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von ramsi » Sa 9. Apr 2016, 10:40
Ein interessanter Artikel in der Zürichseezeitung. Das heutige Spiel ist sicherheitstechnisch eine Herausforderung, angesichts des Fussballspiels YB- Lugano im Vorprogramm.
Erinnerungen ans schwarze 2001. (ZSZ 9.4.2016)
Nach den hässlichen Scharmützeln und dem
wenig zivilisierten Gebaren der
Zuschauer in Lugano sind die
Liga und Vernunft gefragt. Weniger bei Bern, das
im Final 2:1 führt, als viel mehr in Lugano:
Vor 15 Jahren – exakt am 7. April
2001 – ereignete sich in Lugano
das, was als «Schandnacht» im
Schweizer Eishockey bisher einmalig
war. Im Anschluss an den
Verlängerungstreffer Morgan Samuelssons
zum Titelgewinn der
ZSC Lions in der Resega wurde
die Pokalübergabe verunmöglicht.
Die Spieler hatten in die
Garderobe zu flüchten, es explodierten
Feuerwerkskörper und
Knallpetarden. Dazu übernahmen
rund 30 Randalierer das
Kommando in der Halle. Mit
Bänken, Eishockeystöcken und
Schirmen bewaffnet zogen sie
einem Saubannerzug gleich
durch die Halle. Die Sicherheitskräfteschautennurzu, die Polizei
war zu weit weg, um an diesem
schwarzen Abend einzuschreiten.
Liga und Lugano gefordert
Lugano war damals ursprünglich
mit einer Busse von Fr. 40000.–
und drei Heimspielen unter Ausschluss
der Öffentlichkeit zum
Start der Saison 2001/02 verurteilt worden–in erster
Instanz.
Nach einem Rekurs von Lugano
wurde die Busse halbiert, dazu
fand nur der erste Saisonmatch
(4:1 gegen Rapperswil) als «Geisterspiel»
statt.
Diesen Frühling wird noch
mindestens eine Partie in Lugano
ausgetragen. Bis dahin hat die Liga
in Zusammenarbeit mit Lugano
dringendst dafür zu sorgen,
dass sich die Zustände wieder so
weit normalisieren, dass man
sich in der Resega nicht mehr im
Mittelalter wähnt wie am 7. April
2016. Was da am Donnerstag auf
dem Weg zum 3:2-Sieg des SC
Bern nach Verlängerung alles von
den Zuschauerrängen aufs Eis geworfen
wurde, wie oft das Feld
zusätzlich gereinigt werden
musste, das ging eindeutig zu
weit.Dass ein Zuschauernochdie
Scheibe zu Berns Strafbank zertrümmerte,
ist auch nicht unter
«Alltag an einem Eishockeyspiel»
zu verbuchen. Aufgeheizt worden
sind die Anhänger Luganos,
schon vor dem Spiel in einer «Zu allem-bereit-Stimmung»,
allerdings
auch vom Auftreten ihrer
Mannschaft und deren Trainer
im ersten Drittel. Das war Knüppeleishockey
von der billigsten
Sorte. Und von den Schiedsrichtern
gar nicht glücklich gehandhabt.
Ihr Credo, «nicht mit einem
Pfiff eine Partie zu entscheiden»,
ist inakzeptabel. Wenn sie bei klaren
Fouls nicht pfeifen, entscheiden
sie ja die Partie dennoch mit.
Es war erstaunlich, dass ausgerechnet
dem erfahrenen Paar
Danny Kurmann/Didier Massy
der Match der massen entglitt.
Interessanterweise wählten
die Tessiner Maxim Lapierre zum
besten Mann ihres Teams. Weil er
ein Tor geschossen hat. Niemand
hat offenbar bemerkt, dass der
Kanadier beim entscheidenden
2:3 das Bully verlor und dass er
beim 0:1 ebenfalls auf dem Eis gestanden
hatte – als Zuschauer fernder Aktion.
Lapierres Bilanz im Playoff für
Lugano ist somit bei minus 3 und
70 Strafminuten angelangt. Das
Minus begleitet ihn seit sieben
Jahren. Ab 2009 wies er in der
Qualifikation ständig eine negative Bilanz
auf. –17 lautete die Marke
bei MODO, wo vor seinem
Wechsel zu Lugano nur noch ein
Spieler schlechter war. Vielleicht
muss sich Lugano doch mehr aufs
Spielen konzentrieren, um noch
eine Chance gegen Bern zu haben.
«Wir liegen zum ersten Mal in
einer Serie in Rückstand», sagte
Luganos Captain Steve Hirschi.
«Nun wird sich zeigen, wie gut wir
als Team wirklich funktionieren.» Fünf
von sechs Playoff-Auswärtsspielen gewannen die Tessiner.
Ihre erste Niederlage in
einem fremden Stadion erlitten
sie am Dienstag inBern.
Die Berner weisen dagegen
eine höchst beeindruckende
Heimbilanz in den Playoffs auf:
fünf Heimspiele, fünf Siege. Und
nur gerade vier kassierte Gegentore. Nicht gegen irgendwen,
sondern
gegen die ZSC Lions und
den HC Davos sowie (bisher einmal)
gegen Lugano. Diese drei
Teams sind nicht als solche mit
Offensivproblemen bekannt. In
der Qualifikation waren sie in der
Torproduktion führend.