nachfolger allerdings nicht. Egal, wie dieser heisst.