Re: Pressemeldungen
Verfasst: Mi 27. Apr 2022, 10:42
Warum die zwei Silberhelden mit ihrer Ausbootung hadern
Für Raphael Diaz und Simon Moser hat es keinen Platz mehr in der Nationalmannschaft. Die Begründung von Trainer Patrick Fischer wirft bei ihnen Fragezeichen auf.
Marco Oppliger
Marco Oppliger
Publiziert: 26.04.2022, 20:02
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Während Jahren gingen Simon Moser (links) und Raphael Diaz (rechts) im Nationalteam voraus. Nun müssen sie jüngeren Spielern Platz machen.
Während Jahren gingen Simon Moser (links) und Raphael Diaz (rechts) im Nationalteam voraus. Nun müssen sie jüngeren Spielern Platz machen.
Foto: Christian Bruna (Keystone)
Ein alter Bekannter aus Langnau betritt das SCB-Stadionrestaurant. Er sieht Simon Moser in einer Ecke sitzen und geht auf ihn zu. «Muesch scho bau irücke?» Gemeint ist damit freilich nicht der Militärdienst, sondern das Trainingslager der Schweizer Nationalmannschaft. Für Moser, den SCB-Captain, ein Fixtermin – eigentlich. Aber nun entgegnet er trocken: «Nei, si hei mi nümm ufbote.»
WEITER NACH DER WERBUNG
Seit 2010 gehört der Berner zum Kreis der Nationalmannschaft. 7 Weltmeisterschaften und 3 Olympia-Turniere hat er bestritten, insgesamt 176 Länderspiele absolviert. Mit seiner Wucht und Wasserverdrängung (1,87 m, 97 kg) war der 33-Jährige lange einer der wenigen Schweizer Flügel, die über internationale Härte verfügten. Auch deshalb gehörte er während Jahren zum Captainteam der Landesauswahl.
Doch damit ist nun Schluss. Nationaltrainer Patrick Fischer und Direktor Lars Weibel wollen nach dem missglückten Olympia-Auftritt (nur 1 Sieg, Out im Viertelfinal) und hinsichtlich der Winterspiele 2026 einen Umbruch einleiten. Für Moser und Captain Raphael Diaz ist kein Platz mehr im Ensemble.
Für Moser zählt die Leistung – nicht das Alter
In einer Medienkonferenz sagte Fischer: «Diese Mannschaft hat Unglaubliches geleistet. Aber wir müssen sie erneuern. Und das macht man, indem man auch den Kern erneuert.» Es sei immer schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine solche Massnahme zu finden. Doch in der Aufarbeitung der Olympischen Spiele sind er und Weibel zum Schluss gekommen, dass dem Team das gewisse Feuer gefehlt habe, der Wille auch, den berühmten zusätzlichen Schritt zu machen. «Deshalb braucht es eine Veränderung.»
Kennen sich schon viele Jahre: Raphael Diaz und Simon Moser (r.) während der WM 2016 in Russland.
Kennen sich schon viele Jahre: Raphael Diaz und Simon Moser (r.) während der WM 2016 in Russland.
Foto: Salvatore Di Nolfi (Keystone)
Moser und Diaz haben nach ihrer Ausbootung zusammen telefoniert. Letzterer hatte nach dem Playoff-Out mit Gottéron gar die Teamreise abgesagt, um sich auf die WM vorbereiten zu können – bis sein Vorhaben ein paar Tage später obsolet wurde. «Natürlich war ich sehr überrascht und enttäuscht», hielt er gegenüber den «Freiburger Nachrichten» fest. Er hätte sich einen schöneren Abgang gewünscht, das Kapitel Nationalmannschaft gerne mit einem positiven Gefühl beendet. «Deshalb ist es schon sehr bitter, wie es nun gelaufen ist.»
«Mir war bewusst, dass es irgendwann nicht mehr reichen würde. Dies mit dem Alter zu begründen, ist für mich allerdings fragwürdig.»
Simon Moser
Natürlich akzeptieren die beiden Routiniers den Entscheid Fischers. Aber Moser, der trotz einer neuerlichen Seuchensaison mit dem SCB ordentliche Werte (10 Tore/21 Assists) vorweisen kann, sagt auch: «Mir war bewusst, dass es irgendwann nicht mehr reichen würde. Dies mit dem Alter zu begründen, ist für mich allerdings fragwürdig.» Wie Diaz hätte er gerne eine Chance erhalten, sich in einer WM-Vorbereitung zu bewähren. «Es ist sinnvoll, die Jungen an dieses Niveau heranzuführen. Aber für mich ist die Leistungskultur das A und O.»
WEITER NACH DER WERBUNG
Ebenso überrascht zeigt er sich von der Begründung des Trainers, der Mannschaft habe in Peking das Feuer gefehlt. «Diesen Eindruck teile ich nicht. Klar, unsere Resultate waren nicht gut. Aber gerade die Leader haben dem Hockey alles untergeordnet.» Fischer jedenfalls habe ihm gegenüber weder im Einzelgespräch nach Olympia noch kürzlich während eines Telefonats von fehlendem Feuer und Engagement gesprochen.
Für den SCB sieht er Licht am Horizont
Moser und Diaz stehen für die goldene Generation, die die Nationalmannschaft zweimal zu WM-Silber führte. Jetzt sollen andere diesen Weg weiterführen.
Der Berner will nun die nächsten Wochen für einen gezielten Aufbau nach einer kürzlich erfolgten Meniskusoperation nutzen. Denn genug vom Eishockey hat er noch lange nicht. Zumal er überzeugt ist, dass es für den SCB nach drei Jahren Erfolglosigkeit wieder aufwärtsgehen wird: «Es wird ein ganz anderes Gefüge geben, das ist sehr spannend. Da stossen ein paar gute Charaktere zu uns.» Im neuen Umfeld will der Leitwolf wiederum vorangehen, sich seine Rolle erkämpfen und verdienen, wie er es sagt.
Das Thema Nationalmannschaft hat er – zumindest für sich – noch nicht ad acta gelegt. Den Rücktritt werde er nie geben, sagt Moser. Im Wissen darum, dass sich diese Tür zumindest mit dem jetzigen Trainerstab nicht mehr öffnen wird.
Unlängst sprach Lars Weibel ihm und Diaz grossen Dank für ihre Dienste aus. Und er liess verlauten, man werde den beiden in naher Zukunft einen würdigen Abschied bereiten.
Für Raphael Diaz und Simon Moser hat es keinen Platz mehr in der Nationalmannschaft. Die Begründung von Trainer Patrick Fischer wirft bei ihnen Fragezeichen auf.
Marco Oppliger
Marco Oppliger
Publiziert: 26.04.2022, 20:02
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Während Jahren gingen Simon Moser (links) und Raphael Diaz (rechts) im Nationalteam voraus. Nun müssen sie jüngeren Spielern Platz machen.
Während Jahren gingen Simon Moser (links) und Raphael Diaz (rechts) im Nationalteam voraus. Nun müssen sie jüngeren Spielern Platz machen.
Foto: Christian Bruna (Keystone)
Ein alter Bekannter aus Langnau betritt das SCB-Stadionrestaurant. Er sieht Simon Moser in einer Ecke sitzen und geht auf ihn zu. «Muesch scho bau irücke?» Gemeint ist damit freilich nicht der Militärdienst, sondern das Trainingslager der Schweizer Nationalmannschaft. Für Moser, den SCB-Captain, ein Fixtermin – eigentlich. Aber nun entgegnet er trocken: «Nei, si hei mi nümm ufbote.»
WEITER NACH DER WERBUNG
Seit 2010 gehört der Berner zum Kreis der Nationalmannschaft. 7 Weltmeisterschaften und 3 Olympia-Turniere hat er bestritten, insgesamt 176 Länderspiele absolviert. Mit seiner Wucht und Wasserverdrängung (1,87 m, 97 kg) war der 33-Jährige lange einer der wenigen Schweizer Flügel, die über internationale Härte verfügten. Auch deshalb gehörte er während Jahren zum Captainteam der Landesauswahl.
Doch damit ist nun Schluss. Nationaltrainer Patrick Fischer und Direktor Lars Weibel wollen nach dem missglückten Olympia-Auftritt (nur 1 Sieg, Out im Viertelfinal) und hinsichtlich der Winterspiele 2026 einen Umbruch einleiten. Für Moser und Captain Raphael Diaz ist kein Platz mehr im Ensemble.
Für Moser zählt die Leistung – nicht das Alter
In einer Medienkonferenz sagte Fischer: «Diese Mannschaft hat Unglaubliches geleistet. Aber wir müssen sie erneuern. Und das macht man, indem man auch den Kern erneuert.» Es sei immer schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine solche Massnahme zu finden. Doch in der Aufarbeitung der Olympischen Spiele sind er und Weibel zum Schluss gekommen, dass dem Team das gewisse Feuer gefehlt habe, der Wille auch, den berühmten zusätzlichen Schritt zu machen. «Deshalb braucht es eine Veränderung.»
Kennen sich schon viele Jahre: Raphael Diaz und Simon Moser (r.) während der WM 2016 in Russland.
Kennen sich schon viele Jahre: Raphael Diaz und Simon Moser (r.) während der WM 2016 in Russland.
Foto: Salvatore Di Nolfi (Keystone)
Moser und Diaz haben nach ihrer Ausbootung zusammen telefoniert. Letzterer hatte nach dem Playoff-Out mit Gottéron gar die Teamreise abgesagt, um sich auf die WM vorbereiten zu können – bis sein Vorhaben ein paar Tage später obsolet wurde. «Natürlich war ich sehr überrascht und enttäuscht», hielt er gegenüber den «Freiburger Nachrichten» fest. Er hätte sich einen schöneren Abgang gewünscht, das Kapitel Nationalmannschaft gerne mit einem positiven Gefühl beendet. «Deshalb ist es schon sehr bitter, wie es nun gelaufen ist.»
«Mir war bewusst, dass es irgendwann nicht mehr reichen würde. Dies mit dem Alter zu begründen, ist für mich allerdings fragwürdig.»
Simon Moser
Natürlich akzeptieren die beiden Routiniers den Entscheid Fischers. Aber Moser, der trotz einer neuerlichen Seuchensaison mit dem SCB ordentliche Werte (10 Tore/21 Assists) vorweisen kann, sagt auch: «Mir war bewusst, dass es irgendwann nicht mehr reichen würde. Dies mit dem Alter zu begründen, ist für mich allerdings fragwürdig.» Wie Diaz hätte er gerne eine Chance erhalten, sich in einer WM-Vorbereitung zu bewähren. «Es ist sinnvoll, die Jungen an dieses Niveau heranzuführen. Aber für mich ist die Leistungskultur das A und O.»
WEITER NACH DER WERBUNG
Ebenso überrascht zeigt er sich von der Begründung des Trainers, der Mannschaft habe in Peking das Feuer gefehlt. «Diesen Eindruck teile ich nicht. Klar, unsere Resultate waren nicht gut. Aber gerade die Leader haben dem Hockey alles untergeordnet.» Fischer jedenfalls habe ihm gegenüber weder im Einzelgespräch nach Olympia noch kürzlich während eines Telefonats von fehlendem Feuer und Engagement gesprochen.
Für den SCB sieht er Licht am Horizont
Moser und Diaz stehen für die goldene Generation, die die Nationalmannschaft zweimal zu WM-Silber führte. Jetzt sollen andere diesen Weg weiterführen.
Der Berner will nun die nächsten Wochen für einen gezielten Aufbau nach einer kürzlich erfolgten Meniskusoperation nutzen. Denn genug vom Eishockey hat er noch lange nicht. Zumal er überzeugt ist, dass es für den SCB nach drei Jahren Erfolglosigkeit wieder aufwärtsgehen wird: «Es wird ein ganz anderes Gefüge geben, das ist sehr spannend. Da stossen ein paar gute Charaktere zu uns.» Im neuen Umfeld will der Leitwolf wiederum vorangehen, sich seine Rolle erkämpfen und verdienen, wie er es sagt.
Das Thema Nationalmannschaft hat er – zumindest für sich – noch nicht ad acta gelegt. Den Rücktritt werde er nie geben, sagt Moser. Im Wissen darum, dass sich diese Tür zumindest mit dem jetzigen Trainerstab nicht mehr öffnen wird.
Unlängst sprach Lars Weibel ihm und Diaz grossen Dank für ihre Dienste aus. Und er liess verlauten, man werde den beiden in naher Zukunft einen würdigen Abschied bereiten.