Pressemeldungen
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Pressemeldungen
Bernerzeitung, 10.10.12
Steigerung nach schwachem Start
«Es war ein schrecklicher Start mit zwei Verlusttreffern in den Startminuten», meinte SCB-Chefcoach Antti Törmänen nach dem Arbeitssieg gegen ein über fast 60 Minuten unbequemes Ambri. Der Auftakt gegen den Tabellenletzten begann für die Berner mit einem herben Dämpfer: Nach 4:22 Minuten und einem Doppelschlag der Gastgeber sah sich der SCB-Chefcoach bereits zu einem Time-out gezwungen. Gleich mit zwei Breaks reüssierten die Tessiner gegen Geburtstagskind Marco Bührer (33). Dass Törmänen die Auszeit zum richtigen Zeitpunkt genommen hatte, bestätigte sein Team mit einer guten Reaktion. John Tavares mit seinem ersten Treffer im SCB-Dress und Tristan Scherwey korrigierten das Ergebnis bis zur 13.Minute auf 2:2.
Und mit dem zweiten Powerplaytor brachte Byron Ritchie die Berner noch im Startdrittel erstmals in Führung. Obwohl der SCB im zweiten Drittel seinen Vorsprung ausbauen konnte, funktionierte das Kombinationsspiel auf dem holprigen Eis nicht mehr wunschgemäss. Es fehlte bei den Bernern vor allem am nötigen Tempo. Und nachdem Ambri noch vor dem letzten Drittel auf 3:4 zu verkürzen vermögen hatte, mussten die Besucher einige heikle Situationen überstehen, um nicht noch eine unangenehme Überraschung zu erleben. John Tavares erlöste seine Teamkollegen in der Schlussminute mit seinem zweiten Torerfolg an diesem Abend ins leere Tor der Leventiner.
Die Partie am Dienstag hat wieder einmal gezeigt, wie eng die Teams in dieser Qualifikation zusammengerückt sind. Es braucht in jeder Partie die volle Konzentration, selbst wenn es gegen den seit Wochen erfolglosen Tabellenletzten geht. «Es war extrem schwierig, nach dem schnellen Rückstand zurückzukommen», fand Marco Bührer. An seinem 33.Geburtstag konnte sich der SCB-Keeper nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Der zweite Verlusttreffer wurde von einem eigenen Verteidiger (Roman Josi) noch abgelenkt, doch Bührer lobte die darauf erfolgte Reaktion des Teams und freute sich auf den Geburtstagsjass auf der Rückkehr nach Bern, wo er stets versucht, mit seinem Partner Beat Gerber die Gegner – Physiotherapeut David Udry und Philipp Furrer – auszutricksen.
Ambri im Elend
Ambri, der sympathische Kultverein in der Leventina, ist sportlich seit Jahren nicht mehr sehr erfolgreich. In der Saison 2005/ 2006 haben die Tessiner letztmals die Playoff-Viertelfinals erreicht. Seither führte der Weg regelmässig in die Playouts, im Frühjahr 2011 wurde nach dem Trainerwechsel vom Kanadier Benoit Laporte zum Amerikaner Kevin Constantine der Abstieg erst in der Ligaqualifikation verhindert. Constantine ist der siebte Cheftrainer, der die Mannschaft zurück zum Erfolg führen sollte. Doch auch die Bilanz des ehemaligen NHL-Coachs (San Jose, Pittsburgh, New Jersey) nimmt sich seit seinem Amtsantritt im Oktober 2010 bescheiden aus.
Vorläufiger Tiefpunkt ist jetzt die jüngste Niederlage gegen den SCB – es ist die neunte in Folge. Noch am letzten Wochenende hat sich die Vereinsführung für den Verbleib des Amerikaners, der einen Vertrag bis 2014 besitzt, entschieden. Kann Constantine sein Team aber nicht in absehbarer Zeit zum Erfolg zurückführen, dann dürften die Tage des 53-jährigen Amerikaners in der Leventina dennoch gezählt sein.
Steigerung nach schwachem Start
«Es war ein schrecklicher Start mit zwei Verlusttreffern in den Startminuten», meinte SCB-Chefcoach Antti Törmänen nach dem Arbeitssieg gegen ein über fast 60 Minuten unbequemes Ambri. Der Auftakt gegen den Tabellenletzten begann für die Berner mit einem herben Dämpfer: Nach 4:22 Minuten und einem Doppelschlag der Gastgeber sah sich der SCB-Chefcoach bereits zu einem Time-out gezwungen. Gleich mit zwei Breaks reüssierten die Tessiner gegen Geburtstagskind Marco Bührer (33). Dass Törmänen die Auszeit zum richtigen Zeitpunkt genommen hatte, bestätigte sein Team mit einer guten Reaktion. John Tavares mit seinem ersten Treffer im SCB-Dress und Tristan Scherwey korrigierten das Ergebnis bis zur 13.Minute auf 2:2.
Und mit dem zweiten Powerplaytor brachte Byron Ritchie die Berner noch im Startdrittel erstmals in Führung. Obwohl der SCB im zweiten Drittel seinen Vorsprung ausbauen konnte, funktionierte das Kombinationsspiel auf dem holprigen Eis nicht mehr wunschgemäss. Es fehlte bei den Bernern vor allem am nötigen Tempo. Und nachdem Ambri noch vor dem letzten Drittel auf 3:4 zu verkürzen vermögen hatte, mussten die Besucher einige heikle Situationen überstehen, um nicht noch eine unangenehme Überraschung zu erleben. John Tavares erlöste seine Teamkollegen in der Schlussminute mit seinem zweiten Torerfolg an diesem Abend ins leere Tor der Leventiner.
Die Partie am Dienstag hat wieder einmal gezeigt, wie eng die Teams in dieser Qualifikation zusammengerückt sind. Es braucht in jeder Partie die volle Konzentration, selbst wenn es gegen den seit Wochen erfolglosen Tabellenletzten geht. «Es war extrem schwierig, nach dem schnellen Rückstand zurückzukommen», fand Marco Bührer. An seinem 33.Geburtstag konnte sich der SCB-Keeper nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Der zweite Verlusttreffer wurde von einem eigenen Verteidiger (Roman Josi) noch abgelenkt, doch Bührer lobte die darauf erfolgte Reaktion des Teams und freute sich auf den Geburtstagsjass auf der Rückkehr nach Bern, wo er stets versucht, mit seinem Partner Beat Gerber die Gegner – Physiotherapeut David Udry und Philipp Furrer – auszutricksen.
Ambri im Elend
Ambri, der sympathische Kultverein in der Leventina, ist sportlich seit Jahren nicht mehr sehr erfolgreich. In der Saison 2005/ 2006 haben die Tessiner letztmals die Playoff-Viertelfinals erreicht. Seither führte der Weg regelmässig in die Playouts, im Frühjahr 2011 wurde nach dem Trainerwechsel vom Kanadier Benoit Laporte zum Amerikaner Kevin Constantine der Abstieg erst in der Ligaqualifikation verhindert. Constantine ist der siebte Cheftrainer, der die Mannschaft zurück zum Erfolg führen sollte. Doch auch die Bilanz des ehemaligen NHL-Coachs (San Jose, Pittsburgh, New Jersey) nimmt sich seit seinem Amtsantritt im Oktober 2010 bescheiden aus.
Vorläufiger Tiefpunkt ist jetzt die jüngste Niederlage gegen den SCB – es ist die neunte in Folge. Noch am letzten Wochenende hat sich die Vereinsführung für den Verbleib des Amerikaners, der einen Vertrag bis 2014 besitzt, entschieden. Kann Constantine sein Team aber nicht in absehbarer Zeit zum Erfolg zurückführen, dann dürften die Tage des 53-jährigen Amerikaners in der Leventina dennoch gezählt sein.
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Begeistert von der Begeisterung
Bund, 12.10.12
Was sonst nur vor den letzten Spielen der Saison der Fall ist, wenn die Stadt in freudiger Erwartung der Finalspiele steht, ist nun jeden Tag der Fall: kleine und auch grosse Kinder, die das Eistraining der SCB-Spieler besuchen und vor dem Kabineneingang um Unterschriften und Erinnerungsfotos bitten. Dabei kommen alle zum Handkuss, ob sie nun Caryl Neuenschwander oder John Tavares heissen, weil ein richtiger Fan in einem solchen Moment in einen kleinen Rausch fällt. Aber natürlich sind sie wegen Letzterem gekommen. Tavares ist einer der Besten, vielleicht sogar der beste Spieler, den der SC Bern je in seinen Reihen hatte.
Polnische und portugiesische Wurzeln
Da steht er also, ein erstaunlich reifer 22-jähriger Bursche, der seine Worte abwägt und sich Mühe gibt, mehr als nur die gängigen Hockey-Floskeln (ich muss hart arbeiten und darf nur von Spiel zu Spiel schauen) von sich zu geben. Er ist keiner jener Amerikaner, die alles «great» und «wonderful» finden und zwanghaft bei allem das Positive herausstreichen.
Und er ist auch keiner, der sich nur für Sport und Spielkonsolen interessiert: Er wolle unbedingt die Museen besuchen, versichert er, denn er möge die alten Gebäude und die «grosse Geschichte», die man in Bern auf Schritt und Tritt antreffe. In Nordamerika reiche seine Kultur halt nicht so weit zurück, sagt der Sohn eines portugiesischen Einwanderers und einer Mutter polnischer Abstammung.
Ein unkomplizierter, guter Typ
Zehn Tage ist er nun da, sah den Bärenpark sowie den «alten Turm mit der Glocke» und wohnt bei seinem Freund und Teamkollegen von den New York Islanders, Mark Streit. Aber schon nächste Woche will er seine eigene Wohnung beziehen: In Zollikofen habe er sich etwas angeschaut und «nett und zweckmässig» gefunden, mehr brauche er nicht. Das sind wahrlich nicht die Allüren, die man sich zuweilen von anderen Superstars (vor allem aus dem Fussball) gewohnt ist, und es ist eine Einstellung, die im Training und im Spiel ihren Niederschlag findet.
Tavares ist sich nicht zu schade, auch einmal in einen Schuss zu liegen oder in der Verteidigung auszuhelfen. Damit verdient er sich den Respekt von Mitspielern und Trainer. «John ist ein unkomplizierter, guter Typ», sagt Assistenztrainer Lars Leuenberger. Das ist nicht unwichtig in einer Mannschaft, in der andere seinetwegen zum Zuschauen verurteilt sind.
Fünf Punkte in drei Partien
Man stellt ihn sich grösser vor. Das hängt damit zusammen, dass er auf dem Eis mit seiner Präsenz einen Raum einnimmt, den er mit seinen 183 Zentimeter und 83 Kilogramm in Wirklichkeit gar nicht einnehmen kann. Er sei froh, dass er sich «einigermassen zügig» an die grösseren Eisfelder und das schnelle Spiel in der Schweiz gewöhnt habe.
Aber natürlich habe er wegen der mangelnden Spielpraxis sein Potenzial noch nicht ausschöpfen können. Das werden die Fans des SC Bern gerne hören und schon mal voller Vorfreude ausrechnen, was das bedeuten könnte. Wenn der Mann doch schon so fünf Punkte in drei Partien produziert.
Zum Glück keine Popcorns
Die nächste Partie steht heute Abend in Davos auf dem Programm. Er habe kaum je so enthusiastische Fans erlebt wie hier in der Schweiz. In den USA gibt es zwar meist mehr Zuschauer, doch die lassen sich gerne ablenken, essen Popcorn und sind mitunter auch dann noch in ein Gespräch vertieft, wenn unten auf dem Eis die Spieler ein Tor bejubeln. «Hier ist das anders», sagt er.
Ganz besonders freut er sich natürlich auf das Heimspiel von morgen Samstag gegen Langnau. «Vielleicht habe ich noch nie eine so gute Stimmung erlebt wie hier in Bern.» Und wie er seine Gastgeber so überschwänglich lobt, erinnert er plötzlich doch noch ein wenig an den typischen Nordamerikaner.
Was sonst nur vor den letzten Spielen der Saison der Fall ist, wenn die Stadt in freudiger Erwartung der Finalspiele steht, ist nun jeden Tag der Fall: kleine und auch grosse Kinder, die das Eistraining der SCB-Spieler besuchen und vor dem Kabineneingang um Unterschriften und Erinnerungsfotos bitten. Dabei kommen alle zum Handkuss, ob sie nun Caryl Neuenschwander oder John Tavares heissen, weil ein richtiger Fan in einem solchen Moment in einen kleinen Rausch fällt. Aber natürlich sind sie wegen Letzterem gekommen. Tavares ist einer der Besten, vielleicht sogar der beste Spieler, den der SC Bern je in seinen Reihen hatte.
Polnische und portugiesische Wurzeln
Da steht er also, ein erstaunlich reifer 22-jähriger Bursche, der seine Worte abwägt und sich Mühe gibt, mehr als nur die gängigen Hockey-Floskeln (ich muss hart arbeiten und darf nur von Spiel zu Spiel schauen) von sich zu geben. Er ist keiner jener Amerikaner, die alles «great» und «wonderful» finden und zwanghaft bei allem das Positive herausstreichen.
Und er ist auch keiner, der sich nur für Sport und Spielkonsolen interessiert: Er wolle unbedingt die Museen besuchen, versichert er, denn er möge die alten Gebäude und die «grosse Geschichte», die man in Bern auf Schritt und Tritt antreffe. In Nordamerika reiche seine Kultur halt nicht so weit zurück, sagt der Sohn eines portugiesischen Einwanderers und einer Mutter polnischer Abstammung.
Ein unkomplizierter, guter Typ
Zehn Tage ist er nun da, sah den Bärenpark sowie den «alten Turm mit der Glocke» und wohnt bei seinem Freund und Teamkollegen von den New York Islanders, Mark Streit. Aber schon nächste Woche will er seine eigene Wohnung beziehen: In Zollikofen habe er sich etwas angeschaut und «nett und zweckmässig» gefunden, mehr brauche er nicht. Das sind wahrlich nicht die Allüren, die man sich zuweilen von anderen Superstars (vor allem aus dem Fussball) gewohnt ist, und es ist eine Einstellung, die im Training und im Spiel ihren Niederschlag findet.
Tavares ist sich nicht zu schade, auch einmal in einen Schuss zu liegen oder in der Verteidigung auszuhelfen. Damit verdient er sich den Respekt von Mitspielern und Trainer. «John ist ein unkomplizierter, guter Typ», sagt Assistenztrainer Lars Leuenberger. Das ist nicht unwichtig in einer Mannschaft, in der andere seinetwegen zum Zuschauen verurteilt sind.
Fünf Punkte in drei Partien
Man stellt ihn sich grösser vor. Das hängt damit zusammen, dass er auf dem Eis mit seiner Präsenz einen Raum einnimmt, den er mit seinen 183 Zentimeter und 83 Kilogramm in Wirklichkeit gar nicht einnehmen kann. Er sei froh, dass er sich «einigermassen zügig» an die grösseren Eisfelder und das schnelle Spiel in der Schweiz gewöhnt habe.
Aber natürlich habe er wegen der mangelnden Spielpraxis sein Potenzial noch nicht ausschöpfen können. Das werden die Fans des SC Bern gerne hören und schon mal voller Vorfreude ausrechnen, was das bedeuten könnte. Wenn der Mann doch schon so fünf Punkte in drei Partien produziert.
Zum Glück keine Popcorns
Die nächste Partie steht heute Abend in Davos auf dem Programm. Er habe kaum je so enthusiastische Fans erlebt wie hier in der Schweiz. In den USA gibt es zwar meist mehr Zuschauer, doch die lassen sich gerne ablenken, essen Popcorn und sind mitunter auch dann noch in ein Gespräch vertieft, wenn unten auf dem Eis die Spieler ein Tor bejubeln. «Hier ist das anders», sagt er.
Ganz besonders freut er sich natürlich auf das Heimspiel von morgen Samstag gegen Langnau. «Vielleicht habe ich noch nie eine so gute Stimmung erlebt wie hier in Bern.» Und wie er seine Gastgeber so überschwänglich lobt, erinnert er plötzlich doch noch ein wenig an den typischen Nordamerikaner.
Re: Pressemeldungen
Auszug aus dem Interview mit Joe Thornton in der BZ:
Heute (Donnerstag, die Red.) hätte die NHL-Saison beginnen sollen. Haben Sie Neuigkeiten betreffend Lockout-Ende?
Nein. Ich stehe in Kontakt mit einigen Leuten, aber es gibt nichts Konkretes. Ich gehe mittlerweile davon aus, die ganze Saison in der Schweiz zu spielen.
Heute (Donnerstag, die Red.) hätte die NHL-Saison beginnen sollen. Haben Sie Neuigkeiten betreffend Lockout-Ende?
Nein. Ich stehe in Kontakt mit einigen Leuten, aber es gibt nichts Konkretes. Ich gehe mittlerweile davon aus, die ganze Saison in der Schweiz zu spielen.
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Re: Pressemeldungen
Finde eh das ganze Interview mit Thornton noch lesenswert (zumindest unterhaltsam). Link hier:
http://www.bernerzeitung.ch/sport/hocke ... y/25422983
http://www.bernerzeitung.ch/sport/hocke ... y/25422983
Re: Pressemeldungen
Auszug Interview slapshot.ch mit Chris McSorley:
Slapshot: Aus finanziellen Gründen verkauften Sie Thomas Déruns vor zwei Jahren nach Bern, letzten Sommer liessen Sie John Gobbi nach Zürich ziehen, jetzt konnten Sie aber mehrere Neuzugänge verpflichten…
McSorley: Das ist so. Sport ist in erster Linie ein Geschäft und erst in zweiter Linie Sport. Grosse Verträge bringen grosse Erwartungen mit sich und die konnten beide Spieler zuletzt nicht mehr erfüllen. Mit Thomas Déruns hätten wir sehr gerne verlängert, aber nach 13 abgelehnten Angeboten wurde klar, dass wir schlicht nicht dasselbe Geld bieten konnten wie unsere Konkurrenz. Dazu kommt, dass Eric Walsky aus dem dritten Block kam und ihm seinen Platz in der ersten Linie wegschnappte. Ein Déruns will aber nun mal in den ersten beiden Linien spielen – aber schauen Sie wo er jetzt ist: 13. Stürmer in Bern. Da hat meine Kristallkugel anscheinend sehr gut funktioniert.
Er hat einen sehr guten Riecher sogar ...
Slapshot: Aus finanziellen Gründen verkauften Sie Thomas Déruns vor zwei Jahren nach Bern, letzten Sommer liessen Sie John Gobbi nach Zürich ziehen, jetzt konnten Sie aber mehrere Neuzugänge verpflichten…
McSorley: Das ist so. Sport ist in erster Linie ein Geschäft und erst in zweiter Linie Sport. Grosse Verträge bringen grosse Erwartungen mit sich und die konnten beide Spieler zuletzt nicht mehr erfüllen. Mit Thomas Déruns hätten wir sehr gerne verlängert, aber nach 13 abgelehnten Angeboten wurde klar, dass wir schlicht nicht dasselbe Geld bieten konnten wie unsere Konkurrenz. Dazu kommt, dass Eric Walsky aus dem dritten Block kam und ihm seinen Platz in der ersten Linie wegschnappte. Ein Déruns will aber nun mal in den ersten beiden Linien spielen – aber schauen Sie wo er jetzt ist: 13. Stürmer in Bern. Da hat meine Kristallkugel anscheinend sehr gut funktioniert.
Er hat einen sehr guten Riecher sogar ...
Fribourger gibt es, seitdem sich Langnauer mit Rindern paaren.
Re: Pressemeldungen
wuerde sich der liebe deruns den .rsch aufreissen waere er in bern sicherlich nicht der 13.stuermer etc.!
aber dieses mimoesli spielt schon seit anfang quasi nur muell.
unser one and only manager ist da gefragt.aber so wie es aussieht sitzt dieser den vertrag ab weil logischerweise keiner diesen krass ueberteuerten spieler abnimmt.
ausser der schlaue chris und bern bezahlt dann teile des salaers mit....!!!
aber dieses mimoesli spielt schon seit anfang quasi nur muell.
unser one and only manager ist da gefragt.aber so wie es aussieht sitzt dieser den vertrag ab weil logischerweise keiner diesen krass ueberteuerten spieler abnimmt.
ausser der schlaue chris und bern bezahlt dann teile des salaers mit....!!!
Re: Pressemeldungen
Check-up Sven Leuenberger
Weis nicht wie es euch geht. Meiner Meinung nach eines der besten Check-up's von Sven.
Sind wir mal gespannt was bis am 2. noch passieren wird.
Weis nicht wie es euch geht. Meiner Meinung nach eines der besten Check-up's von Sven.
Sind wir mal gespannt was bis am 2. noch passieren wird.
Re: Pressemeldungen
Kevins Plan B bleibt vorerst in der Schublade
Von Reto Kirchhofer.
Mittendrin, aber noch nicht ganz dabei: Kevin Lötscher erhofft sich bei Sierre mehr Einsätze und Einfluss. (Bild: Keystone)
Er hatte es schon länger geplant, die Umsetzung jedoch erfolgte spontan: Kevin Lötscher griff zum Telefon und verabredete sich mit Daniel Albrecht. Die Walliser trafen sich auf halbem Weg, in Gampel, auf einen Kaffee. Es sollten je drei Tassen werden, mindestens. «Die Zeit verging wie im Flug», erinnert sich Lötscher. Der Eishockeyprofi und der Skirennfahrer – beide hatten ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten – tauschten sich intensiv aus; über die Schwierigkeiten bei der Rückkehr in den Alltag, über ihr Comeback im Sport. Albrecht sprach von der Herausforderung, nach dem Unfall die erste Kurve auf Ski im Schnee zu meistern, Lötscher erwähnte seinen ersten Versuch, mit den Schlittschuhen rückwärtszulaufen, welcher prompt mit einem Sturz geendet hatte. Und immer wieder sagte der eine zum anderen: «Ich weiss genau, was du meinst.» Der Austausch habe geholfen, man werde sich wieder treffen, sagt Kevin Lötscher.
Zwischen Wallis und Bern
Am Dienstagabend stand Lötscher für den B-Ligisten Sierre im Heimspiel gegen Langenthal im Einsatz, tags darauf sitzt der 24-Jährige in seiner Wohnung in Bern und erzählt. Rund zwei Tage pro Woche ist Lötscher in der Hauptstadt, besucht den Sportpsychologen Jörg Wetzel, absolviert die Physiotherapie, geniesst ein paar Stunden mit seiner Freundin. Den Rest verbringt er in seiner Heimat, trainiert und spielt bei Sierre, wohnt in Leuk Stadt im Haus seines Vaters.
Streits Motivation
Lötscher hätte die Möglichkeit gehabt, mit den Elitejunioren des SC Bern die Meisterschaft zu bestreiten; er entschied sich aber für die NLB und den Wechsel ins Wallis. «Es bedeutet mir sehr viel, dass ich von den Ligavertretern die Erlaubnis erhalten hatte, bei den Junioren spielen zu dürfen.» Letztlich entschied er sich aber für die zweithöchste Liga der Aktiven – auch, «weil es mein Kopf nicht zuliess, als Aktivspieler nochmals zu den Junioren zurückzugehen».
11 Partien hat er für Sierre bestritten, 1 Assist und 4 Strafminuten stehen in seiner Statistik. Gewiss: Die Bilanz ist bescheiden, doch was für den Spieler zählt, ist «das Gefühl, welches von Spiel zu Spiel besser wird». Zwischen seiner 1. und der 11.Saisonpartie sei «einiges passiert», sagt Lötscher. Zu Beginn war er vom Tempo überfordert, wollte möglichst wenig in Puckbesitz sein. Mittlerweile versucht er mit der Scheibe einige Meter zu laufen, vermehrt das Spiel zu lesen, sich einzubringen. Auch das Timing bei den Checks sei besser, «aber noch nicht gut. Manchmal kann ich voll durchziehen, aber ab und zu bremst der Körper vor dem Check ab, auch wenn ich dies eigentlich nicht will.» Der temporäre SCB-Verteidiger Mark Streit erzählte Lötscher, er habe nach seiner Schulterverletzung über ein halbes Jahr gebraucht, bis er sich auf dem Eis wieder wohl fühlte. «Gib dir Zeit», habe ihm Streit geraten, sagt Lötscher. «Diese Worte motivierten mich.»
Offene Zukunftsfragen
Mittlerweile ist der Oberwalliser an einem Punkt angelangt, an dem er mehr will. Lötscher erhält 3, 4 Einsätze pro Drittel im dritten Block, durfte bisher kaum Powerplay spielen. Trainer Kim Collins tauscht sich selten mit Lötscher aus. «Ich will nichts geschenkt, nehme, was ich erhalte – und mache das Beste daraus», sagt Lötscher. Doch es ist spürbar: Ein Erfolgserlebnis täte ihm gut. «Ein Torerfolg, vielleicht einmal einen Einsatz im Powerplay oder einige Minuten mit den Ausländern in einer Linie spielen zu können, das bräuchte ich.»
In den nächsten Tagen wird sich der Verein, bei dem der 24-Jährige zurzeit mit A-Lizenz spielt, betreffend Lötschers naher Zukunft entscheiden müssen. SCB-Sportchef Sven Leuenberger sagt: «Sierre war bereit, Kevin zu helfen. Geben ihn die Verantwortlichen nun nach zwei Monaten bereits auf, wäre dies unglaubwürdig.» Lötscher sagt, nach 11 Partien sei es für eine Beurteilung seines Könnens zu früh. «Ich benötige mindestens 30 Partien mit regelmässigen Einsätzen, um wieder ein gewisses Niveau zu erreichen.»
Sein Vertrag mit dem SCB läuft nach dieser Saison aus. Plan B existiert zwar, doch damit will sich Lötscher noch nicht beschäftigen. «Ich würde einen Job finden, habe einen KV-Abschluss, spreche drei Sprachen.» Er möchte weiterhin Eishockey spielen, «wenn nicht in der NLA, dann in der NLB», sagt Lötscher. Danach packt er seine Sporttasche und macht sich auf den Weg in die Physiotherapie. «30 Prozent jener Leute, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, sind im Alltag ein Leben lang eingeschränkt. Ich hatte riesiges Glück, bin gesund, mein Leben ist fantastisch – dieser Umstand gibt mir Kraft.»
Von Reto Kirchhofer.
Mittendrin, aber noch nicht ganz dabei: Kevin Lötscher erhofft sich bei Sierre mehr Einsätze und Einfluss. (Bild: Keystone)
Er hatte es schon länger geplant, die Umsetzung jedoch erfolgte spontan: Kevin Lötscher griff zum Telefon und verabredete sich mit Daniel Albrecht. Die Walliser trafen sich auf halbem Weg, in Gampel, auf einen Kaffee. Es sollten je drei Tassen werden, mindestens. «Die Zeit verging wie im Flug», erinnert sich Lötscher. Der Eishockeyprofi und der Skirennfahrer – beide hatten ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten – tauschten sich intensiv aus; über die Schwierigkeiten bei der Rückkehr in den Alltag, über ihr Comeback im Sport. Albrecht sprach von der Herausforderung, nach dem Unfall die erste Kurve auf Ski im Schnee zu meistern, Lötscher erwähnte seinen ersten Versuch, mit den Schlittschuhen rückwärtszulaufen, welcher prompt mit einem Sturz geendet hatte. Und immer wieder sagte der eine zum anderen: «Ich weiss genau, was du meinst.» Der Austausch habe geholfen, man werde sich wieder treffen, sagt Kevin Lötscher.
Zwischen Wallis und Bern
Am Dienstagabend stand Lötscher für den B-Ligisten Sierre im Heimspiel gegen Langenthal im Einsatz, tags darauf sitzt der 24-Jährige in seiner Wohnung in Bern und erzählt. Rund zwei Tage pro Woche ist Lötscher in der Hauptstadt, besucht den Sportpsychologen Jörg Wetzel, absolviert die Physiotherapie, geniesst ein paar Stunden mit seiner Freundin. Den Rest verbringt er in seiner Heimat, trainiert und spielt bei Sierre, wohnt in Leuk Stadt im Haus seines Vaters.
Streits Motivation
Lötscher hätte die Möglichkeit gehabt, mit den Elitejunioren des SC Bern die Meisterschaft zu bestreiten; er entschied sich aber für die NLB und den Wechsel ins Wallis. «Es bedeutet mir sehr viel, dass ich von den Ligavertretern die Erlaubnis erhalten hatte, bei den Junioren spielen zu dürfen.» Letztlich entschied er sich aber für die zweithöchste Liga der Aktiven – auch, «weil es mein Kopf nicht zuliess, als Aktivspieler nochmals zu den Junioren zurückzugehen».
11 Partien hat er für Sierre bestritten, 1 Assist und 4 Strafminuten stehen in seiner Statistik. Gewiss: Die Bilanz ist bescheiden, doch was für den Spieler zählt, ist «das Gefühl, welches von Spiel zu Spiel besser wird». Zwischen seiner 1. und der 11.Saisonpartie sei «einiges passiert», sagt Lötscher. Zu Beginn war er vom Tempo überfordert, wollte möglichst wenig in Puckbesitz sein. Mittlerweile versucht er mit der Scheibe einige Meter zu laufen, vermehrt das Spiel zu lesen, sich einzubringen. Auch das Timing bei den Checks sei besser, «aber noch nicht gut. Manchmal kann ich voll durchziehen, aber ab und zu bremst der Körper vor dem Check ab, auch wenn ich dies eigentlich nicht will.» Der temporäre SCB-Verteidiger Mark Streit erzählte Lötscher, er habe nach seiner Schulterverletzung über ein halbes Jahr gebraucht, bis er sich auf dem Eis wieder wohl fühlte. «Gib dir Zeit», habe ihm Streit geraten, sagt Lötscher. «Diese Worte motivierten mich.»
Offene Zukunftsfragen
Mittlerweile ist der Oberwalliser an einem Punkt angelangt, an dem er mehr will. Lötscher erhält 3, 4 Einsätze pro Drittel im dritten Block, durfte bisher kaum Powerplay spielen. Trainer Kim Collins tauscht sich selten mit Lötscher aus. «Ich will nichts geschenkt, nehme, was ich erhalte – und mache das Beste daraus», sagt Lötscher. Doch es ist spürbar: Ein Erfolgserlebnis täte ihm gut. «Ein Torerfolg, vielleicht einmal einen Einsatz im Powerplay oder einige Minuten mit den Ausländern in einer Linie spielen zu können, das bräuchte ich.»
In den nächsten Tagen wird sich der Verein, bei dem der 24-Jährige zurzeit mit A-Lizenz spielt, betreffend Lötschers naher Zukunft entscheiden müssen. SCB-Sportchef Sven Leuenberger sagt: «Sierre war bereit, Kevin zu helfen. Geben ihn die Verantwortlichen nun nach zwei Monaten bereits auf, wäre dies unglaubwürdig.» Lötscher sagt, nach 11 Partien sei es für eine Beurteilung seines Könnens zu früh. «Ich benötige mindestens 30 Partien mit regelmässigen Einsätzen, um wieder ein gewisses Niveau zu erreichen.»
Sein Vertrag mit dem SCB läuft nach dieser Saison aus. Plan B existiert zwar, doch damit will sich Lötscher noch nicht beschäftigen. «Ich würde einen Job finden, habe einen KV-Abschluss, spreche drei Sprachen.» Er möchte weiterhin Eishockey spielen, «wenn nicht in der NLA, dann in der NLB», sagt Lötscher. Danach packt er seine Sporttasche und macht sich auf den Weg in die Physiotherapie. «30 Prozent jener Leute, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, sind im Alltag ein Leben lang eingeschränkt. Ich hatte riesiges Glück, bin gesund, mein Leben ist fantastisch – dieser Umstand gibt mir Kraft.»
Re: Pressemeldungen
«Die NHL-Profis werden im November noch in der Schweiz sein»
Interview: Florian A. Lehmann.
Die neue Offerte der Liga
Im Tarifstreit der National Hockey League (NHL) haben die Teambesitzer einen ersten Schritt in Richtung Spielergewerkschaft (NHLPA) gemacht. Bei einem Treffen in Toronto schlug Liga-Commissioner Gary Bettman bei der Aufteilung der jährlichen Gesamteinnahmen von rund 3,3 Milliarden Dollar eine 50:50-Lösung vor.
Bisher wollte die NHL den seit Mitte September ausgesperrten rund 700 Profis nur 48 Prozent statt bislang 57 Prozent der Gelder zukommen lassen. Die Akteure waren bereit, ihre Einnahmen auf 53,2 Prozent zu reduzieren. «Wir hoffen, wir haben unser Bestes getan», sagte Bettman. Er hob hervor, dass bei einer Einigung die NHL-Saison am 2. November beginnen würde und alle Spiele der regulären Saison absolviert werden könnten. Bislang wurden 82 Begegnungen der ersten beiden Saisonwochen gestrichen. Ursprünglich sollte die Spielzeit 2012/13 am 11. Oktober beginnen. Der bisherige finanzielle Schaden wird auf rund 250 Millionen Dollar beziffert. (si)
Der neue Vorschlag der Teambesitzer (siehe Kasten links) müsste doch von der Spielergewerkschaft angenommen werden. Oder wie beurteilen Sie die momentane Situation in der NHL?
Ich glaube nicht, dass die Spielergewerkschaft den neuen Vorschlag gleich annehmen wird. Der Vorschlag der Clubbesitzer ist aber bestimmt ein Meilenstein in den zähen Verhandlungen. Er wird dazu führen, dass vermutlich im Dezember die NHL-Saison beginnen wird – was man eigentlich schon vor Beginn des Arbeitskampfes auch so in etwa erwarten konnte. Ich befasse mich intensiv mit diesem Thema, auch in der vergangenen Nacht habe ich die neusten Entwicklungen in Übersee beobachtet.
Besteht aber doch Grund zur Freude in Bezug auf einen baldigen Start in der NHL?
Unmittelbar nach dem neusten Vorschlag der Clubbesitzer war ich noch ziemlich euphorisch und glaubte, jetzt würden die NHL-Profis in Europa sofort die Koffer packen und so schnell wie möglich abreisen. Aber nach genauerem Studium komme ich zu einem anderen Schluss. Die Verhandlungen werden noch weiterlaufen, es wird, wie man bei uns sagt, noch viel Wasser den Rhein hinunterfliessen, bis es zu einer Einigung der beiden Parteien kommen und der Gesamtarbeitsvertrag unterschrieben wird.
Meiner Meinung nach ist dieser neue Vorschlag ein geschickter Schachzug von NHL-Commissioner Gary Bettman. Diese Aktion wird dazu führen, dass die Meinung der Öffentlichkeit in Nordamerika kippen wird. Die öffentliche Meinung wird diesen Vorschlag als fair beurteilen. Jetzt ist die Spielergewerkschaft am Zug und muss sich bewegen. Sonst gelten plötzlich die Spielergewerkschaft und deren Mitglieder, also die Spieler, als die Bösen in diesem Arbeitskampf.
Warum akzeptiert die Gewerkschaft den neuen Vorschlag der Liga nicht sofort?
Das Problem der Gewerkschaft ist, dass gegenüber dem jetzigen Status, der ja auch gegenseitig ausgehandelt wurde, der neue Vorschlag der Liga eigentlich eben doch nur Verschlechterungen für die Spieler bringen würde. Diese Einbussen im Gesamtarbeitsvertrag sind zwar nicht mehr so drastisch wie beim früheren Vorschlag der Liga, aber es sind immer noch in jedem Punkt Verschlechterungen. Die Spielergewerkschaft sieht nicht ein, warum im neuen Gesamtarbeitsvertrag ihre Mitglieder den Kürzeren ziehen sollen. Der Teufel steckt noch im Detail. Und die Gewerkschaft, allen voran ihr Präsident Donald Fehr, will bei diesem Arbeitskonflikt auch ihr Gesicht wahren. Fehr will natürlich gegenüber seinen Spielern mitteilen können: Okay, da haben wir Konzessionen gemacht. Dafür haben wir dieses und jenes bekommen. Und solche Passagen sind im neusten Vorschlag der Liga nicht enthalten.
Dann ist das kürzlich in vielen Medien publizierte Datum vom 2. November, an dem die NHL mit ihrem ganzen Qualifikationspensum loslegen soll, also eine Utopie?
Es wird in der NHL nicht schon am 2. November wieder losgehen. Ich glaube aber, dass der aktuelle Vorschlag der Clubbesitzer dazu führen wird, dass in diesem Winter noch gespielt wird.
Dann sieht der Schweizer Eishockey-Fan die Lockout-Stars noch eine ganze Weile auf einheimischem Eis?
Meine Einschätzung ist, dass die Lockout-Profis noch den ganzen November in der Schweiz zu Gast sein werden. Im Dezember reisen dann diese Cracks nach Nordamerika ab. Aber wann die NHL tatsächlich beginnen wird, das weiss noch niemand. Nicht einmal die beiden grossen Kontrahenten Gary Bettman und Donald Fehr wissen das – und ich schon gar nicht. Aber Sie haben mich nach einem Datum gefragt, und das ist nun meine Prognose.
Wie läuft das im Falle einer Einigung des Arbeitskampfes in Nordamerika ab? Sind dann Thornton & Co über Nacht wieder verschwunden?
Wenn eine Einigung inklusive des offiziellen Saisonbeginns in der NHL erzielt worden ist, dann geht es sehr schnell. Es wird vermutlich kaum Vorbereitungsspiele für die NHL-Profis geben, sondern nur ein Camp von einer Woche. Dann müssen die Lockout-Stars aus der Schweiz so schnell wie möglich nach Übersee fliegen.
Auch wenn die Lockout-Stars noch nicht in Hochform sind: Was haben sie dem Schweizer Eishockey gebracht?
Die Lockout-Spieler haben das bestätigt, was man von ihnen erwarten durfte. Sie spielen in einer anderen Liga als die Schweizer. In den individuellen Fähigkeiten sind die NHL-Spieler einfach eine Klasse besser als die einheimischen Profis. Es ist gefährlich, nach so wenigen Spielen bereits statistikgläubig zu sein. Trotzdem existiert eine Indikation, wie stark die Lockout-Spieler sind. Bei einer Analyse stellt man fest, dass die NHL-Cracks durchschnittlich in Proportion zu den gespielten Spielen bedeutend mehr Skorerpunkte aufweisen als ihre Teamkollegen. Dabei sind die Profis aus Übersee relativ untrainiert in die Schweiz gekommen, müssen sich an eine andere Umgebung gewöhnen und sich an ein grösseres Eisfeld anpassen. Und trotzdem sind sie, rein statistisch gesehen, vier von fünf Schweizer Spielern klar überlegen.
Üben die grossen Namen auch eine Vorbildfunktion aus?
Das ist der andere Punkt. Vor allem junge einheimische Spieler sehen mit eigenen Augen, was es alles noch braucht, um an die internationale Spitze im Eishockey zu kommen. Ein Profi wie Brooks Laich, der in der NHL als knapp überdurchschnittlich eingestuft wird, tritt bei den Kloten Flyers unheimlich dominant und souverän auf. Und er hat die Vorbildfunktion eingenommen. Das ist für seine Teamkollegen mit Schweizer Pass eindrücklich und lehrreich. Oder nehmen wir als Beispiel Jason Spezza, der offensichtlich nicht austrainiert zu den Lakers stiess: Er ist in gewissen Szenen gegenüber anderen Eishockeyanern auf dem Feld haushoch überlegen. Oder ein John Tavares, der den Lockout beim SC Bern überbrückt: Der Stürmer ist mit dem Puck pure Weltklasse, kaum von der Scheibe zu trennen und schussstark. Die Gangwechsel eines Tyler Seguin hat man noch nie so gesehen in der Schweiz. Oder Luganos Patrice Bergeron, der nach drei Einsätzen schon acht Skorerpunkte aufweist. Bergeron profitiert allerdings auch sehr von Passgeber Glen Metropolit. Es ist einfach so: Die NHL ist eine andere Liga als die National League A.
Aber ausgerechnet dem HC Davos läuft es mit den zurückgekehrten «Söhnen» Rick Nash und Joe Thornton sportlich nicht nach Wunsch.
Etwas Wichtiges habe ich noch festgestellt: Ein Lockout-Star ist um vieles effizienter, wenn er einen zweiten sehr guten Spieler neben sich weiss. Das ist sicher beim HCD so: Wenn Rick Nash nicht an der Seite von Joe Thornton stürmt, dann kommt «Big Joe» nicht so zur Geltung. Wobei ich gerade bei Thornton feststellen muss: Er hat mich bisher doch ein wenig enttäuscht. Bei ihm habe ich das Gefühl, dass er nicht volle Pulle geht, wie man so schön sagt. Er nimmt das Spiel ohne Scheibe nicht so ernst und kurvt oft nur alibihaft auf dem Eis umher. Allerdings muss man bei seiner Beurteilung aufpassen: Thornton ist gross und wirkt etwas schlaksig, das sieht dann nicht so dynamisch aus.
Man spricht und liest während des Lockout von den Spielern, den Clubbesitzern, von den Figuren Bettman und Fehr. Aber gibt es in diesem Arbeitskampf nicht auch andere Verlierer?
Schauen Sie, das ist jener Punkt, der mich am meisten beschäftigt. Ich kenne selber Leute in Übersee, die während des Lockout viel Geld verlieren und um ihren Job bangen müssen, oder ihn schon verloren haben. Dazu gehören Personen, die während der Saison in die Rolle des Maskottchens schlüpfen, in einem Gastronomiebetrieb oder im Büro arbeiten. Sie alle, die unter Umständen auch Familie haben, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Das ist die tragische Seite dieses Streits. Diese Menschen sind die wahren Verlierer und leiden im Konflikt zwischen Superreichen und Reichen am meisten.
Ebenfalls betroffen sind jene Profis mit «kleinem» Einkommen. Sie könnten in finanzielle Engpässe geraten, wenn vielleicht doch die gesamte NHL-Saison ins Wasser fallen würde. Bei grossen Superstars wie Alexander Owetschkin oder Sidney Crosby, die mit Salären von rund 8 Millionen Dollar pro Jahr entlöhnt werden, fällt ein Ausfall einer Saison punkto Existenz nicht ins Gewicht. Das sind Peanuts für die Grossverdiener der NHL. Aber die kleinen Angestellten im Hintergrund sind die Opfer dieses Arbeitskampfes. Da stecken viele Schicksale dahinter, die von den Medien kaum thematisiert werden.
Aber leiden während des Lockout nicht auch die Eishockey-Fans in Nordamerika?
Auch für die Zuschauer und Fans ist der Lockout ganz bitter. Sie haben wenig Verständnis für diesen Zwist. Man muss aber auch neutral festhalten: Nicht die Clubbesitzer alleine oder die Gewerkschaft sind die Schuldigen am Konflikt. Es haben mehrere Faktoren zu dieser komplizierten Situation geführt. Wenn man auf die Geschichte der NHL zurückschaut, so muss man Verständnis aufbringen, warum sich eine starke Spielergewerkschaft gebildet hat. Handkehrum investieren die Teambesitzer viel Geld in den Sport, wollen im Business mitbestimmen und als Teambesitzer auch die letzte Entscheidungsgewalt bei den Business-Spielregeln behalten.
Der Lockout in der NHL ist eine sehr komplexe Angelegenheit, die nicht den Normen und Gepflogenheiten der Schweizer Verhältnisse entspricht. Mit Schuldzuweisungen muss man sehr vorsichtig sein, wie eigentlich bei jedem Konflikt.
Interview: Florian A. Lehmann.
Die neue Offerte der Liga
Im Tarifstreit der National Hockey League (NHL) haben die Teambesitzer einen ersten Schritt in Richtung Spielergewerkschaft (NHLPA) gemacht. Bei einem Treffen in Toronto schlug Liga-Commissioner Gary Bettman bei der Aufteilung der jährlichen Gesamteinnahmen von rund 3,3 Milliarden Dollar eine 50:50-Lösung vor.
Bisher wollte die NHL den seit Mitte September ausgesperrten rund 700 Profis nur 48 Prozent statt bislang 57 Prozent der Gelder zukommen lassen. Die Akteure waren bereit, ihre Einnahmen auf 53,2 Prozent zu reduzieren. «Wir hoffen, wir haben unser Bestes getan», sagte Bettman. Er hob hervor, dass bei einer Einigung die NHL-Saison am 2. November beginnen würde und alle Spiele der regulären Saison absolviert werden könnten. Bislang wurden 82 Begegnungen der ersten beiden Saisonwochen gestrichen. Ursprünglich sollte die Spielzeit 2012/13 am 11. Oktober beginnen. Der bisherige finanzielle Schaden wird auf rund 250 Millionen Dollar beziffert. (si)
Der neue Vorschlag der Teambesitzer (siehe Kasten links) müsste doch von der Spielergewerkschaft angenommen werden. Oder wie beurteilen Sie die momentane Situation in der NHL?
Ich glaube nicht, dass die Spielergewerkschaft den neuen Vorschlag gleich annehmen wird. Der Vorschlag der Clubbesitzer ist aber bestimmt ein Meilenstein in den zähen Verhandlungen. Er wird dazu führen, dass vermutlich im Dezember die NHL-Saison beginnen wird – was man eigentlich schon vor Beginn des Arbeitskampfes auch so in etwa erwarten konnte. Ich befasse mich intensiv mit diesem Thema, auch in der vergangenen Nacht habe ich die neusten Entwicklungen in Übersee beobachtet.
Besteht aber doch Grund zur Freude in Bezug auf einen baldigen Start in der NHL?
Unmittelbar nach dem neusten Vorschlag der Clubbesitzer war ich noch ziemlich euphorisch und glaubte, jetzt würden die NHL-Profis in Europa sofort die Koffer packen und so schnell wie möglich abreisen. Aber nach genauerem Studium komme ich zu einem anderen Schluss. Die Verhandlungen werden noch weiterlaufen, es wird, wie man bei uns sagt, noch viel Wasser den Rhein hinunterfliessen, bis es zu einer Einigung der beiden Parteien kommen und der Gesamtarbeitsvertrag unterschrieben wird.
Meiner Meinung nach ist dieser neue Vorschlag ein geschickter Schachzug von NHL-Commissioner Gary Bettman. Diese Aktion wird dazu führen, dass die Meinung der Öffentlichkeit in Nordamerika kippen wird. Die öffentliche Meinung wird diesen Vorschlag als fair beurteilen. Jetzt ist die Spielergewerkschaft am Zug und muss sich bewegen. Sonst gelten plötzlich die Spielergewerkschaft und deren Mitglieder, also die Spieler, als die Bösen in diesem Arbeitskampf.
Warum akzeptiert die Gewerkschaft den neuen Vorschlag der Liga nicht sofort?
Das Problem der Gewerkschaft ist, dass gegenüber dem jetzigen Status, der ja auch gegenseitig ausgehandelt wurde, der neue Vorschlag der Liga eigentlich eben doch nur Verschlechterungen für die Spieler bringen würde. Diese Einbussen im Gesamtarbeitsvertrag sind zwar nicht mehr so drastisch wie beim früheren Vorschlag der Liga, aber es sind immer noch in jedem Punkt Verschlechterungen. Die Spielergewerkschaft sieht nicht ein, warum im neuen Gesamtarbeitsvertrag ihre Mitglieder den Kürzeren ziehen sollen. Der Teufel steckt noch im Detail. Und die Gewerkschaft, allen voran ihr Präsident Donald Fehr, will bei diesem Arbeitskonflikt auch ihr Gesicht wahren. Fehr will natürlich gegenüber seinen Spielern mitteilen können: Okay, da haben wir Konzessionen gemacht. Dafür haben wir dieses und jenes bekommen. Und solche Passagen sind im neusten Vorschlag der Liga nicht enthalten.
Dann ist das kürzlich in vielen Medien publizierte Datum vom 2. November, an dem die NHL mit ihrem ganzen Qualifikationspensum loslegen soll, also eine Utopie?
Es wird in der NHL nicht schon am 2. November wieder losgehen. Ich glaube aber, dass der aktuelle Vorschlag der Clubbesitzer dazu führen wird, dass in diesem Winter noch gespielt wird.
Dann sieht der Schweizer Eishockey-Fan die Lockout-Stars noch eine ganze Weile auf einheimischem Eis?
Meine Einschätzung ist, dass die Lockout-Profis noch den ganzen November in der Schweiz zu Gast sein werden. Im Dezember reisen dann diese Cracks nach Nordamerika ab. Aber wann die NHL tatsächlich beginnen wird, das weiss noch niemand. Nicht einmal die beiden grossen Kontrahenten Gary Bettman und Donald Fehr wissen das – und ich schon gar nicht. Aber Sie haben mich nach einem Datum gefragt, und das ist nun meine Prognose.
Wie läuft das im Falle einer Einigung des Arbeitskampfes in Nordamerika ab? Sind dann Thornton & Co über Nacht wieder verschwunden?
Wenn eine Einigung inklusive des offiziellen Saisonbeginns in der NHL erzielt worden ist, dann geht es sehr schnell. Es wird vermutlich kaum Vorbereitungsspiele für die NHL-Profis geben, sondern nur ein Camp von einer Woche. Dann müssen die Lockout-Stars aus der Schweiz so schnell wie möglich nach Übersee fliegen.
Auch wenn die Lockout-Stars noch nicht in Hochform sind: Was haben sie dem Schweizer Eishockey gebracht?
Die Lockout-Spieler haben das bestätigt, was man von ihnen erwarten durfte. Sie spielen in einer anderen Liga als die Schweizer. In den individuellen Fähigkeiten sind die NHL-Spieler einfach eine Klasse besser als die einheimischen Profis. Es ist gefährlich, nach so wenigen Spielen bereits statistikgläubig zu sein. Trotzdem existiert eine Indikation, wie stark die Lockout-Spieler sind. Bei einer Analyse stellt man fest, dass die NHL-Cracks durchschnittlich in Proportion zu den gespielten Spielen bedeutend mehr Skorerpunkte aufweisen als ihre Teamkollegen. Dabei sind die Profis aus Übersee relativ untrainiert in die Schweiz gekommen, müssen sich an eine andere Umgebung gewöhnen und sich an ein grösseres Eisfeld anpassen. Und trotzdem sind sie, rein statistisch gesehen, vier von fünf Schweizer Spielern klar überlegen.
Üben die grossen Namen auch eine Vorbildfunktion aus?
Das ist der andere Punkt. Vor allem junge einheimische Spieler sehen mit eigenen Augen, was es alles noch braucht, um an die internationale Spitze im Eishockey zu kommen. Ein Profi wie Brooks Laich, der in der NHL als knapp überdurchschnittlich eingestuft wird, tritt bei den Kloten Flyers unheimlich dominant und souverän auf. Und er hat die Vorbildfunktion eingenommen. Das ist für seine Teamkollegen mit Schweizer Pass eindrücklich und lehrreich. Oder nehmen wir als Beispiel Jason Spezza, der offensichtlich nicht austrainiert zu den Lakers stiess: Er ist in gewissen Szenen gegenüber anderen Eishockeyanern auf dem Feld haushoch überlegen. Oder ein John Tavares, der den Lockout beim SC Bern überbrückt: Der Stürmer ist mit dem Puck pure Weltklasse, kaum von der Scheibe zu trennen und schussstark. Die Gangwechsel eines Tyler Seguin hat man noch nie so gesehen in der Schweiz. Oder Luganos Patrice Bergeron, der nach drei Einsätzen schon acht Skorerpunkte aufweist. Bergeron profitiert allerdings auch sehr von Passgeber Glen Metropolit. Es ist einfach so: Die NHL ist eine andere Liga als die National League A.
Aber ausgerechnet dem HC Davos läuft es mit den zurückgekehrten «Söhnen» Rick Nash und Joe Thornton sportlich nicht nach Wunsch.
Etwas Wichtiges habe ich noch festgestellt: Ein Lockout-Star ist um vieles effizienter, wenn er einen zweiten sehr guten Spieler neben sich weiss. Das ist sicher beim HCD so: Wenn Rick Nash nicht an der Seite von Joe Thornton stürmt, dann kommt «Big Joe» nicht so zur Geltung. Wobei ich gerade bei Thornton feststellen muss: Er hat mich bisher doch ein wenig enttäuscht. Bei ihm habe ich das Gefühl, dass er nicht volle Pulle geht, wie man so schön sagt. Er nimmt das Spiel ohne Scheibe nicht so ernst und kurvt oft nur alibihaft auf dem Eis umher. Allerdings muss man bei seiner Beurteilung aufpassen: Thornton ist gross und wirkt etwas schlaksig, das sieht dann nicht so dynamisch aus.
Man spricht und liest während des Lockout von den Spielern, den Clubbesitzern, von den Figuren Bettman und Fehr. Aber gibt es in diesem Arbeitskampf nicht auch andere Verlierer?
Schauen Sie, das ist jener Punkt, der mich am meisten beschäftigt. Ich kenne selber Leute in Übersee, die während des Lockout viel Geld verlieren und um ihren Job bangen müssen, oder ihn schon verloren haben. Dazu gehören Personen, die während der Saison in die Rolle des Maskottchens schlüpfen, in einem Gastronomiebetrieb oder im Büro arbeiten. Sie alle, die unter Umständen auch Familie haben, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Das ist die tragische Seite dieses Streits. Diese Menschen sind die wahren Verlierer und leiden im Konflikt zwischen Superreichen und Reichen am meisten.
Ebenfalls betroffen sind jene Profis mit «kleinem» Einkommen. Sie könnten in finanzielle Engpässe geraten, wenn vielleicht doch die gesamte NHL-Saison ins Wasser fallen würde. Bei grossen Superstars wie Alexander Owetschkin oder Sidney Crosby, die mit Salären von rund 8 Millionen Dollar pro Jahr entlöhnt werden, fällt ein Ausfall einer Saison punkto Existenz nicht ins Gewicht. Das sind Peanuts für die Grossverdiener der NHL. Aber die kleinen Angestellten im Hintergrund sind die Opfer dieses Arbeitskampfes. Da stecken viele Schicksale dahinter, die von den Medien kaum thematisiert werden.
Aber leiden während des Lockout nicht auch die Eishockey-Fans in Nordamerika?
Auch für die Zuschauer und Fans ist der Lockout ganz bitter. Sie haben wenig Verständnis für diesen Zwist. Man muss aber auch neutral festhalten: Nicht die Clubbesitzer alleine oder die Gewerkschaft sind die Schuldigen am Konflikt. Es haben mehrere Faktoren zu dieser komplizierten Situation geführt. Wenn man auf die Geschichte der NHL zurückschaut, so muss man Verständnis aufbringen, warum sich eine starke Spielergewerkschaft gebildet hat. Handkehrum investieren die Teambesitzer viel Geld in den Sport, wollen im Business mitbestimmen und als Teambesitzer auch die letzte Entscheidungsgewalt bei den Business-Spielregeln behalten.
Der Lockout in der NHL ist eine sehr komplexe Angelegenheit, die nicht den Normen und Gepflogenheiten der Schweizer Verhältnisse entspricht. Mit Schuldzuweisungen muss man sehr vorsichtig sein, wie eigentlich bei jedem Konflikt.
Re: Pressemeldungen
«Hohe Erwartungen begleiten mich, seit ich 14 Jahre alt bin»
Von Adrian Ruch, Reto Kirchhofer. Am Dienstag kam der NHL-Spieler John Tavares in Bern an. Am Mittwoch bestritt er das erste Training mit dem SCB. Und er brennt darauf, viele Tore für seinen neuen Club zu schiessen.
Was bedeutet Ihnen Eishockey?
John Tavares: Neben meiner Familie ist Eishockey das prägendste Element in meinem Leben. Eishockey ist in Kanada der wichtigste Sport, ein Teil der Kultur. Ich liebe dieses Spiel, seit ich als Dreijähriger mit Eishockey begann. Es waren bisher 19 tolle Jahre mit Eishockey, und ich hoffe, es werden noch viel mehr.
Ihr Vater hat Wurzeln in Portugal, Ihre Mutter in Polen. Beides sind keine typischen Eishockeyländer. Wie kam es, dass Sie trotzdem so früh mit Eishockey in Berührung kamen?
Mein Vater wuchs in Portugal auf; er kam mit 7 Jahren nach Kanada. Die Grosseltern emigrierten während des Zweiten Weltkriegs aus Polen, meine Mutter wurde aber in Kanada geboren. Es stimmt, diese Länder haben keine grosse Eishockeytradition, aber meinem Vater gefiel das Spiel, das in seiner neuen Heimat so populär war, sofort. Ich erinnere mich, dass wir uns zusammen schon sehr früh am Fernsehen Matches ansahen. Ich war fasziniert und wollte im Keller immer Eishockey spielen. Meine Eltern erkannten meine Leidenschaft und meldeten mich in einem Team an.
Können Sie sich an Ihren ersten Match erinnern?
Nein, aber an meinen ersten Tag auf dem Eis. Meine Eltern nahmen mich mit auf eine Eisbahn im Ort. Ich trug Schlittschuhe mit zwei Kufen. Die Regel war, dass die Anfänger aussen der Bande entlang laufen mussten. Doch mein Vater erzählte mir später, dass ich stets in der Mitte mit den Fortgeschrittenen habe laufen wollen. Daher habe er sofort gemerkt, dass ich mich auf dem Eis wohl fühle.
Haben Sie die Heimatländer der Familien Ihrer Eltern schon gesehen?
In Polen bin ich noch nie gewesen, aber nach der letzten Eishockey-WM bereiste ich Portugal. Ich erlebte wunderbare Ferien, erfuhr einiges über die Kultur und die Geschichte. Für mich war es wichtig, zu sehen, was die Portugiesen ausmacht.
Es heisst, als Kind seien Sie so ehrgeizig gewesen, dass Sie Ihre Gegenspieler im Eishockey und Lacrosse manchmal über den Haufen gerannt hätten. Ist das wahr?
Ich hatte viel Spass und war sehr motiviert. Ich wollte Tore schiessen, meinem Team zum Sieg verhelfen. Da flogen wohl schon mal die Späne, das gehörte dazu.
Sie waren so kräftig, dass Sie schon bald eine Altersklasse höher spielten.
Meine Eltern realisierten, dass ich den anderen etwas voraus war und deshalb zu wenig gefordert wurde, deshalb liessen sie mich gegen ältere Kinder antreten. Ich lernte, mich gegen Grössere durchzusetzen. Davon profitierte ich bei den Junioren und später auch in der NHL.
Haben Ihre Eltern Sie angetrieben?
Sie unterstützten mich, weil sie sahen, mit welcher Leidenschaft ich Eishockey betrieb. Sie wollten mich glücklich sehen und realisierten, dass ich die Begabung hatte, etwas zu erreichen. Daher setzten sie mich Situationen aus, die für mich eine Herausforderung waren und mir ermöglichten, mich zu verbessern.
Neben Eishockey spielten Sie auch Lacrosse und Fussball: Wie gut waren Sie als Kicker?
Ich gehörte nur zwei, drei Sommer lang einer Mannschaft an, doch das Niveau war nicht besonders hoch.
War Eishockey schon früh Ihre Nummer 1?
Ich verliebte mich sofort in diesen Sport. Aber mein Onkel war einer der weltbesten Lacrossespieler. Im Alter von 4 oder 5 Jahren begann ich, ihm nachzueifern. Auch Lacrosse begeisterte mich, daher hoffte ich eine Zeit lang, ich könnte später beide Sportarten profimässig betreiben. Logischerweise ging das nicht, also entschied ich mich für Eishockey, das mir am meisten bedeutete.
Sie betrieben zwei Sportarten äusserst intensiv. Litt die Schule darunter?
Lacrosse spielte ich vor allem in den langen Sommerferien. Während der Eishockeysaison hatte ich die Schulbücher stets dabei. Wenn mich meine Mutter an ein Training oder einen Match fuhr, musste ich im Auto lernen. Im Junioreneishockey waren dann Stunden- und Trainingsplan aufeinander abgestimmt. Es wurde darauf geachtet, dass die Spieler genügend lernten, um die erforderlichen Noten zu erreichen.
Wann realisierten Sie, über aussergewöhnliches Talent zu verfügen?
Ich war von Anfang an gut, und meine Leidenschaft für das Spiel war immer ausgeprägt. Doch erst als mir die kanadische Juniorenliga eine Ausnahmegenehmigung erteilte, damit ich ein Jahr früher in ein Team aufgenommen werden konnte, wurde mir bewusst, dass ich den Sprung in die NHL schaffen könnte.
Welchen Ihrer Erfolge stufen Sie am höchsten ein?
Die zwei Junioren-WM-Titel mit Kanada waren sehr speziell. Auf individueller Ebene war es die grösste Leistung, mich in der NHL durchzusetzen. Ich bin noch jung und kann noch viel lernen, aber ich bin ziemlich stolz darauf, was ich in der NHL bisher geleistet habe.
Sie haben vergessen zu erwähnen, dass Sie bei den Junioren den Torrekord Wayne Gretzkys brachen.
Das war eine besondere Saison; ich hatte starke Mitspieler und auch das nötige Glück, sonst hätte ich nicht so viele Tore schiessen können. Der Tag, an dem ich Gretzkys Rekord brach, ist etwa sechs Jahre her, aber ich erinnere mich an diesen Augenblick, als wäre es gestern gewesen.
Danach wurden Sie in Kanada als «The Next One», als nächster Gretzky, gehandelt. Wie gingen Sie als 16-Jähriger mit den hohen Erwartungen und der grossen Aufmerksamkeit um?
Ich versuchte, gut zu spielen und nicht darauf zu achten, was andere Leute sagten – fast wie ein 6-Jähriger, der sich um das Drumherum nicht kümmert. Aber selbstverständlich war einiges neu; ich musste etwa den Umgang mit Journalisten lernen. Ich denke, ich habe mich in dieser Phase als Person weiterentwickelt.
Erschienen Sie damals zum ersten Mal auf Titelseiten grosser Zeitungen?
Das war schon 2 Jahre vorher gewesen. Als ich mit 14 durch die erwähnte Sonderbewilligung in die Juniorenliga aufgenommen wurde, war das in der kanadischen Presse ein grosses Thema. Viele Leute waren der Meinung, es sei unverantwortlich, wenn ein derart junger Teenager das Elternhaus verlasse, zu einer Gastfamilie ziehe und gegen bis zu 20-jährige Gegner antrete.
Zurück in die Gegenwart: Sie sind nun zwei Wochen in Bern. Wie haben Sie sich eingelebt?
Es ist toll hier; ich habe meinen Eltern soeben am Telefon vorgeschwärmt. Man sieht alte Gebäude, wie es sie in Nordamerika nicht gibt, man spürt die Geschichte. Die Stadt ist sauber, die Leute sind freundlich. Es ist etwas ruhig, aber im Stadtzentrum läuft doch einiges, und es hat gute Restaurants zum Essen. Ich denke, ich passe gut hier her.
Mark Streit, der Sie davon überzeugte, nach Bern zu kommen, hat Ihnen also nicht zu viel versprochen.
Nein; das Leben in Bern ist, wie ich es mir erhofft habe – oder noch besser. Ich habe wirklich keine Anpassungsschwierigkeiten; die Teamkollegen, die SCB-Mitarbeiter und auch die anderen Menschen, die ich bisher getroffen habe, sind alle sehr hilfsbereit. Sie unterstützen mich, weil sie wissen, dass ich kein Deutsch spreche. Ich fühle mich hier wohl und sicher.
Werden Sie auf der Strasse erkannt?
Manchmal. Die meisten erkennen zuerst Mark Streit, mit dem ich oft unterwegs bin, und erst dann mich. Manchmal wollen die Leute nur «Hallo» sagen, manchmal fragen sie auch nach Autogrammen.
Sie bezogen gerade eine eigene Wohnung in Zollikofen. Kochen Sie selber?
Manchmal, das ist kein Problem. Ich wohne auch in New York allein und bin es mir gewohnt, für mich zu sorgen. Selbstverständlich werde ich weiterhin auswärts essen gehen und den schweizerischen Lebensstil geniessen.
Haben Sie schon eine Schweizer Spezialität wie Fondue gegessen?
Ja, Mark hat mir gesagt, ich müsse das versuchen. Es schmeckt hervorragend, liegt aber ziemlich schwer auf.
Können Sie Ihr Verhältnis zu Mark Streit beschrieben?
Wir haben uns während der gemeinsamen Zeit bei den New York Islanders schätzen gelernt und sind gute Freunde geworden. Gerade in der letzten Saison, als er Captain und ich Assistenzcaptain war, wurde unsere Beziehung noch enger. Wir sprachen viel über das Team und dessen Entwicklung. Weil wir uns so gut verstehen, fragte er mich, ob ich während des Lockout für den SCB spielen wolle.
Er ist über 10 Jahre älter als Sie. Haben Sie trotzdem etwas gemeinsam?
Mark Streit ist zwar älter als ich, aber in gewisser Hinsicht ein Kind geblieben, wobei ich das positiv meine. Wenn es um den Spieltrieb, die Liebe zum Eishockey geht, ist er genau wie ich. Wir trainieren beide hart und erwarten von uns viel. Auch neben dem Eis haben wir viele gemeinsame Interessen. Wir essen beide gerne gut, wir sind beide Fussballfans, wir schauen beide gern Sport am Fernsehen.
Sie haben den Ruf, einer der talentiertesten Spieler der Welt zu sein. Konnten Sie von Mark Streit trotzdem noch etwas lernen, als Sie in die NHL kamen?
Aber sicher. Ich sah, wie professionell er arbeitet und wie respektvoll er die Mitmenschen behandelt. Zudem kann er gut damit umgehen, wenn er gut und wenn er schlecht spielt. Er ist im Erfolg nicht zu euphorisch, lässt sich aber auch nicht entmutigen, wenn es schlecht läuft. Er hat zudem grosse Fähigkeiten als Captain; er tritt in der Garderobe gut auf und versteht es, unter den Spielern ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.
Sie haben fünf Partien für den SCB bestritten. Bereitet Ihnen die Umstellung Mühe?
Sie ist schwieriger, als ich dachte. Der neue Spielstil, die Partien in Stadien und gegen Teams, die ich nicht kannte, meine Wettkampfpause von sechs Monaten – all diese Faktoren führen dazu, dass ich noch Zeit brauche, bis ich mich an die Liga gewöhnt habe. In der Schweiz ist das Schlittschuhlaufen wichtiger, die neutrale Zone grösser –daran muss ich mich gewöhnen. Im Defensivspiel muss ich mich verbessern, bei 5 gegen 5 auch. Es ist eine tolle Liga, mir gefallen die intensive Spielweise und die Leidenschaft der Fans. Alle unterstützen ihr Team mit Stolz.
Von den NHL-Spielern wird sehr viel erwartet. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Hohe Erwartungen begleiten mich, seit ich 14 Jahre alt bin. Ich bin mir Druck gewohnt; ich mag ihn sogar. Auch in New York erwarten die Leute viel von mir, weil ich im Junioreneishockey überzeugte und als erster Spieler im Draft gezogen wurde.
Mit den Islanders haben Sie noch nie die Playoffs erreicht. Nun spielen Sie in einem Team mit Titelambitionen.
Das ist eine aufregende Sache. Wer derart hohe Erwartungen an sich stellt wie ich, der will in den Playoffs spielen und Titel gewinnen. Der SC Bern ist ein Klub mit grosser Tradition und einer Erfolgsgeschichte – hier hat man den Anspruch, in den Playoffs jedes Jahr weit zu kommen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen.
Demnach müssen Sie hoffen, dass die komplette NHL-Saison ausfällt.
Ja (schmunzelt). Es wäre eine tolle Gelegenheit, mit Bern den Pokal zu holen.
Anderseits verlieren Sie viel Geld, wenn in Nordamerika nicht gespielt wird. Bereitet Ihnen dies Sorgen?
Daran denke ich nicht. Ich schätze mich glücklich, mit Eishockey mein Leben finanzieren zu können. Es ist enttäuschend, was zurzeit zu Hause abgeht. Hoffentlich gibt es eine Lösung, und falls nicht, geniesse ich meine Zeit in Bern eben ein bisschen länger. Ich bin glücklich, mich für Bern entschieden zu haben.
Sind Sie aufgrund der neuen Offerte der Teambesitzer optimistisch, dass die NHL-Saison bald beginnen wird?
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Weg zur Einigung ist noch weit. Es ist das erste ernst zu nehmende Angebot der Liga, zuvor gab es noch gar keine Verhandlungsgrundlage. Vorerst konzentriere ich mich auf meine Einsätze mit dem SC Bern.
Sie könnten bei einem NHL-Topteam engagiert sein. Warum haben Sie bei den Islanders einen Langzeitvertrag unterschrieben?
Die Verantwortlichen schenkten mir das Vertrauen, indem sie mich als Nummer 1 gedraftet haben. Und sie gaben mir die Chance, mit 18 Jahren in der NHL zu spielen. Darüber will ich nicht einfach hinwegsehen. Es ist das Ziel des Managements, dereinst den Stanley-Cup zu holen. Ich glaube daran, mit diesem Team den Turnaround zu schaffen.
Ist der Stanley-Cup Ihr grösstes, wichtigstes Ziel?
Ganz sicher, und dies, seit ich 3, 4 Jahre alt bin. Es ist ein Traum, der Weg zum Pokal noch weit.
Ihrer Mutter ist oft bei den Spielen der Islanders dabei. Ist ein Besuch in Bern geplant?
Für sie ist es schlimm, wenn sie nicht live dabei ist. Und jetzt kann sie mich nicht einmal am Fernsehen spielen sehen. Meine Eltern suchen daher nach passenden Flügen und werden vorbeikommen. Sie reisen gern nach Europa. Wenn ich beispielsweise mit dem Nationalteam in Europa spiele, sind sie jeweils dabei.
Sie haben die letzten drei Weltmeisterschaften bestritten und dreimal gegen die Schweiz gespielt. Welchen Eindruck haben Sie von unserem Nationalteam?
In meinem ersten WM-Spiel verloren wir gegen die Schweizer (1:4 in Mannheim 2010, die Red.), da realisierte ich, wie schnell sie sind, wie gut ihr Passspiel ist. An den Olympischen Spielen in Vancouver zwangen sie Kanada ins Penaltyschiessen und hätten im Viertelfinal beinahe die USA bezwungen. Das Schweizer Eishockey hat sich stark entwickelt, immer mehr Spieler schaffen es in die NHL. Die Schweiz ist nahe dran, zu den besten Eishockeyländern der Welt zu gehören.
Sind die Olympischen Spiele in Sotschi für Sie ein Ziel?
Ich liebe es, für Kanada zu spielen. An Olympischen Spielen teilzunehmen, ist für einen Sportler etwas vom Grössten. Es gäbe nichts Spezielleres, als mit Kanada in Sotschi Gold zu holen. Aber es gibt derart viele gute Spieler, dass es für mich sehr schwierig sein wird, den Sprung ins Team zu schaffen.
Von Adrian Ruch, Reto Kirchhofer. Am Dienstag kam der NHL-Spieler John Tavares in Bern an. Am Mittwoch bestritt er das erste Training mit dem SCB. Und er brennt darauf, viele Tore für seinen neuen Club zu schiessen.
Was bedeutet Ihnen Eishockey?
John Tavares: Neben meiner Familie ist Eishockey das prägendste Element in meinem Leben. Eishockey ist in Kanada der wichtigste Sport, ein Teil der Kultur. Ich liebe dieses Spiel, seit ich als Dreijähriger mit Eishockey begann. Es waren bisher 19 tolle Jahre mit Eishockey, und ich hoffe, es werden noch viel mehr.
Ihr Vater hat Wurzeln in Portugal, Ihre Mutter in Polen. Beides sind keine typischen Eishockeyländer. Wie kam es, dass Sie trotzdem so früh mit Eishockey in Berührung kamen?
Mein Vater wuchs in Portugal auf; er kam mit 7 Jahren nach Kanada. Die Grosseltern emigrierten während des Zweiten Weltkriegs aus Polen, meine Mutter wurde aber in Kanada geboren. Es stimmt, diese Länder haben keine grosse Eishockeytradition, aber meinem Vater gefiel das Spiel, das in seiner neuen Heimat so populär war, sofort. Ich erinnere mich, dass wir uns zusammen schon sehr früh am Fernsehen Matches ansahen. Ich war fasziniert und wollte im Keller immer Eishockey spielen. Meine Eltern erkannten meine Leidenschaft und meldeten mich in einem Team an.
Können Sie sich an Ihren ersten Match erinnern?
Nein, aber an meinen ersten Tag auf dem Eis. Meine Eltern nahmen mich mit auf eine Eisbahn im Ort. Ich trug Schlittschuhe mit zwei Kufen. Die Regel war, dass die Anfänger aussen der Bande entlang laufen mussten. Doch mein Vater erzählte mir später, dass ich stets in der Mitte mit den Fortgeschrittenen habe laufen wollen. Daher habe er sofort gemerkt, dass ich mich auf dem Eis wohl fühle.
Haben Sie die Heimatländer der Familien Ihrer Eltern schon gesehen?
In Polen bin ich noch nie gewesen, aber nach der letzten Eishockey-WM bereiste ich Portugal. Ich erlebte wunderbare Ferien, erfuhr einiges über die Kultur und die Geschichte. Für mich war es wichtig, zu sehen, was die Portugiesen ausmacht.
Es heisst, als Kind seien Sie so ehrgeizig gewesen, dass Sie Ihre Gegenspieler im Eishockey und Lacrosse manchmal über den Haufen gerannt hätten. Ist das wahr?
Ich hatte viel Spass und war sehr motiviert. Ich wollte Tore schiessen, meinem Team zum Sieg verhelfen. Da flogen wohl schon mal die Späne, das gehörte dazu.
Sie waren so kräftig, dass Sie schon bald eine Altersklasse höher spielten.
Meine Eltern realisierten, dass ich den anderen etwas voraus war und deshalb zu wenig gefordert wurde, deshalb liessen sie mich gegen ältere Kinder antreten. Ich lernte, mich gegen Grössere durchzusetzen. Davon profitierte ich bei den Junioren und später auch in der NHL.
Haben Ihre Eltern Sie angetrieben?
Sie unterstützten mich, weil sie sahen, mit welcher Leidenschaft ich Eishockey betrieb. Sie wollten mich glücklich sehen und realisierten, dass ich die Begabung hatte, etwas zu erreichen. Daher setzten sie mich Situationen aus, die für mich eine Herausforderung waren und mir ermöglichten, mich zu verbessern.
Neben Eishockey spielten Sie auch Lacrosse und Fussball: Wie gut waren Sie als Kicker?
Ich gehörte nur zwei, drei Sommer lang einer Mannschaft an, doch das Niveau war nicht besonders hoch.
War Eishockey schon früh Ihre Nummer 1?
Ich verliebte mich sofort in diesen Sport. Aber mein Onkel war einer der weltbesten Lacrossespieler. Im Alter von 4 oder 5 Jahren begann ich, ihm nachzueifern. Auch Lacrosse begeisterte mich, daher hoffte ich eine Zeit lang, ich könnte später beide Sportarten profimässig betreiben. Logischerweise ging das nicht, also entschied ich mich für Eishockey, das mir am meisten bedeutete.
Sie betrieben zwei Sportarten äusserst intensiv. Litt die Schule darunter?
Lacrosse spielte ich vor allem in den langen Sommerferien. Während der Eishockeysaison hatte ich die Schulbücher stets dabei. Wenn mich meine Mutter an ein Training oder einen Match fuhr, musste ich im Auto lernen. Im Junioreneishockey waren dann Stunden- und Trainingsplan aufeinander abgestimmt. Es wurde darauf geachtet, dass die Spieler genügend lernten, um die erforderlichen Noten zu erreichen.
Wann realisierten Sie, über aussergewöhnliches Talent zu verfügen?
Ich war von Anfang an gut, und meine Leidenschaft für das Spiel war immer ausgeprägt. Doch erst als mir die kanadische Juniorenliga eine Ausnahmegenehmigung erteilte, damit ich ein Jahr früher in ein Team aufgenommen werden konnte, wurde mir bewusst, dass ich den Sprung in die NHL schaffen könnte.
Welchen Ihrer Erfolge stufen Sie am höchsten ein?
Die zwei Junioren-WM-Titel mit Kanada waren sehr speziell. Auf individueller Ebene war es die grösste Leistung, mich in der NHL durchzusetzen. Ich bin noch jung und kann noch viel lernen, aber ich bin ziemlich stolz darauf, was ich in der NHL bisher geleistet habe.
Sie haben vergessen zu erwähnen, dass Sie bei den Junioren den Torrekord Wayne Gretzkys brachen.
Das war eine besondere Saison; ich hatte starke Mitspieler und auch das nötige Glück, sonst hätte ich nicht so viele Tore schiessen können. Der Tag, an dem ich Gretzkys Rekord brach, ist etwa sechs Jahre her, aber ich erinnere mich an diesen Augenblick, als wäre es gestern gewesen.
Danach wurden Sie in Kanada als «The Next One», als nächster Gretzky, gehandelt. Wie gingen Sie als 16-Jähriger mit den hohen Erwartungen und der grossen Aufmerksamkeit um?
Ich versuchte, gut zu spielen und nicht darauf zu achten, was andere Leute sagten – fast wie ein 6-Jähriger, der sich um das Drumherum nicht kümmert. Aber selbstverständlich war einiges neu; ich musste etwa den Umgang mit Journalisten lernen. Ich denke, ich habe mich in dieser Phase als Person weiterentwickelt.
Erschienen Sie damals zum ersten Mal auf Titelseiten grosser Zeitungen?
Das war schon 2 Jahre vorher gewesen. Als ich mit 14 durch die erwähnte Sonderbewilligung in die Juniorenliga aufgenommen wurde, war das in der kanadischen Presse ein grosses Thema. Viele Leute waren der Meinung, es sei unverantwortlich, wenn ein derart junger Teenager das Elternhaus verlasse, zu einer Gastfamilie ziehe und gegen bis zu 20-jährige Gegner antrete.
Zurück in die Gegenwart: Sie sind nun zwei Wochen in Bern. Wie haben Sie sich eingelebt?
Es ist toll hier; ich habe meinen Eltern soeben am Telefon vorgeschwärmt. Man sieht alte Gebäude, wie es sie in Nordamerika nicht gibt, man spürt die Geschichte. Die Stadt ist sauber, die Leute sind freundlich. Es ist etwas ruhig, aber im Stadtzentrum läuft doch einiges, und es hat gute Restaurants zum Essen. Ich denke, ich passe gut hier her.
Mark Streit, der Sie davon überzeugte, nach Bern zu kommen, hat Ihnen also nicht zu viel versprochen.
Nein; das Leben in Bern ist, wie ich es mir erhofft habe – oder noch besser. Ich habe wirklich keine Anpassungsschwierigkeiten; die Teamkollegen, die SCB-Mitarbeiter und auch die anderen Menschen, die ich bisher getroffen habe, sind alle sehr hilfsbereit. Sie unterstützen mich, weil sie wissen, dass ich kein Deutsch spreche. Ich fühle mich hier wohl und sicher.
Werden Sie auf der Strasse erkannt?
Manchmal. Die meisten erkennen zuerst Mark Streit, mit dem ich oft unterwegs bin, und erst dann mich. Manchmal wollen die Leute nur «Hallo» sagen, manchmal fragen sie auch nach Autogrammen.
Sie bezogen gerade eine eigene Wohnung in Zollikofen. Kochen Sie selber?
Manchmal, das ist kein Problem. Ich wohne auch in New York allein und bin es mir gewohnt, für mich zu sorgen. Selbstverständlich werde ich weiterhin auswärts essen gehen und den schweizerischen Lebensstil geniessen.
Haben Sie schon eine Schweizer Spezialität wie Fondue gegessen?
Ja, Mark hat mir gesagt, ich müsse das versuchen. Es schmeckt hervorragend, liegt aber ziemlich schwer auf.
Können Sie Ihr Verhältnis zu Mark Streit beschrieben?
Wir haben uns während der gemeinsamen Zeit bei den New York Islanders schätzen gelernt und sind gute Freunde geworden. Gerade in der letzten Saison, als er Captain und ich Assistenzcaptain war, wurde unsere Beziehung noch enger. Wir sprachen viel über das Team und dessen Entwicklung. Weil wir uns so gut verstehen, fragte er mich, ob ich während des Lockout für den SCB spielen wolle.
Er ist über 10 Jahre älter als Sie. Haben Sie trotzdem etwas gemeinsam?
Mark Streit ist zwar älter als ich, aber in gewisser Hinsicht ein Kind geblieben, wobei ich das positiv meine. Wenn es um den Spieltrieb, die Liebe zum Eishockey geht, ist er genau wie ich. Wir trainieren beide hart und erwarten von uns viel. Auch neben dem Eis haben wir viele gemeinsame Interessen. Wir essen beide gerne gut, wir sind beide Fussballfans, wir schauen beide gern Sport am Fernsehen.
Sie haben den Ruf, einer der talentiertesten Spieler der Welt zu sein. Konnten Sie von Mark Streit trotzdem noch etwas lernen, als Sie in die NHL kamen?
Aber sicher. Ich sah, wie professionell er arbeitet und wie respektvoll er die Mitmenschen behandelt. Zudem kann er gut damit umgehen, wenn er gut und wenn er schlecht spielt. Er ist im Erfolg nicht zu euphorisch, lässt sich aber auch nicht entmutigen, wenn es schlecht läuft. Er hat zudem grosse Fähigkeiten als Captain; er tritt in der Garderobe gut auf und versteht es, unter den Spielern ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.
Sie haben fünf Partien für den SCB bestritten. Bereitet Ihnen die Umstellung Mühe?
Sie ist schwieriger, als ich dachte. Der neue Spielstil, die Partien in Stadien und gegen Teams, die ich nicht kannte, meine Wettkampfpause von sechs Monaten – all diese Faktoren führen dazu, dass ich noch Zeit brauche, bis ich mich an die Liga gewöhnt habe. In der Schweiz ist das Schlittschuhlaufen wichtiger, die neutrale Zone grösser –daran muss ich mich gewöhnen. Im Defensivspiel muss ich mich verbessern, bei 5 gegen 5 auch. Es ist eine tolle Liga, mir gefallen die intensive Spielweise und die Leidenschaft der Fans. Alle unterstützen ihr Team mit Stolz.
Von den NHL-Spielern wird sehr viel erwartet. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Hohe Erwartungen begleiten mich, seit ich 14 Jahre alt bin. Ich bin mir Druck gewohnt; ich mag ihn sogar. Auch in New York erwarten die Leute viel von mir, weil ich im Junioreneishockey überzeugte und als erster Spieler im Draft gezogen wurde.
Mit den Islanders haben Sie noch nie die Playoffs erreicht. Nun spielen Sie in einem Team mit Titelambitionen.
Das ist eine aufregende Sache. Wer derart hohe Erwartungen an sich stellt wie ich, der will in den Playoffs spielen und Titel gewinnen. Der SC Bern ist ein Klub mit grosser Tradition und einer Erfolgsgeschichte – hier hat man den Anspruch, in den Playoffs jedes Jahr weit zu kommen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen.
Demnach müssen Sie hoffen, dass die komplette NHL-Saison ausfällt.
Ja (schmunzelt). Es wäre eine tolle Gelegenheit, mit Bern den Pokal zu holen.
Anderseits verlieren Sie viel Geld, wenn in Nordamerika nicht gespielt wird. Bereitet Ihnen dies Sorgen?
Daran denke ich nicht. Ich schätze mich glücklich, mit Eishockey mein Leben finanzieren zu können. Es ist enttäuschend, was zurzeit zu Hause abgeht. Hoffentlich gibt es eine Lösung, und falls nicht, geniesse ich meine Zeit in Bern eben ein bisschen länger. Ich bin glücklich, mich für Bern entschieden zu haben.
Sind Sie aufgrund der neuen Offerte der Teambesitzer optimistisch, dass die NHL-Saison bald beginnen wird?
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Weg zur Einigung ist noch weit. Es ist das erste ernst zu nehmende Angebot der Liga, zuvor gab es noch gar keine Verhandlungsgrundlage. Vorerst konzentriere ich mich auf meine Einsätze mit dem SC Bern.
Sie könnten bei einem NHL-Topteam engagiert sein. Warum haben Sie bei den Islanders einen Langzeitvertrag unterschrieben?
Die Verantwortlichen schenkten mir das Vertrauen, indem sie mich als Nummer 1 gedraftet haben. Und sie gaben mir die Chance, mit 18 Jahren in der NHL zu spielen. Darüber will ich nicht einfach hinwegsehen. Es ist das Ziel des Managements, dereinst den Stanley-Cup zu holen. Ich glaube daran, mit diesem Team den Turnaround zu schaffen.
Ist der Stanley-Cup Ihr grösstes, wichtigstes Ziel?
Ganz sicher, und dies, seit ich 3, 4 Jahre alt bin. Es ist ein Traum, der Weg zum Pokal noch weit.
Ihrer Mutter ist oft bei den Spielen der Islanders dabei. Ist ein Besuch in Bern geplant?
Für sie ist es schlimm, wenn sie nicht live dabei ist. Und jetzt kann sie mich nicht einmal am Fernsehen spielen sehen. Meine Eltern suchen daher nach passenden Flügen und werden vorbeikommen. Sie reisen gern nach Europa. Wenn ich beispielsweise mit dem Nationalteam in Europa spiele, sind sie jeweils dabei.
Sie haben die letzten drei Weltmeisterschaften bestritten und dreimal gegen die Schweiz gespielt. Welchen Eindruck haben Sie von unserem Nationalteam?
In meinem ersten WM-Spiel verloren wir gegen die Schweizer (1:4 in Mannheim 2010, die Red.), da realisierte ich, wie schnell sie sind, wie gut ihr Passspiel ist. An den Olympischen Spielen in Vancouver zwangen sie Kanada ins Penaltyschiessen und hätten im Viertelfinal beinahe die USA bezwungen. Das Schweizer Eishockey hat sich stark entwickelt, immer mehr Spieler schaffen es in die NHL. Die Schweiz ist nahe dran, zu den besten Eishockeyländern der Welt zu gehören.
Sind die Olympischen Spiele in Sotschi für Sie ein Ziel?
Ich liebe es, für Kanada zu spielen. An Olympischen Spielen teilzunehmen, ist für einen Sportler etwas vom Grössten. Es gäbe nichts Spezielleres, als mit Kanada in Sotschi Gold zu holen. Aber es gibt derart viele gute Spieler, dass es für mich sehr schwierig sein wird, den Sprung ins Team zu schaffen.