Re: Pressemeldungen
Verfasst: Mo 15. Aug 2022, 12:01
Und noch ein artikel zu baumgartner
Nach einer Woche fühlt er sich schon heimisch
Benjamin Baumgartner zog vor einem Jahr mit grossen Erwartungen von Davos nach Lausanne. Mit einem Jahr Verspätung will der Österreicher mit Schweizer Lizenz nun in Bern voll angreifen.
Marco Keller
Publiziert heute um 12:40 Uhr
Mit dem Bären im Rücken und auf der Brust will er zu alter Stärke zurück: Der neue SCB-Österreicher Benjamin Baumgartner.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Er kommt als Letzter vom Eis und entschuldigt sich, dass es noch einen Moment bis zum Interview daure. Er muss zuerst noch die Pucks in der Garderobe deponieren. Viele davon hat er in der letzten halben Stunde eigenhändig im Tor in der Trainingshalle versenkt. Als der offizielle Trainingsteil beendet war, galt das für sein Programm noch lange nicht: Zuerst machte er mit Thierry Bader mehrere Übungen, um die Puckkontrolle zu verbessern. Weiter auf dem Zusatz-Menüplan: Direktschüsse, dazu schnelle und trickreiche Drehungen gefolgt von einem Abschluss. Einer schöner als der andere, auf der Vorhand- wie auf der Backhand-Seite. Details seien hier nicht verraten, die Gegner lesen ja vielleicht auch Zeitung.
«Ich trainiere sehr gern», sagt Benjamin Baumgartner, «ich versuche, alles perfekt zu machen, auch wenn ich allein bin. Im Spiel wird es dann ja schneller hin- und hergehen, da wird nicht alles perfekt funktionieren. Aber je besser ich vorbereitet bin, desto besser sollte es gehen.» Und dass er am Schluss des Trainings wie ein Rookie die Scheiben aus dem Tor klaubt und dann an ihrem angestammten Platz verstaut, das sei normal: «Ich will damit auch zeigen, dass ich mithelfen und mich nicht einfach bedienen lassen will.»
Warum klappte es in Lausanne nicht?
Benjamin Baumgartner, 22, ist seit seiner Zeit beim HC Davos einer der grössten Hoffnungsträger auf Schweizer Eis. Der Österreicher mit Schweizer Lizenz durchlief im Landwassertal ab 2014 die Juniorenstufen und spielte sich kontinuierlich hoch. In seinen ersten beiden richtigen Saisons in der National League totalisierte er 27 respektive 25 Punkte. Und weckte damit Begehrlichkeiten.
Unter anderem beim Lausanne HC, wo er 2021 einen Vierjahresvertrag unterzeichnete. Den nächsten Karriereschritt wollte er am Genfersee machen, und gewiss hat auch das Finanzielle gestimmt. Glücklich wurde Baumgartner beim LHC, dem businesslastigen Gegenentwurf zum familiären HC Davos, aber nicht: Seine Skorerwerte halbierten sich, dazu sank die Plus/Minus-Bilanz in der letzten Regular Season in beunruhigende Tiefen (minus 8).
Natürlich muss die Frage kommen, weshalb er – wie zuletzt etliche andere – sein Glück in Lausanne nicht gefunden habe. Benjamin Baumgartner lacht, so wie er es oft tut, will die Vergangenheit aber ruhen lassen: «Es hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, aber mehr möchte ich dazu nicht sagen.»
Mehrere Davoser Förderer arbeiten nun in Bern
Als er sich dazu entschied, den Vertrag aufzulösen und damit auch auf substanzielles Geld zu verzichten – Lausanne hatte ihm signalisiert, dass er in den Clubplanungen keine Rolle mehr spielte –, hatte er mehrere Optionen. Eine davon war der SC Bern, wo mittlerweile etliche seiner Förderer aus Davos arbeiten: Cheftrainer Johan Lundskog, Athletiktrainer Steven Lingenhag und CEO Raeto Raffainer. «Dass ich sie schon kannte, hat bei meinem Entscheid für den SC Bern eine Rolle gespielt. Sie kennen mich und mein Potenzial», bestätigt die Nummer 98, die sich für zwei Jahre an die Bundesstädter gebunden hat. Ein weiterer Faktor ist der Gedanke des Miteinanders: «Ich habe speziell Wert darauf gelegt, dass ich mich wieder heimisch fühle, und hatte das Gefühl, das sei hier am besten. Ich habe von Spielern gehört, dass das Team sehr gut zusammenhält.»
Natürlich freut er sich – wie jeder Neuzugang –, bald auch regelmässig im Wettkampf vor der beeindruckendsten Kulisse im kontinentalen Eishockey einlaufen zu dürfen: «Es hat mich immer zusätzlich motiviert, vor dieser Kulisse zu spielen, und jetzt bin ich froh, spiele ich für den SCB und kann daraus noch mehr Energie ziehen.» Man merkts: Baumgartner fühlt sich in Bern nach einer Woche schon heimisch, auch wenn er noch eine Wohnung sucht. Momentan logiert er bei einem Teamkollegen, der an der U-20-WM weilt, am Tag unseres Gesprächs hatte er zwei Besichtigungstermine.
«Ich will einfach das Beste aus mir herausholen und zu meinen Stärken zurückfinden.»
Benjamin Baumgartner
Er ist der bislang letzte Mosaikstein einer Mannschaft, die mit dem Vorjahresteam nur noch den Clubnamen gemeinsam hat. Ein Team, mit dem ganz hohe Ambitionen durchaus nicht ausgeschlossen werden müssen. Baumgartner will aber nicht zu weit vorausschauen: «Unser Potenzial ist sehr gross. Zuerst geht es aber einmal darum, dass wir das Playoff erreichen.» Dazu beitragen will natürlich auch er. In welcher Form und Rolle, darüber hat er sich noch keine grossen Gedanken gemacht: «Ich will einfach das Beste aus mir herausholen und zu meinen Stärken zurückfinden.»
Am 16. September startet die Meisterschaft mit dem Heimspiel gegen Champion Zug. Spätestens ab dann will Benjamin Baumgartner wieder die gegnerischen Netze erzittern lassen. Nur selber herausklauben wird er die Pucks dann nicht mehr.
Nach einer Woche fühlt er sich schon heimisch
Benjamin Baumgartner zog vor einem Jahr mit grossen Erwartungen von Davos nach Lausanne. Mit einem Jahr Verspätung will der Österreicher mit Schweizer Lizenz nun in Bern voll angreifen.
Marco Keller
Publiziert heute um 12:40 Uhr
Mit dem Bären im Rücken und auf der Brust will er zu alter Stärke zurück: Der neue SCB-Österreicher Benjamin Baumgartner.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Er kommt als Letzter vom Eis und entschuldigt sich, dass es noch einen Moment bis zum Interview daure. Er muss zuerst noch die Pucks in der Garderobe deponieren. Viele davon hat er in der letzten halben Stunde eigenhändig im Tor in der Trainingshalle versenkt. Als der offizielle Trainingsteil beendet war, galt das für sein Programm noch lange nicht: Zuerst machte er mit Thierry Bader mehrere Übungen, um die Puckkontrolle zu verbessern. Weiter auf dem Zusatz-Menüplan: Direktschüsse, dazu schnelle und trickreiche Drehungen gefolgt von einem Abschluss. Einer schöner als der andere, auf der Vorhand- wie auf der Backhand-Seite. Details seien hier nicht verraten, die Gegner lesen ja vielleicht auch Zeitung.
«Ich trainiere sehr gern», sagt Benjamin Baumgartner, «ich versuche, alles perfekt zu machen, auch wenn ich allein bin. Im Spiel wird es dann ja schneller hin- und hergehen, da wird nicht alles perfekt funktionieren. Aber je besser ich vorbereitet bin, desto besser sollte es gehen.» Und dass er am Schluss des Trainings wie ein Rookie die Scheiben aus dem Tor klaubt und dann an ihrem angestammten Platz verstaut, das sei normal: «Ich will damit auch zeigen, dass ich mithelfen und mich nicht einfach bedienen lassen will.»
Warum klappte es in Lausanne nicht?
Benjamin Baumgartner, 22, ist seit seiner Zeit beim HC Davos einer der grössten Hoffnungsträger auf Schweizer Eis. Der Österreicher mit Schweizer Lizenz durchlief im Landwassertal ab 2014 die Juniorenstufen und spielte sich kontinuierlich hoch. In seinen ersten beiden richtigen Saisons in der National League totalisierte er 27 respektive 25 Punkte. Und weckte damit Begehrlichkeiten.
Unter anderem beim Lausanne HC, wo er 2021 einen Vierjahresvertrag unterzeichnete. Den nächsten Karriereschritt wollte er am Genfersee machen, und gewiss hat auch das Finanzielle gestimmt. Glücklich wurde Baumgartner beim LHC, dem businesslastigen Gegenentwurf zum familiären HC Davos, aber nicht: Seine Skorerwerte halbierten sich, dazu sank die Plus/Minus-Bilanz in der letzten Regular Season in beunruhigende Tiefen (minus 8).
Natürlich muss die Frage kommen, weshalb er – wie zuletzt etliche andere – sein Glück in Lausanne nicht gefunden habe. Benjamin Baumgartner lacht, so wie er es oft tut, will die Vergangenheit aber ruhen lassen: «Es hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, aber mehr möchte ich dazu nicht sagen.»
Mehrere Davoser Förderer arbeiten nun in Bern
Als er sich dazu entschied, den Vertrag aufzulösen und damit auch auf substanzielles Geld zu verzichten – Lausanne hatte ihm signalisiert, dass er in den Clubplanungen keine Rolle mehr spielte –, hatte er mehrere Optionen. Eine davon war der SC Bern, wo mittlerweile etliche seiner Förderer aus Davos arbeiten: Cheftrainer Johan Lundskog, Athletiktrainer Steven Lingenhag und CEO Raeto Raffainer. «Dass ich sie schon kannte, hat bei meinem Entscheid für den SC Bern eine Rolle gespielt. Sie kennen mich und mein Potenzial», bestätigt die Nummer 98, die sich für zwei Jahre an die Bundesstädter gebunden hat. Ein weiterer Faktor ist der Gedanke des Miteinanders: «Ich habe speziell Wert darauf gelegt, dass ich mich wieder heimisch fühle, und hatte das Gefühl, das sei hier am besten. Ich habe von Spielern gehört, dass das Team sehr gut zusammenhält.»
Natürlich freut er sich – wie jeder Neuzugang –, bald auch regelmässig im Wettkampf vor der beeindruckendsten Kulisse im kontinentalen Eishockey einlaufen zu dürfen: «Es hat mich immer zusätzlich motiviert, vor dieser Kulisse zu spielen, und jetzt bin ich froh, spiele ich für den SCB und kann daraus noch mehr Energie ziehen.» Man merkts: Baumgartner fühlt sich in Bern nach einer Woche schon heimisch, auch wenn er noch eine Wohnung sucht. Momentan logiert er bei einem Teamkollegen, der an der U-20-WM weilt, am Tag unseres Gesprächs hatte er zwei Besichtigungstermine.
«Ich will einfach das Beste aus mir herausholen und zu meinen Stärken zurückfinden.»
Benjamin Baumgartner
Er ist der bislang letzte Mosaikstein einer Mannschaft, die mit dem Vorjahresteam nur noch den Clubnamen gemeinsam hat. Ein Team, mit dem ganz hohe Ambitionen durchaus nicht ausgeschlossen werden müssen. Baumgartner will aber nicht zu weit vorausschauen: «Unser Potenzial ist sehr gross. Zuerst geht es aber einmal darum, dass wir das Playoff erreichen.» Dazu beitragen will natürlich auch er. In welcher Form und Rolle, darüber hat er sich noch keine grossen Gedanken gemacht: «Ich will einfach das Beste aus mir herausholen und zu meinen Stärken zurückfinden.»
Am 16. September startet die Meisterschaft mit dem Heimspiel gegen Champion Zug. Spätestens ab dann will Benjamin Baumgartner wieder die gegnerischen Netze erzittern lassen. Nur selber herausklauben wird er die Pucks dann nicht mehr.