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von Bluthund » Mo 6. Dez 2021, 15:44
foresthill hat geschrieben:
> Ein aktuelles Portrait von Eric Blum im Tagi von heute. Tut einfach weh so
> etwas zu lesen.
>
> Eric Blum vom SC Bern
> Er hat nicht einfach nur Kopfweh
> Ein Kindergeburtstag? Für einen Match ins Stadion? All das kann zu viel
> sein für den Nationalspieler. Wie die Symptome einer Gehirnerschütterung
> seinen Alltag einschränken.
>
> Kristian Kapp
> Publiziert heute um 11:32 Uhr
>
> Rund zehn Monate sind es nun, dass Eric Blum kein Eishockey mehr spielt.
> Zehn Monate, seit er einen Check gegen den Kopf kassierte, hart auf dem Eis
> aufschlug. Die Symptome seiner Gehirnerschütterung schränken seinen Alltag
> ein, auch was seinen sportlichen Weg zurück betrifft: Dieser besteht
> derzeit bloss aus der Therapie, die ist monoton, fünfmal die Woche,
> inklusive optokinetischem Training, bei dem vor dem Bildschirm visuelle
> Reize verarbeitet werden.
>
> Er mag zwar derzeit kein Spieler mehr sein, doch etwas ist geblieben: Blum,
> der Verteidiger des SC Bern, durchlebt emotionale Schwankungen, die er als
> Spieler kennen lernte. Aus dem Spiel auf dem Eis ist das Spiel des Lebens
> geworden. Es gibt die Hochs und Tiefs wie nach Siegen und Niederlagen. Es
> gibt die abrupten Wechsel wie vom einen Shift mit guten Aktionen zum
> nächsten mit verschuldetem Gegentor. Und es gibt auch Niederlagenserien,
> die ihn zur Analyse und Neujustierung der Strategie zwingen.
>
> Endlich wieder ein Konzert – und erst noch ohne Symptome «überlebt»
> Zum Gespräch erscheint ein gut gelaunter Eric Blum. Unter dem Hut, seinem
> Markenzeichen neben dem Eisfeld, blitzt ein Lächeln auf. Er hält sofort
> fest: «Mir geht es gut. Ich habe eine schöne Familie und grundsätzlich
> immer noch ein schönes Leben. Ich schaue vorwärts, so bin ich. Ich suche in
> allem das Positive.»
>
> Das sind die Siege im Alltag. Wenn er mit seinem 2-jährigen Sohn spielen
> kann, generell viel Zeit mit ihm und seiner Ehefrau Danica verbringt. Oder
> wenn Blum, der Gitarrist, für den Musik einen höheren Stellenwert hat als
> Sport, im Oktober seit einer gefühlten Ewigkeit wieder ein Konzert besuchen
> konnte: Patent Ochsner mit seinem guten Freund Büne Huber. «Unplugged»,
> also akustisch und nicht ganz so laut und intensiv wie ein reguläres
> Rockkonzert, aber nicht minder schön für Blum: «Wir hatten Sitzplätze, ich
> hatte trotz ‹Unplugged› Ohropax dabei. Ich habe es gut ‹überlebt›, ohne
> Symptome.»
>
> Das war nicht selbstverständlich. Eishockeyspiele auf der Tribüne schaut
> sich Blum nach wie vor nicht an. Er fürchtet, von all den Reizen, die da
> auf ihn wirken würden, überfordert zu werden. Er verfolgt darum die
> Heimspiele im Stadion, aber in der Garderobe am Bildschirm. Die
> Auswärtsspiele schaut er sich zu Hause an am TV und verblüfft damit sein
> Umfeld wie auch sich selbst: «Ich habe früher nie Eishockey oder
> Sportsendungen geschaut, weil mich das nicht interessierte. Doch jetzt habe
> ich das Bedürfnis und bin wie ein Fan, der sich über Banales nervt.»
>
> Und das sind die Momente, wenn er sich zwischen Extremen bewegt: Wenn beim
> Herumtollen mit dem Söhnchen sich schon bald der Kopf bemerkbar macht und
> die Symptome signalisieren: Das geht noch nicht! Kürzlich wollte Blum mit
> dem Zweijährigen auf dem Trampolin herumhüpfen, das Auf und Ab setzte ihm
> zu sehr zu. Noch vor ein paar Wochen veränderten solche Zwischenfälle auch
> Blums Laune. Dann wurden ungewollt die Geliebten zu Geplagten. «Es liegt
> nicht in meinem Naturell, gereizt zu sein», sagt Blum. «Ich will nicht so
> sein.» Das Paar arbeitete deshalb eine neue Form der Kommunikation aus,
> damit in solchen Momenten für beide klar ist: «Ich nehme mich nun kurz
> raus, ziehe mich total zurück.»
>
> «Nicht allen ist bewusst, was Gehirnerschütterungen bedeuten. Das Kopfweh
> ist nur ein Aspekt.»
>
> Eric Blum, Verteidiger SC Bern
> Interviews wie dieses sind Blum wichtig: «Nicht allen ist bewusst, was
> Gehirnerschütterungen bedeuten. Das Kopfweh ist nur ein Aspekt. Auch der
> Einfluss aufs Umfeld muss thematisiert werden, genauso wie die eigene
> psychische Stabilität, die in Schieflage geraten kann.» Diese schlechten
> Momente mit der Familie waren für Blum auch ein Zeichen: «Ich bin nicht auf
> dem richtigen Weg, ich muss eine bessere Balance finden mit Therapie und
> Alltag.»
>
> Auch darum nahm er kürzlich ein mit dem SCB vereinbartes Time-out: vier
> Wochen ohne Therapie, ohne Gang in die Eishalle, ohne Zwänge. Er verbrachte
> den Grossteil mit der Familie, verreiste aber auch eine Woche, um alleine
> zu sein. Weil er das Alleinsein immer schon gerne hatte und auch suchte.
> «Bevor ich eine Familie hatte, verreiste ich zwischen den Saisons immer
> weit weg», erzählt Blum. «Drei Wochen Kolumbien, mit dem Rucksack durch
> Vietnam, oder nach Marokko.»
>
> Mit Hut und Gitarre – Eric Blum, der Musiker: Ein Auftritt in der Wash Bar
> in Bern im Juni 2017.
> Mit Hut und Gitarre – Eric Blum, der Musiker: Ein Auftritt in der Wash Bar
> in Bern im Juni 2017.
> Foto: Remo Nägeli
> Alleinsein ist auch in Blums jetziger Situation wichtig, kann auch
> hilfreich sein, um in Ruhe nachdenken zu können. Es ist aber auch die Zeit,
> wenn die schlechten Gedanken kommen, die Fragen, die Zweifel. Er lasse auch
> diese zu, weil auch sie wichtig seien, sagt Blum.
>
> Ein Comeback ist weit weg – und vielleicht auch nicht mehr möglich
> Zuletzt dachte er auch darüber nach, dass seit dem Sommer die Symptome
> nicht besser, sondern schlechter geworden sind. Und dass das einen wohl
> simplen Grund hat: «Nach dem Unfall hatte ich mich zwei Monate
> zurückgezogen. Und wegen Corona war mein Leben danach generell ruhiger
> geworden.» Doch als die Regeln gelockert wurden, ging auch Blum unter die
> Leute, traf Freunde, war am Kindergeburtstag seines Patenkindes – und bekam
> Kopfweh: Die herumrennenden Kinder, das Geschrei, all das war zu viel. Er
> merkte: «Ich kann noch weniger machen, als ich meinte. Das war einerseits
> eine spannende, aber auch eine ernüchternde Erkenntnis.»
>
> Und darum ist derzeit an ein Comeback nicht zu denken. Im Sommer dachte
> Blum noch, es könnte für Anfang Saison reichen – ein Irrtum. Er hat darum
> keine sportlichen Ziele mehr, keine Timeline. Er will sich nicht unter
> Druck setzen, auch wenn sein Vertrag im Sommer ausläuft. Wenn es diese
> Saison nicht mehr reiche, dann vielleicht nächste. Und sonst halt überhaupt
> nicht mehr.
>
> «Ich muss nichts mehr beweisen», sagt Blum. Er ist 35, war mit dem SCB drei
> Mal Meister, gewann 2013 WM-Silber, nahm an Olympia teil. Natürlich würde
> er gerne nochmals vor Fans spielen: «Ich werde als Musiker kaum je ein
> grosser Rockstar, der vor so vielen Leuten spielt», scherzt Blum.
> Entscheidend sei für ihn nun aber etwas anderes, sagt er: die Symptome
> nicht mehr zu haben, erst dann komme der nächste Schritt. Und: «Ich habe
> nun die innere Ruhe, um komplett auf meine Gesundheit zu hören. Die wird
> mir sagen, in welche Richtung es geht.»
Danke dir ganz herzlich fürs posten es ist schon seltsam meinen Lieblingsspieler nicht mehr auf dem Eis herum kurven zu sehen das zu lesen macht einem schon nachdenklich wünsche ihm nur das allerbeste und bestmögliche Genesung und wen er nicht mehr zurück kommt aufs Eis da soll es so sein FOREVER58 Eric Bium