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von Talisker » Mi 8. Jan 2020, 11:00
Hier noch ein "Extrakt" aus einem Beitrag im "Tagi-Universum" von Kent Ruhnke, welcher vermutlich in allen Blättern des Konzerns (inklusive BZ) abgedruckt worden ist. Quasi dem permanenten Thema "Coaching-Unterhaltung-Erfolg" gewidmet:
".......Im Hallenstadion sah ich am Sonntag die moderne Version des Spiels, das wir alle so lieben. Die beiden beflissenen, gelehrten skandinavischen Coaches spielten Schach auf Eis und versuchten, die Schwächen des anderen aufzudecken und jedes Detail zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Zürcher machten einen nervösen Eindruck, und ihre Passqualität war miserabel. Die Zuger waren lange aktiver, verschafften sich mit ihrem Forechecking das Momentum. Bis sie damit aufhörten.
Im ersten Drittel war der EVZ klar besser. Das zweite spielte sich mehrheitlich in der neutralen Zone ab (was die meisten Coaches bevorzugen) und war technisch gut, aber ohne Esprit. Im dritten fanden die Zürcher endlich ihr berüchtigtes Powerspiel, das sie in ihren erfolgreichen Jahren ausgezeichnet hatte. Sie hätten den Sieg verdient. Doch sie begannen eben ein bisschen zu spät. Für ein Spiel, in dem es um die Leaderposition ging, war dieser Spitzenkampf für mich ziemlich enttäuschend.
Es wird ja oft gesagt, man könne jemanden aus seiner Kultur herausreissen, aber die Kultur nicht aus ihm. 30 Jahre nach dem Mauerfall sind die diversen Eishockeykulturen immer noch klar ersichtlich. Die Skandinavier spielen kühles, kalkuliertes Eishockey. Die Russen stehen für beseeltes Offensivspiel, aber sie geraten in Probleme, wenn die Teamdefensive gefragt ist (wie nun wieder im Final der Junioren-WM gegen Kanada zu sehen war). Und die Kanadier finden immer noch meist irgendwie einen Weg zum Sieg (dito). Je kräftiger, schneller und athletischer die Spieler werden, desto taktisch anspruchsvoller wird der Job für die Coaches.
Als ich meine früheren Spieler fragte, wieso es die Schweizer Clubteams immer noch nicht schafften, die besten Europas zu schlagen, wie wir in der Champions League wieder sahen, war die Antwort einhellig: «Es liegt an der fehlenden Konkurrenz. Es ist zu einfach, nach oben zu kommen.» Das stimmt wohl. Und was sich, bei allem Wandel, auch nicht verändert hat: Inspiration und Freude sind der Schlüssel. Da müssen die ZSC Lions und der EV Zug noch zulegen, wenn sie im Frühling um den Titel spielen wollen....."