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von Supporter 1664 » Fr 9. Feb 2024, 14:40
Talisker hat geschrieben:
> Apropos: In Der BZ von heute ist ein Artikel
>
> Sein Nachfolger erbt ein komplettes Team
> Wenn Patrik Bärtschi beim SC Bern übernimmt, wird das Kader für die Saison
> 2024/25 bereits mehr oder weniger stehen.
>
> Wenn das jemand posten könnte. Dürfte zwar ungefähr darum gehen, dass
> Bärtschi keinen grossen Einfluss mehr nehmen kann. Was sich - je nach der
> Anzahl auslaufender Verträge - etwas relativiert.
«Es wurde klar, dass es langfristig nicht passen würde»
Sportchef-Wechsel beim SCB Andrew Ebbett ist der nächste prominente Abgang beim SC Bern. Seine Philosophie deckt sich nicht mit jener des künftigen Sportdirektors Martin Plüss. Nun soll Patrik Bärtschi diese umsetzen.
Text aus BZ vom 09.02.2024
Marco Oppliger und Kristian Kapp
Eigentlich könnte es gerade schön idyllisch sein beim SC Bern. Der Club ist auf dem besten Weg, sich erstmals seit der Meistersaison 2019 wieder direkt für das Playoff zu qualifizieren. Aber zu viel Ruhe scheint dem SCB nicht gut zu bekommen. Und so verkündet er am Donnerstag, dass Andrew Ebbett den Verein nach insgesamt acht Jahren, die letzten drei davon als Sportchef, Ende Saison verlassen wird.
Sein Nachfolger steht bereits fest. Es handelt sich um Patrik Bärtschi, der einst für den SCB spielte, mit den ZSC Lions zweimal Meister wurde und als Sportchef beim EHC Kloten tätig war.
Man darf sich durchaus fragen, weshalb der SCB diesen Schritt gerade jetzt vollzieht. «Ich bin dafür, klare Verhältnisse zu schaffen», hält Martin Plüss fest. Eigentlich tritt er die Stelle als Sportdirektor erst Anfang Mai an. Weil der Wechsel des Sportchefs ihn direkt betrifft, ist er schon einmal in die Postfinance-Arena gekommen, um darüber zu informieren. Und er stellt klar: Er war von langer Hand geplant.
Erkenntnis nach Weihnachten
Kurz nach Weihnachten sind Plüss und Ebbett zusammengesessen, um die Situation zu analysieren. Dabei kamen beide zum Schluss, dass es sinnvoller ist, Ende Saison getrennte Wege zu gehen. Plüss spricht von einem konstruktiven, offenen Dialog: «Es war der Wunsch von uns beiden, dass Andrew diese Saison fertigmacht. Schliesslich hat er sich zuerst als Spieler und dann als Sportchef stark mit dem SC Bern identifiziert und viel für den Club geleistet.»
Trotz der Respektsbekundung sind die Meinungen der beiden offensichtlich auseinandergegangen, was die künftige Ausrichtung des SCB betrifft. Darüber mag Plüss jedoch nicht sprechen – ebenso wenig, wie er die Arbeit des Sportchefs bewerten will. Er werde sich erst nach seinem offiziellen Stellenantritt dazu äussern, lässt der 46-Jährige wissen.
Etwas klarer nimmt diesbezüglich Ebbett Stellung. Fast wöchentlich habe er sich seit Anfang Saison mit Plüss ausgetauscht. Es habe sich dabei immer mehr abgezeichnet, dass es ab 2024/25 keine gemeinsame Zukunft geben würde. Nach beschriebener längerer Diskussion nach Weihnachten ist auch für den Kanadier klar geworden: «Wir haben unterschiedliche Ansichten, wie wir mit dem SCB in die Zukunft gehen sollen. Es wurde klar, dass es langfristig nicht passen würde und es darum besser ist, wenn wir uns trennen. So kann er seinen eigenen Sportchef präsentieren.» Wo diese Ansichten im Detail auseinandergehen, will er nicht verraten.
Und so hat Ebbett eigentlich nur noch eine Aufgabe zu erledigen: Bis am 15. Februar die Ausländersituation für die verbleibende Saison regeln. Im Raum steht die Einlösung der zehnten und letzten Import-Lizenz. Falls Bern noch einen Ausländer holt, würde es sich um einen Stürmer handeln. Ansonsten ist Ebbett ab 16. Februar prädestiniert für die Rolle des «Lame Duck» – die gängige Beschreibung für einen Angestellten, der nichts mehr machen kann oder darf.
Das sei ihm bewusst, sagt Ebbett, und er könne sich gut vorstellen, dass gewisse Leute dies so ausschlachten würden. Das kümmere ihn aber nicht, denn: «Ich weiss, wo ich stehe. Ich habe eine grosse Passion für diesen Club, ich habe acht der letzten neun Jahre beim SCB verbracht. Ich werde bis zum Schluss alles daransetzen und helfen, dass er diese Saison Erfolg hat.» Ein vorzeitiger Rücktritt sei für ihn darum keine Option.
Viel Kloten-Know-how beim SC Bern
So oder so wird Patrik Bärtschi seinen Posten beim SCB erst am 1. Mai antreten. Wie Plüss – und SCB-COO Pascal Signer – ist er beim EHC Kloten gross geworden. Mit Ersterem hat er später auch beim SCB zusammen gespielt. Aktuell ist Bärtschi als stellvertretender Schulleiter und Head of Sports an einer Sportschule tätig, dies, nachdem es im Oktober 2022 zum Bruch mit Kloten gekommen ist. Bärtschi hatte als Sportchef erheblichen Anteil an der Rückkehr des Traditionsvereins in die National League. Das war letztlich ein Grund für seine Verpflichtung, wie Plüss betont. «Zudem kennt er den SCB und in seiner früheren Rolle als Nachwuchschef auch die junge Spielergeneration. Dieses Gesamtpaket hat mich überzeugt.»
Dass es beim SCB eher selten idyllisch zu- und hergeht, wird Bärtschi kaum erschüttern. Der 39-Jährige hat in Kloten bereits erlebt, wie turbulent das Leben als Sportchef sein kann. Zum Saisonstart 2022 gab der Club bekannt, dass sich Bärtschi entschieden habe, diesen zum Saisonende zu verlassen. Das stiess ihm sauer auf. Also zog Bärtschi gleich selbst die Notbremse. Während Klotens Startspiel sagte er im Pausen-Interview mit Mysports: «Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich keine andere Lösung mehr sah, als zu kündigen.» Bald darauf endete das Engagement – wenig überraschend – früher als angedacht.
Kommentar zum Artikel von Kristian Kapp aus der BZ vom 09.02.2024
Das erste Ausrufezeichen des neuen Sportdirektors
Natürlich kommt man auf den Gedanken, ob vielleicht gar nicht der künftige Sportdirektor Martin Plüss, sondern «Mr. SCB» Marc Lüthi hinter der Trennung von Andrew Ebbett steckt. Dass bei Wechseln dieser Tragweite der CEO Mitspracherecht hat, dürfte aber bei jedem halbwegs professionellen Club Normalität sein.
Es ist darum Plüss, der das Ausrufezeichen aussendet. Ab 1. Mai ist er auch offiziell CSO (Chief Sports Officer), es ist sein gutes Recht, einen Sportchef seiner Wahl zu holen. Dass Patrik Bärtschi ein alter Weggefährte ist, spielt keine Rolle, das kann Vor- und Nachteile bringen, dies würde bei einem neuen Gesicht genauso gelten. Dass neben Plüss ab nächster Saison auch ein neuer Sportchef wirkt, trägt beim SCB (einmal mehr …) zur Aufbruchstimmung bei. Am Ende werden beide aber auch an den Resultaten gemessen werden und müssen es zunächst besser machen.
Hat Ebbett versagt? Für seine Rekrutierung der Ausländer erntete er oft Kritik, auch berechtigte, aber nicht nur fundierte. Dass Ebbett Imports verpflichten musste, bevor der neue Trainer feststand, verkomplizierte vieles. Hin und wieder hatte er auch Pech: Oscar Lindberg hätte wunderbar zu Tapola gepasst, er kehrte letzten Sommer aber aus familiären Gründen in die Heimat zurück. Bei den zunächst vielerorts bejubelten Transfers von Sven Bärtschi und Chris DiDomenico pokerte Ebbett vor der letzten Saison zudem hoch – und verlor.
Und so geht ein wenig unter, dass Ebbett mit Baumgartner, Lehmann oder Loeffel nicht nur bei den (Lizenz-)Schweizern auch gute Transfers tätigte und bei den Ausländern nebst Fehlgriffen nicht alles falsch machte: Reideborn ist ein Top-Goalie, Nemeth der vielleicht beste Verteidiger der Liga, wenn man das Wort «Verteidiger» wörtlich nimmt. Und Lindberg ist ein sehr guter Stürmer, zumindest in jedem normalen Umfeld – etwas, das der SCB letzte Saison nicht bot. Gerade mit der Erhöhung auf sechs Imports gehört es zudem dazu, dass nicht ausschliesslich Spektakelspieler verpflichtet werden.
Die Gesamtbilanz Ebbetts ist weder überragend noch desolat. Was er auch feststellen musste – neben dem Lehrgeld, das er zahlte – war, dass rund um den SC Bern nie Ruhe herrscht und er in der Öffentlichkeit ganz anders beurteilt wird, als dies in den meisten anderen Clubs der Fall sein würde.
Nicht zu vergessen ist Ebbetts wichtigster Transfer: Trainer Tapola. Einige mögen sich in Bern bereits über das «langweilige» Eishockey des SCB nerven. Doch der Finne hat die Mannschaft stabilisiert und diszipliniert. Sollte Bern die Qualifikation in den Top 6 oder gar Top 4 abschliessen, hätte Tapola das Maximum herausgeholt und wäre Kandidat für den Coach des Jahres.
Die Gesamtbilanz Ebbetts ist weder überragend noch desolat. Wichtigster Transfer war Trainer Tapola.
Wenn es keine Toten und Verletzten gibt, dann sind es auch keine Play-offs.
(Bernie Johnston)