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von Warmduscher » Mo 15. Feb 2021, 23:09
Talisker hat geschrieben:
> Es ist richtig, dass ML zu den Initianten des Reformpaketes gehörte. Wenn
> nun aber so getan wird, als ob er der sich sträubenden Liga etwas
> aufdrücken wolle, so entspricht das schlichtweg nicht der Wahrheit. Die
> Mehrheit der Klubs ist für das Paket - mit Betonung auf Paket - und nicht
> nur einzelner Komponenten daraus. Offenbar waren seine Argumente
> stichhaltig für diejenigen, welche sich im Alltag mit genau diesen
> Problemen herumschlagen, welche die Reform adressiert. Von den Gegnern der
> Reform hört man aber - ausser Behauptungen über den Untergang des
> CH-Hockeys - nichts, was auch nur ansatzweise die praktischen Probleme
> lösen würde. Und weil die Argumente fehlen, muss man nun halt über die
> Antipathie-Schiene kommen: Der böse arrogante Lüthi vom SCB ist schuld,
> deshalb ist es sowieso Müll. Was Wasser auf die Mühlen derjenigen ist,
> welche ihr privates Früstchen über M.L. abreagieren müssen. Aber der Klaus
> weiss natürlich, wie er seine Pappenheimer anheizen muss. Vielleicht fällt
> dem einen oder anderen aber doch auf, dass Klaus im Prinzip alle
> Klubvertreter, welche für die Reform sind, samt und sonders als Idioten
> abstempelt. Dass diese angeblichen "Lölis" zig mal mehr von der
> Sache verstehen, und - anders als Klaus Zaugg - sich nicht alle paar Tage
> aus der Verantwortung stehlen können, indem sie heute das Gegenteil von dem
> vertreten, was sie am Vortag sagten, wäre auch noch eine Überlegung wert.
>
> Item, über was die Klubpräsidenten tatsächlich beraten, wird man irgendwann
> vernehmen. Die Reform wird früher oder später so oder so kommen, weil sich
> das Hockey in den letzten 10-15 Jahren stark verändert hat, und man diesen
> Veränderungen Rechnung tragen muss. Die Auswirkungen werden sich ansonsten
> immer mehr bemerkbar machen. Für Klaus kein Problem, er hat es ja dann
> schon immer gewusst, dass man auch ein erfolgreiches Produkt den
> veränderten Marktgegebenheiten anpassen muss. Er kann sich aus langjähriger
> Erfahrung darauf verlassen, dass sein Stammpublikum auch diese Kehrtwende
> nicht bemerken wird.
Würde dir gerne zustimmen, alleine schon deiner geschmeidigen Schreibweise wegen. Doch mir scheint dein Beitrag doch etwas viel Fangeruch zu haben, um ihn einfach so stehen zu lassen.
Die Verdienste von ML und seine Kumpanen im Hintergrund sind gross. Ruhm und Vermögen sollen ihnen sicher sein. Was den Klubkönig nicht davor schützt sich selbst im Weg zu stehen, ein Ohr dem gemeinen Volk zu schenken und nötige Reformen anzugehen. Nachlässigkeit, Riten und Gewohnheiten zu überdenken fällt schwer. Dass das System SCB finanziell wir sportlich an seine Grenzen stößt hat sich schon längere Zeit abgezeichnet. Prokrastinieren ist menschlich. In gesamtverantwortlicher Position hingegen suboptimal.
Dass es Reformen braucht verneint kaum jemand. Zu offensichtlich sind die Fortschritte im europäischen Umland. Zu angespannt ist die finanzielle Lage bei den Klubs. Sie ist in der Regel aber hausgemacht. Denn als Sportmanager zockst man in einem hoch volatilen Markt. Angebot und Nachfrage verschieben sich. In letzten Jahren hin zu einem fast reinen Nachfragemarkt. Selbst den eitelsten Fremdgeld-Zockern wurde in letzten Jahren klar, dass die Miesen größer werden und nur in gemeinsam organisiertem Anlauf die Probleme angegangen werden können.
Dass dabei ein grosser Kompromiss nur über Abspaltung vom Verband und einem Gesamtreformpaket gefunden werden kann war abzusehen. Die Verantwortlichen sind ja nicht doof. Doch ob sie dabei das Interesse des CH-Hockey als oberstes Gebot betrachten, darf sehr in Frage gestellt werden. Corona akzuentierte die Probleme nochmals, womit für besonders Gewiefte der ideale Moment gekommen schien, diese vom eigenen ruinösen Handeln ablenkende Reformen durch zu peitschen.
Dass es ausgerechnet den Hoch zu Ross agierende SCB mit Gallionsfigur ML besonders hart traf, ist schon fast Ironie. Nun konnte man nicht mehr aus einer Situation der Stärke heraus handeln, sondern musste darauf hoffen, dass die anderen Klubs mitziehen. Und dass ausgerechnet die Ausländerfrage als erstes abgehandelt werden sollte, erstaunt in diesem Zusammenhang auch nicht. Denn basieren die finanziellen Probleme fasst aller Klubs nicht gerade darauf, dass rücksichtslos auf Spieler gewettet wird und dadurch der Markt ausser Rand und Band ist? Doch sind es weder die Spieler noch die Agenten, welche die Löhne machen. Es sind alleine die Klubs, im Rausch der Tabellenplatzierung und Missgunst andern Vereinen gegenüber. Der SCB ist dabei nicht besonders subtil vorgegangen.
Wir alle mögen einfache Lösungen und in der Not neigt der Mensch zu Irrationalität. So erstaunt weder die Vorgehensweise, noch die Inkaufnahme der Konsequenzen. Hauptsache, die eigenen Versäumnisse beschädigen nicht das eigene Erbe.