Pressemeldungen

Themen rund um den SCB.
Assist
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Assist » Do 30. Mär 2023, 14:52

Aaaaww, kann ich nicht ernst nehmen das Ganze :lol: Da scheint der Frust aber GANZ tief zu sitzen...

Talisker
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Talisker » Do 30. Mär 2023, 15:31

Es gibt sicher einiges, das hinter den Kulissen gelaufen ist.

Nur ist die Idee, dass man irgendwo in eine Führungsposition reinplatschen könne, und alles ringsherum Minne, Wohlwollen und Unterstützung sei, halt auch reichlich naiv. Das Problem war vermutlich eher, dass alle mit COVID und den Auswirkungen beschäftigt waren, und kaum Zeit hatten für die Florence. Das hatte ihre Arbeit kaum erleichtert.

Die wesentlichen Probleme sind aber nicht dadurch entstanden, sondern durch das wochenlange Abtauchen, das "nicht erreichbar sein" etc. Das würde auch in jedem anderen Betrieb zu Problemen führen.

Etwas armselig, wenn man sich gendertechnisch rausreden muss. Aber damit findet man derzeit halt am meisten Gehör. Florence kann froh sein, dass der SCB über das Thema Stillschweigen bewahrt, und nicht ebenfalls mit einer "Mängelliste" rausrückt.

frohesfest
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von frohesfest » Fr 31. Mär 2023, 10:28

Falls jemand den BZ-Abo-Artikel «Vielleicht müssen wir unsere Philosophie überdenken» reinstellen könnte, wär das super...

biberman
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von biberman » Fr 31. Mär 2023, 11:08

«Vielleicht müssen wir unsere Philosophie überdenken»
Im letzten Herbst kritisierte Ramon Untersander den Trainerwechsel. Der dreifache Berner Meister wünscht sich Ruhe und Konstanz. Und zeigt sich selbstkritisch.

Angelo Rocchinotti
Publiziert heute um 10:19 Uhr

Ramon Untersander spielt seit acht Jahren beim SCB. Im vergangenen Herbst kritisierte der dreifache Meister den Trainerwechsel. Er wünscht sich Ruhe und Konstanz.
Ramon Untersander spielt seit acht Jahren beim SCB. Im vergangenen Herbst kritisierte der dreifache Meister den Trainerwechsel. Er wünscht sich Ruhe und Konstanz.
Foto: Marusca Rezzonico (Freshfocus)
Es sind Bilder, die jedem SCB-Fan so schnell nicht aus dem Kopf gehen: Als sich alle auf eine Verlängerung einstellen, spielt Ramon Untersander die Scheibe ein letztes Mal hinter dem eigenen Tor hindurch in die Richtung von Colton Sceviour und Josh Teves. Die Kanadier vertändeln sie, und Mike Künzle schiesst Biel 1,5 Sekunden vor Schluss in den Halbfinal. «Ich konnte es noch nicht richtig verarbeiten», sagt Untersander auch Tage danach. Er habe sich lange geärgert, sich die Szene auf seinem Laptop noch einmal angesehen und festgestellt, was er alles hätte anders machen können.

Mit der Saison ist der 32-Jährige selbstredend nicht zufrieden. «Wenn man das letzte Spiel nicht gewinnt, hat man aus meiner Sicht das Ziel verfehlt.» Man habe im Vergleich mit den Vorjahren, als man dreimal in Folge nicht einmal die Top 8 erreicht habe, zwar Fortschritte erzielt, dennoch sei es ein Auf und Ab gewesen. «Es ging turbulent zu, nie kehrte wirklich Ruhe ein.»

Untersander spielt seit acht Jahren für den SCB, war ein wichtiger Eckpfeiler auf dem Weg zu den drei Meistertiteln und gehört längst dem Captainteam um Simon Moser und Tristan Scherwey an. Doch nun kommt Bern seit vier Saisons kaum vom Fleck. Im Vorjahr mussten Fans den Spielern in der Kabine die Leviten lesen, und heuer gelangte der SCB trotz 13 Neuverpflichtungen an denselben Punkt, musste bei Präsident Marc Lüthi antraben. «Vielleicht müssen wir unsere Philosophie überdenken», mutmasst Untersander. «Möglicherweise halten wir an Prinzipien fest, die wir zwar als richtig erachten, nun aber anpassen müssen.»

Es gehe um den Teamgedanken. Niemand soll über der Mannschaft stehen. «Wenn wir spüren, dass nicht dieselben Gedanken vorhanden sind, ist es für uns schwierig, das zu akzeptieren. Aber vielleicht müssen wir akzeptieren, dass nicht mehr alles gleich läuft wie früher, man die Menschen heute anders abholen muss, damit sie sich ins Team einfügen können.» Man habe es in der abgelaufenen Saison verpasst, einen Weg zu schaffen, damit jeder seine Rolle finde.

Untersander hofft auf Söderholm

Der 55-fache Internationale verhehlt nicht, dass der umstrittene Topskorer Chris DiDomenico, den er menschlich gut möge, auch Unruhe ins Team brachte. Doch er wehrt sich gegen die Bemerkung, Bern habe phasenweise nicht als Einheit gewirkt. «Dieses Gefühl hatte ich nie», hält der Verteidiger fest. Vielmehr hätten einige wohl unter dem Druck, der von allen Seiten aufs Team eingewirkt habe, gelitten. Er spricht von einer Angst, erneut zu versagen.

Auf die Frage, was die Mannschaft künftig brauche, antwortet Untersander mit den Worten Ruhe und Konstanz. Erst im November bemängelte er die Trainerentlassung von Johan Lundskog, sagte in dieser Zeitung: «Wir stehen auf Rang 6, liegen fünf Punkte hinter Platz 3. Müssen wir denn Erster sein?» Eine Aussage, die Untersander in den Kommentarspalten Kritik einbrachte und nach schwachen Darbietungen gerne hervorgekramt wurde. Sie wurde als Indiz dafür genommen, dass beim SCB die Leistungskultur nicht stimmt. Dagegen wehrt sich der Verteidiger. «Es waren 20 Partien gespielt, die Mannschaft war komplett neu. Wir versuchten, voranzukommen, wollten gemeinsam etwas aufbauen, hatten das grosse Bild vor Augen. Bis der Trainer entlassen wurde. Verfolgt man eine Philosophie, nimmt aber immer wieder Veränderungen vor, findet man nie zur Konstanz.»

Untersander hofft, dass sich dies mit Toni Söderholm, dem sechsten Trainer seit 2020, nun ändert. Er beschreibt den 44-Jährigen als jung und modern. Doch ob Untersander wirklich daran glaubt? Im Kontrakt des Finnen, der mit München in Verbindung gebracht wurde, gibt es eine beidseitige Ausstiegsklausel. Beim SCB ist man nun dran, die Saison aufzuarbeiten. In den letzten Tagen standen Einzelgespräche an. Und nun begibt sich das Team auf die Abschlussreise nach Madrid.

Quelle: BernerZeitung Online

BaerenFan
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von BaerenFan » Fr 31. Mär 2023, 12:37

Es gehe um den Teamgedanken. Niemand soll über der Mannschaft stehen. «Wenn wir spüren, dass nicht dieselben Gedanken vorhanden sind, ist es für uns schwierig, das zu akzeptieren. Aber vielleicht müssen wir akzeptieren, dass nicht mehr alles gleich läuft wie früher, man die Menschen heute anders abholen muss, damit sie sich ins Team einfügen können.» Man habe es in der abgelaufenen Saison verpasst, einen Weg zu schaffen, damit jeder seine Rolle finde.


Spannende Aussage von Unti. Wie soll man dann die Leute abholen? Soll man allen Spielern einen Platz im Block versprechen und auf jeden Sonderwunsch eingehen. Klar müssen sicher Anpassungen vorgenommen werden, aber mich tönt es so, als wäre er selber nicht mehr glücklich in Bern.

Talisker
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Talisker » Fr 31. Mär 2023, 13:32

Ist wahrscheinlich eher etwas Verunsicherung.

Dennoch ist die Philosophie, dass keiner über der Mannschaft stehe und sich jeder in den Dienst des Teams stellen muss, grundsätzlich richtig. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer roboterhaften "Gleichschaltung", oder dass daneben kein Platz mehr sein solle für Individualität und Kreativität. Aber alles zu seiner Zeit und in der richtigen Dosis. Individualität heisst eben nicht "Egotrip", und Kreativität heisst nicht, dass man selber entscheidet, wie lange man auf dem Eis bleibt. Es ist auch keine taktische Zwangsjacke, wenn im Backchecking jeder seine Arbeit machen muss, und diese nicht überspringen kann, weil er zu erschöpft ist aufgrund eigenmächtiger Eiszeitverlängerungen.

In Ferndiagnosen wird gerne so getan, als ob es nur die Extreme geben würde. Auf der einen Seite irgend so etwas wie das "Paradiesvogeldasein", und auf der anderen Seite die taktischen Zwangsarbeiterschaft. Wer die wirklich "Grossen" im Hockey etwas näher beobachtet merkt schnell, dass die nicht bequem irgendwo abwarten, bis man sie möglichst optimal anspielt, und dann mit ein paar Tricks und einem Tor glänzen. Sondern dass sie in allen 3 Spielfelddritteln ihre Arbeit erledigen, und - eben weil sie die Stars sind - dann noch eine Schippe drauflegen, indem sie die wichtigen Tore schiessen.

Auch wenn diverses nicht wunschgemäss gelaufen ist beim SCB, aber das liegt kaum an der obigen Philosophie "Team 1st". Es ist aber wichtig + richtig, dass man sich ständig hinterfragt. Etwas sakastisch kann man anmerken, dass nicht allzu sehr in philosophische Gefilde abgedriftet werden muss, um wesentliche Verbesserungen zu erreichen. Viel lässt sich schon gewinnen, wenn man 2 Sekunden vor Schluss und unter akutem Druck die Scheibe aus dem eigenen Drittel spielen würde, statt sie in Tornähe zu verblöden... :mrgreen:

OldBear
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von OldBear » Sa 1. Apr 2023, 07:56

Was ML zu sagen hat heute in der BZ:

«Ich habe mich nach jeder Niederlage zu Tode aufgeregt»
Zwischen Weltklasse und Kreisklasse: So bewertet Marc Lüthi die Arbeit seiner Angestellten. Er spricht über ein angebliches House-Cleaning und verlangt die Rückkehr zur Leistungskultur.
Angelo Rocchinotti
Publiziert heute um 07:00 Uhr
Im vergangenen Herbst gab Marc Lüthi sein Amt als Geschäftsführer des SC Bern nach 24 Jahren ab. Seither nimmt der 61-Jährige als Präsident Einfluss.
Im vergangenen Herbst gab Marc Lüthi sein Amt als Geschäftsführer des SC Bern nach 24 Jahren ab. Seither nimmt der 61-Jährige als Präsident Einfluss.
Foto: Christian Pfander

Herr Lüthi, wen werfen Sie nun eigentlich zuerst raus? Den Trainer, den Sportchef oder den Geschäftsführer?

Marc Lüthi: (schüttelt den Kopf) Nächste Frage!

Man konnte unlängst lesen, Sie seien zornig und es komme zu einem House-Cleaning.

Ich weiss nicht, wer das erfunden hat. Manchmal bin ich stinksauer. Dann schiessen mir eine Vielzahl von Gedanken durch den Kopf. Aber gesagt habe ich solche Dinge nie. Auch im kleinen Kreis nicht. Es ist eine furchtbare Behauptung. Ich bin einzig für den Geschäftsführer zuständig. Raeto Raffainer ist kein Thema und bleibt im Amt. Alles andere liegt in seiner Kompetenz.

Wie beurteilen Sie denn die Arbeit der drei Erwähnten?

Das pendelte zwischen Weltklasse und Kreisklasse hin und her. Im ganzen Umfeld hat eine Art und Weise Einzug gehalten, die mich nicht immer befriedigt hat. Diese unabdingbare Leistungskultur war nicht vorhanden. Es begann auf dem Eis und hat sich wohl über das Trainerbüro weitergezogen. Nun muss mit aller Konsequenz wieder eine absolute Leistungskultur geschaffen werden.

Wann genau ist sie abhandengekommen?

Das kann ich nicht sagen. Ich habe aber im Rahmen einer strategischen Überprüfung Dokumente gefunden, die viel härter und leistungsorientierter formuliert waren als in den letzten zwei bis drei Jahren.

Nennen Sie uns ein Beispiel, bitte.

Ich fand eine Unternehmensvision für den Zeitraum zwischen 2006 und 2016. Darin stand sinngemäss: «Wir wollen die beste Mannschaft der Schweiz sein.» In der aktuellen Version steht: «Wir wollen eine Top-Mannschaft sein.» Das mag eine Nuance sein. Doch genau damit fängt es an.

Wer hat die Vision überarbeitet?

Ich. Vielleicht lag es daran, dass man uns immer vorgeworfen hat, arrogant und grosskotzig zu sein. Also wurde das bescheidener formuliert. Nun müssen wir das Risiko eingehen, dass man uns wieder als arrogant und grosskotzig bezeichnet.

«Im ganzen Umfeld hat eine Art und Weise Einzug gehalten, die mich nicht immer befriedigt hat. Diese unabdingbare Leistungskultur war nicht vorhanden.»
Marc Lüthi

Vor der Saison sagten Sie im Gespräch mit dieser Zeitung, es werde definitiv keine Ausreden mehr geben. Weit gefehlt.

Ob es immer Ausreden waren oder es sich um Erklärungsversuche handelte, lasse ich offen. Weshalb wir die Leistungskultur auf dem Eis nicht hinbekommen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich war zu wenig nahe dran. Aber in Zukunft müssen die Gegner unser Eis wieder mit sehr viel Respekt betreten. Das war zuletzt nicht immer der Fall.

Als Raffainer im Sommer das Playoff als Zielsetzung vorgab und anfügte, man nehme zur Not auch den Umweg über das Pre-Playoff in Kauf, verdrehten Sie die Augen. Sie waren sich also mit Ihrem CEO nicht einig?

Über die Zielsetzung waren wir uns einig. Wobei wir aus Sicht der Fans das Ziel nicht erreicht haben. Es wäre mehr möglich gewesen. Aber genau diese Unterschiede zwischen Welt- und Kreisklasse verhinderten ein Weiterkommen gegen Biel. Um uns durchzusetzen, hätten wir unsere SCB-Tugenden Arbeit und Härte ausspielen sollen. Daran mangelte es. Man muss nicht immer tiefstapeln. Wenn eine Sportorganisation unserer Grösse und mit dieser Vergangenheit nicht die absolute Zielsetzung hat, sucht man schon im Voraus nach Ausreden.

«In Bern kannst du mit einem Trainer, der das Playoff verpasst und damit die Zielsetzung dermassen verfehlt, nicht weiterfahren. Das geht einfach nicht.»
Marc Lüthi

Die Resultate der vergangenen Saisons waren erklärbar. Man hat nach drei Meistertiteln in vier Jahren den Umbruch verpasst. Dann folgte die Pandemie. Doch nun waren trotz einer fast komplett veränderten Mannschaft ähnliche Probleme auszumachen.

Es ist nicht ganz vergleichbar. Die Leistungen waren inkonstant. Es ist unerklärlich, weshalb wir im Dezember die stärkste Mannschaft, einen Monat später aber die schwächste der Liga waren. Anderes liess sich rational erklären: mit Verletzungen zum Beispiel. Auch konnte niemand ahnen, dass Marco Lehmann so stark erkrankt, dass er nicht mehr spielen kann. Er musste leiden. Und es gab weitere Dinge.

Den Fall Sven Bärtschi zum Beispiel.

Dazu äussere ich mich nicht.

Anfang Februar liessen Sie die gesamte Mannschaft in der Energy Lounge antraben. Dabei soll mehrfach das Wort «Pussy» gefallen sein.

Ich habe mich noch nie über den Inhalt solcher Aktionen geäussert. Ich hatte das Gefühl, ich müsse der Mannschaft das Leben erklären. Auch hier ging es um die Leistungskultur. Wenn ich etwas zu sagen habe, versuche ich das zwar deutlich, aber trotzdem positiv zu vermitteln. Leider hat es nicht wahnsinnig viel gebracht. Es half genau für zwei Spiele.

Als die Mannschaft in Rapperswil-Jona nicht einmal auf einen Torhüterwechsel eine Reaktion zeigte, schien es, als stimme etwas im Team nicht.

Es gab Dinge, die in dieser Mannschaft nicht stimmten. Aber sie war nicht so weit auseinander, wie vielfach vermutet wurde. Beim 4:0-Heimsieg gegen Biel sah ich eine absolute Einheit auf dem Eis. Das Spiel bei den Lakers war der exakt selbe Match wie vor zehn Jahren, als ich die Mannschaft um Mitternacht noch zum Straftraining aufgeboten habe. Mit dem Unterschied, dass die NHL-Lockout-Spieler fehlten.

Letzte Saison haben Sie sich irgendwann gar nicht mehr geärgert, weil Sie nicht mehr an die Mannschaft geglaubt haben. Das hat sich also wieder geändert?

Im Viertelfinal habe ich mich nach jeder Niederlage zu Tode aufgeregt, insbesondere, wenn sie so zustande kam wie in Rapperswil-Jona. Wir wurden unter Wert geschlagen. Die Mannschaft hat nicht geleistet, wozu sie eigentlich imstande gewesen wäre.

Nach Ihrem Rückzug als CEO im letzten Herbst meinten Sie, Sie müssten lernen, den Mund zu halten.

Das habe ich genug getan. Ich gehe auch nicht in die Kabine. Mein Ansprechpartner ist Raeto Raffainer. Mit ihm stehe ich fast täglich im Austausch. Mit Sportchef Andrew Ebbett rede ich nicht über den Sport.
Berns Präsident Marc Lüthi vermisste die typischen SCB-Tugenden: Härte und Arbeit. Das soll sich künftig wieder ändern.
Berns Präsident Marc Lüthi vermisste die typischen SCB-Tugenden: Härte und Arbeit. Das soll sich künftig wieder ändern.
Foto: Christian Pfander

Ein Spieler sorgte während der ganzen Saison für Schlagzeilen…

Sie reden von Dominik Kahun…

…ich rede von Chris DiDomenico. War es ein Fehler, den Kanadier zu verpflichten?

Nein. Vieles, wovon wir wussten, dass er es gut machen wird, machte er gut. Eine neue Erkenntnis war, dass er jeden anspringt und anfährt. Er ist in den Duellen gegen uns nie so aufgetreten. Doch solange kein Imageschaden entsteht, und das geschah nicht, gab es auch keinen Grund, weshalb der Präsident hätte eingreifen sollen. DiDomenico hat sich im richtigen Moment gezügelt.

Wie stark sind Sie noch ins Tagesgeschäft involviert?

Ich bin in diverse Projekte, nicht aber ins normale Tagesgeschäft involviert. Zum ersten Mal in meinem Leben arbeite ich nur 100 Prozent. «Raffa» führt den Laden und ist wie ich damals auch am Sport beteiligt. Das ist unser Kerngeschäft. Ein CEO hat die verdammte Pflicht, den Sport zu beobachten.

Raffainer soll dem Vernehmen nach mit seiner Art auch anecken.

Das habe ich auch. Jeder muss seinen Weg finden. Du kannst die SCB-DNA nicht innerhalb von fünf Minuten intus haben. Wir sind nicht die Nationalmannschaft, nicht Davos. Raffainer musste gewisse Erfahrungen sammeln. Das ist völlig normal. Doch er ist schlau, fasst Zusammenhänge schnell auf und hat sehr schnell sehr viel kapiert. Er ist auf gutem Weg.

Stimmen denn die Strukturen? Die ehemalige Sportchefin Florence Schelling zog im Magazin «Sportlerin» über den SCB her, sprach von Strukturen, die zum Scheitern verurteilt waren.

Die Strukturen stimmen. Mehr kann ich nicht sagen. Wir haben schriftlich vereinbart, uns nicht zur Vertragsauflösung zu äussern, und halten uns auch daran.

Mit Andrew Ebbett setzt der SCB nun erneut auf einen unerfahrenen Sportchef. Kann es sich Bern überhaupt leisten, ein solches Amt mit einem «Rookie» zu bekleiden?

Worin hat er keine Erfahrung? Im Abschliessen von Verträgen? Er verfügt über lebenslange Erfahrung im Eishockey, weiss, was es braucht, und besitzt ein enormes Netzwerk. Natürlich haben wir im Moment etwas viele Rookies. Einen Rookie als Präsident, einen Rookie als CEO und einen Rookie als Sportchef. Nichtsdestotrotz verfügt jeder über viel Erfahrung in sehr vielen Bereichen. Dass Ebbett sich noch entwickeln muss, ist selbstverständlich. Aber das musst du auch nach 20 Jahren im selben Job.
Mit dem neuen CEO Raeto Raffainer tauscht sich Lüthi fast täglich aus. Lüthi sagt: «Raffainer musste gewisse Erfahrungen sammeln. Doch er ist schlau und hat sehr schnell sehr viel kapiert.»
Mit dem neuen CEO Raeto Raffainer tauscht sich Lüthi fast täglich aus. Lüthi sagt: «Raffainer musste gewisse Erfahrungen sammeln. Doch er ist schlau und hat sehr schnell sehr viel kapiert.»
Foto: Jonathan Vallat (Freshfocus)

Würden Sie rückblickend etwas anders machen?

Ja, da kann man, glaube ich, ehrlich sein: Ich hätte im Sommer meinen Kopf durchsetzen sollen.

Sie wollten mit Trainer Johan Lundskog gar nicht erst in die Saison starten.

Genau. In Bern kannst du mit einem Trainer, der das Playoff verpasst und damit die Zielsetzung dermassen verfehlt, nicht weiterfahren. Das geht einfach nicht.

Das Selbstverständnis hat sich gewandelt. Auch wenn Sie es immer wieder abstreiten: 2019 wollten Sie den zweifachen Meistertrainer Kari Jalonen selbst im Falle eines Halbfinal-Outs gegen Biel entlassen.

Natürlich wäre er entlassen worden. Ich sage es ja: Diese absolute Erfolgskultur muss wieder her.

Es sollte auf der Trainerposition aber auch wieder eine gewisse Konstanz angestrebt werden.

Während meiner ganzen Karriere herrschte auf dieser Position keine Konstanz.

«Am liebsten hätte man wohl eine Mischung aus Jortikka und Söderholm als Trainer. Einen grossen Menschenversteher, der auch poltern kann.»
Marc Lüthi

Toni Söderholm ist der sechste Trainer seit 2020. Eine solche Kadenz ist aussergewöhnlich. Ginge es nach Ihnen, würde nun wohl wieder ein neuer Trainer verpflichtet werden.

Ich bin sowohl von Lundskogs als auch von Söderholms Persönlichkeit beeindruckt. Es sind sehr gute Menschen und sehr gute Fachleute. Ich bin nicht sicher, ob der Typ Hannu Jortikka oder Marc Crawford langfristig funktionieren würde. Am liebsten hätte man wohl eine Mischung aus Jortikka und Söderholm. Einen grossen Menschenversteher, der auch poltern kann.

Wie geht es mit Söderholm weiter?

Da müssen Sie Raeto Raffainer fragen. Über den Trainer entscheidet der operative Bereich.

Auf den Rängen der Postfinance-Arena waren auch in der abgelaufenen Saison immer wieder Lücken auszumachen. Wie wirkt sich das finanziell aus?

Es war viel besser als noch letzte Saison. Nicht viele Plätze blieben leer. Und im Playoff kamen im Schnitt 16’700 Fans. Noch kann ich nicht über die genauen Zahlen reden. Aber es wird deutlich besser ausfallen als budgetiert.

Sie sorgen sich also nicht, dass nächste Saison weniger Zuschauerinnen und Zuschauer kommen könnten?

Nein, wir haben Fortschritte erzielt. Es war ansprechend, aber nicht gut. So ungefähr fallen auch die Rückmeldungen aus. Nun muss nächste Saison eine klare Steigerung her und ein unabdingbarer Siegeswille zu sehen sein.
Chris DiDomenico sorgte beim SCB für Unruhe und lieferte so manche Schlagzeile. Dennoch bereut Marc Lüthi den Transfer nicht.
Chris DiDomenico sorgte beim SCB für Unruhe und lieferte so manche Schlagzeile. Dennoch bereut Marc Lüthi den Transfer nicht.

Nilsson
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Nilsson » Sa 1. Apr 2023, 09:29

Danke für das Einrichten des Zeitungsberichts im Pinboard.
Interessantes Interview, ich finde es positiv, dass ML in vielen Bereichen so offen kommuniziert.
Indes würde ich es auch begrüßen, wenn für die Personalien Gelinas und Bärtschi mehr Klarheit bestehen würde.

Egal
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Egal » Sa 1. Apr 2023, 10:35

Aus dem Interview von ML folgende Textstellen:

"Diese unabdingbare Leistungskultur war nicht vorhanden. Es begann auf dem Eis und hat sich wohl über das Trainerbüro weitergezogen. Nun muss mit aller Konsequenz wieder eine absolute Leistungskultur geschaffen werden."

"Ich fand eine Unternehmensvision für den Zeitraum zwischen 2006 und 2016. Darin stand sinngemäss: «Wir wollen die beste Mannschaft der Schweiz sein.» In der aktuellen Version steht: «Wir wollen eine Top-Mannschaft sein.» Das mag eine Nuance sein. Doch genau damit fängt es an."

Und nun auf der Homepage SCB das Interview mit RR:

"Eine Playoff-Qualifikation ist nicht mehr selbstverständlich. Dennoch möchten wir mit dem SCB jedes Jahr mindestens den Viertelfinal erreichen."

Eigentlich ist kein weiterer Kommentar mehr nötig!

P.S.: Wenigstens werden die "Fragekataloge" gekürzt ... von 60 Punkten bei der Dame ohne "Schnäbi" - auf aktuell 35 Fragen ... ;-)
Zuletzt geändert von Egal am Sa 1. Apr 2023, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.

Talisker
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Talisker » Sa 1. Apr 2023, 10:35

Danke für den Artikel! Vieles von dem, was Lüthi meint, sehe ich ähnlich. Es hat viele Veränderungen auf und neben dem Eis gegeben. Zu glauben, dass dabei alles optimal verläuft, wäre realitätsfremd. Es sind nun einfach die richtigen Lehren zu ziehen. In der Trainerfrage wird man in Bern kaum einen mit einer Amtszeit à la AdC erleben. Trotzdem gab es auf dieser Position seit dem Abgang von Jalonen zu viel Hektik und Unruhe, weil man - im ständigen Stolpern - nicht unbedingt die optimalen Entscheide trifft. Andererseits hatte man - als man etwas Musse gehabt hätte für die Trainerwahl - mit Nachbaur die wohl grösste Fehlentscheidung seit Jahrzehnten getroffen, Schellings 60-Punkte-Matrix hin oder her. Wie auch immer, zwischen Amtszeiten wie der von AdC und dem Bäumchen-wechsle-dich der letzten Jahre gibt es sicher einen vernünftigen Mittelweg.

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