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Maple Leaf
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Maple Leaf » Do 28. Mär 2024, 09:32

SCB-Legende Yves Sarault«Ich ging auf alle los: Rüthemann, Bordeleau, Dubé, Stoney»

Der Kanadier steht für die Ära der Big Bad Bears wie nur wenige. Der frühere Stürmer im Interview über das Playoff, seine erfolgreiche Berner Zeit – und den Final gegen den SCB.

Kristian Kapp

Sie spielten zwar nur zweieinhalb Jahre in Bern, hinterliessen aber grosse Spuren. Welche Bedeutung hat der SCB für Sie?

Ich erinnere mich an die Fans und die Verantwortung, die ich hier übernehmen durfte. Ich konnte etwas bewegen, nicht nur im Team, sondern in der ganzen Liga. Ich hänge darum nach wie vor am SCB und habe bis heute Kontakt mit Jungs des Meisterteams 2004.

Welches ist Ihre beste SCB-Erinnerung?

Der Meistertitel und der ganze Prozess, wie das Team zusammenwuchs bis zum finalen Tanz im Playoff. Wir hatten alle Zutaten: Skorer, harte Spieler, Defensivspezialisten und einen grossartigen Goalie. Und ich konnte in Bern viel Zeit mit meiner Familie verbringen.

Sie nahmen kürzlich am Legendenspiel zu Ehren Philippe Furrers teil …

Das war ein grosser Spass. Wie viele andere auch hatte ich schon länger nicht mehr gespielt. Es sah aus, als gäben wir uns keine Mühe, aber das Gegenteil war der Fall! (lacht) Philippe war noch ein Junior, als wir gemeinsam spielten. Er wurde also auf die harte Tour eingeführt, wir machten es ihm gerade im Training nicht einfach. Aber ihm gelang dann trotzdem eine ziemlich solide Karriere.

Mittlerweile sind Sie 51, arbeiten als Trainer und haben in der Schweiz fast nur schwierige Missionen übernommen, oft mitten in der Saison als Interimscoach.

Ich hätte es in Langnau beinahe zu einer Festanstellung in der National League geschafft. Am Ende fiel die Wahl aber auf Thierry Paterlini.

Stattdessen landeten Sie in der Swiss League in Sierre, wo Sie diesen Januar erstmals in Ihrer Karriere entlassen wurden. Wie gehen Sie mit der Ungewissheit des Arbeitslosen um?

Früher war es einfacher. Ich war allein hier, meine Kinder gingen in die Schule, meine Ehefrau kümmerte sich um unser Zuhause in Kanada. Aber jetzt sind wir zusammen hier, und es ist in der Schweiz nicht so einfach, eine neue Bleibe zu suchen, ohne zu wissen, wo es mich hinschlägt. Aber ich habe in meiner Karriere trotz ständigem Hin und Her immer Wege gefunden, irgendwo unterzukommen. Ich habe mich auch jetzt bei diversen Clubs gemeldet und höre mir alle Angebote an, egal ob es um Jobs als Chef- oder als Assistenztrainer geht.

Wofür stehen Sie als Coach?

Ich mag es, aggressiv und intensiv spielen zu lassen, den Fans eine Show zu bieten, das Spiel gut zu verkaufen.

So wie Sie als Stürmer waren, so wollen Sie also auch coachen.

Genau. Wenn du als Coach noch über Intensität und Einsatz reden musst, dann stehst du von vornherein auf verlorenem Posten. Das muss von den Spielern kommen. In den Teams, mit denen ich damals erfolgreich war, sorgten die Spieler untereinander dafür, dass der Effort stimmte, damit hatten die Coachs nichts zu tun. Dafür braucht es den richtigen Kern, weil Konfrontation wichtig, aber nicht einfach ist.

Sie kamen Ende 2002 aus Nordamerika nach Bern …

… und zwar nur als Ersatzausländer. Ich verliess die Mannschaft wieder und schloss mich dem Team Canada am Spengler-Cup an. Dort sah mich der damalige SCB-Trainer Kent Ruhnke. Er sagte: «Du kannst auch bei uns mehr sein als bloss ein Lückenbüsser.»

In Nordamerika hatten Sie vor dem Wechsel nur noch in einer halbprofessionellen Liga gespielt …

Es begann mit einem Trainingscamp eines NHL-Teams. Ich erhielt aber erstmals keinen Vertrag, da meine Probleme mit der Schulter in Nordamerika bekannt waren – im Gegensatz zu Europa. Also schloss ich mich diesem Team in der «Ligue de hockey semi-professionnelle du Québec» an. Die Bezahlung war ordentlich, die Spieler waren auch nicht schlecht. Aber es war normal, dass man in den Pausen Bier trank und rauchte. Ich hingegen kam direkt aus dem NHL-Camp, war topfit und wurde nicht wirklich gefordert. Der Trainer war der frühere SCB-Spieler Alan Haworth. Er fand nach sieben Spielen, dass ich in dieser Liga nichts verloren hätte, und stellte den Kontakt zu Bern her.

Sie sagten sofort zu?

Ich hatte keine Ahnung von Europa oder der Schweiz. Das Angebot des SCB war mies, ich hatte von einem anderen NLA-Team ein finanziell besseres vorliegen. Ich hörte aber auf einen Ratschlag, dass ich mich beim SCB besser präsentieren könnte. Und tatsächlich: Ich konnte danach einen Dreijahresvertrag unterzeichnen, blieb dann aber leider nur zwei weitere Jahre in Bern.

Haben Sie Ihren Abgang nach Genf bereut?

Es wäre im Nachhinein besser gewesen, beim SCB zu bleiben. Aber dafür hätte ich in meiner letzten Saison häufiger den Mund halten sollen.

Was war das Problem?

Es war das Jahr nach dem Meistertitel und die Lockout-Saison 2004/05. Plötzlich wurde man von NHL-Stars verdrängt, also von den gleichen Spielern, die einem bereits in Nordamerika im Weg gestanden waren. Das passte mir nicht. Ich bin sehr emotional, aber ich hätte, wie gesagt, lieber schweigen und einfach auf die nächste Saison warten sollen.

Sie verloren im Playoff Ihren Platz …

Ein Jahr zuvor war ich Champion und ein Publikumsliebling, dessen Name von 16’000 Fans gesungen wurde. Dass während der Saison Alpo Suhonen Trainer wurde, half mir auch nicht. Er dachte, ich sei ein Störenfried. Als ich zwei Jahre später in Davos landete, erzählte mir aber Arno Del Curto, dass Suhonen (ein guter Freund Del Curtos, die Red.) ihm gestanden habe, dass er mich missverstanden hatte und seinen Entscheid bereute. Wenn du auf eine bestimmte Art spielst, kann es passieren, dass die Leute einen falschen Eindruck bekommen. Neben dem Eis war ich aber immer ein ganz anderer Mensch. Ich habe alles fürs Eisfeld aufgespart, daneben versuchte ich, kein Clown zu sein.

In Ihrer kurzen Zeit in Davos gab es ein wunderbares Zitat Del Curtos. Sie waren angeschlagen, aber im Final gegen Bern stellte er Sie dennoch auf, mit der Begründung, dass die SCB-Spieler sich allein wegen Ihrer Präsenz in die Hosen machten …

Und ich ging auf alle los: Ivo, Bordeleau, Dubé, Stoney. Ich liebte diesen Final. (lacht) Was viele vergessen: Du kannst nicht nur mit Toren entscheidenden Einfluss haben. Du kannst durch Verletzungen beeinträchtigt werden und dein Einfluss kann in der Offensive limitiert sein. Aber das ist kein Grund, keinen Einsatz zu zeigen. Mein Lieblingsgefühl war sowieso nie das reine Toreschiessen.

Wie sah Ihr perfekter Shift aus?

Meinen Gegenspieler identifizieren, wie ein Wahnsinniger Backchecking betreiben, seinen Stock heben, damit den Gegenstoss einleiten – und dann ein Tor schiessen.

Es gibt dieses Bild von Ihnen mit den beiden anderen Frankokanadiern Alex Daigle und Robin Leblanc, wie Sie als Freunde den Titel mit Davos feiern. In der Saison danach spielten Sie für Basel, und im ersten Spiel gegen Davos kam es zum Fight mit Leblanc.

(lacht) Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich mich auch mit Arno anlegte, weil er sich über die Bande lehnte und mich beruhigen wollte. Ich stiess ihn weg und sagte ihm: «Geh hinter die Bank!» Er stand beim Coaching ja häufig vor statt hinter den Spielern. Danach lachte ich. Natürlich tat ich all dies auch, um Unruhe zu stiften.

Ob Bern oder Davos: Im Spiel kannten Sie keine Liebe für ehemalige Teamkollegen.

Ich bin noch heute so, auch als Coach. Ich mag es während der Saison nicht, zu viel mit Gegnern zu reden. Als Spieler versuchte ich gerade in Bern, den Jungs klarzumachen: Hört auf, während der Saison mit Kollegen zu reden, die bei Gegnern spielen. Tauscht keine Informationen aus. Wir sollten hier bei uns eine Familie sein. Lasst die anderen glauben, dass wir alle verrückt sind.

An etwas erinnern sich alle: Ihre Intensität, nicht nur im Spiel, sondern auch im Training. Wer nicht mitzog, dem brachte Yves Sarault bei, was zu tun ist – und sei es mit handgreiflichen Auseinandersetzungen wie im Fall Ihres Landsmanns Sébastien Bordeleau …

So waren wir damals. Egal, wie talentiert jemand war, wir sorgten dafür, dass alle zuerst an das Team und die Defensive dachten. Auch darum gewannen wir Titel. Auch als Trainer mag ich es, wenn die Führungsspieler im Training für eine kompetitive Atmosphäre sorgen. Aber ich war nicht allein: Wir hatten Martin Steinegger, die Ziegler-Brüder, Christian Dubé – sogar der kleine Ivo Rüthemann hatte diesen Eifer. In Davos waren es die Von-Arx-Brüder oder Marc Gianola. Solche Spieler sorgen dafür, dass du immer weiter marschierst.

Apropos Davos: Liebe Grüsse von Josef Marha. Sie haben ihm fast die Knöchel gebrochen, als Sie zehn Jahre zuvor bereits in der AHL in Hershey Teamkollegen waren …

Wie habe ich das getan? (lacht) Ich erinnere mich nicht mehr.

Er stand im Powerplay vor dem Tor, Sie schossen, und er sprang nicht hoch genug auf. Er wollte damit illustrieren, dass Sie auch mit Ihrem harten Schuss wehtun konnten.

Ich hatte tatsächlich einen extrem harten Schuss. Ich hätte einmal um ein Haar am NHL-All-Star-Event teilnehmen können, weil sie damals für den Schusswettbewerb auch Viertlinien-Spieler nahmen, solange diese hart genug schossen.

Woher kam Ihre Intensität?

Ich war schon sehr jung, das war eine natürliche Eigenschaft. Ich war kein reiner Unruhestifter, ich spielte aber physisch und brachte Gegner aus dem Konzept, weil ich die harten Checks suchte. Ich wünschte, ich hätte dies noch intensiver tun und mir damit einen Stammplatz in der NHL ergattern können. Ich respektierte damals aber die Gegner und die Leute generell zu wenig. Das bereue ich heute. Aber wenn du nur ein paar Minuten Eiszeit erhältst und kein reiner Fighter bist, dann ist es schwierig, mit Emotionen die richtige Balance zu finden.

In der Schweiz waren Sie ein Skorer, aber auch Sammler von Strafminuten.

Dabei änderte ich hier nichts an meinem Spielstil. Aber die Refs schickten mich leider immer wieder auf die Strafbank. (lacht) Aber wissen Sie was? Obwohl ich hin und wieder auch dumme Strafen kassierte, habe ich in der Schweiz von keinem Coach Vorwürfe diesbezüglich gehört. Sie mochten meine Intensität und meine Emotionen.

Den Ruf des «bösen Buben» haben Sie dennoch bekommen.

Als ich in Genf spielte, erhielt ich dafür die Quittung. Im Zweifelsfall wurde gegen mich entschieden, auch wenn ich nichts getan hatte. Wenn ich aber die Bilder von damals sehe, muss ich sagen: Wir spielten hart, und es gab hin und wieder die «cheap shots». Aber es war ein Geben und Nehmen, es gab keine Schwalben, es artete nie zum Zirkus aus. Ich begrüsse, dass es heute Video gibt und Schwalben nachträglich gebüsst werden.

Ehemalige Mitspieler betonen: Neben dem Eis seien Sie der netteste Mensch gewesen, ganz ruhig. Ein Familienmensch und kein Partylöwe, der in den Ausgang mitging.

So will ich sein. Darum bin ich wohl immer noch mit meiner Ehefrau zusammen und ist unsere Familie mit meinen beiden Kindern intakt. Ich habe grossen Respekt vor ihr und dem ganzen Opfer, das sie in all den Jahren für die Familie erbracht hat.

Vor der Zeit in Bern pendelten Sie zehn Jahre lang zwischen NHL und Farmteam. Wie prägte Sie dies als Mensch?

Ich suchte einen Stammplatz in der NHL. Ich wollte von Anfang an mindestens 400 NHL-Spiele absolvieren und den Stanley-Cup gewinnen. Auch wenn ich beides nicht schaffte, war es dieses Ziel, das mich antrieb. 2000 in Atlanta war ich nahe dran, es fix ins NHL-Team zu schaffen. Doch die Schulterverletzung machte mir einen Strich durch die Rechnung. Dank all diesen Jahren, meiner Passion und dem Willen, immer dranzubleiben, bin ich heute noch als Coach im Business. Ich fand immer Wege, nach Rückschlägen zurückzukehren.

Ist das Ihre Nachricht an die Spieler hier, wie gut sie es in der Schweiz haben?

Ich rede nicht zu oft darüber, wie hart es für mich teilweise war. Auch wenn es den Leuten in der Schweiz wirklich gut geht, ist es auch hier nicht einfach, den Durchbruch im Eishockey zu schaffen. Ich sah es als U-20-Coach in Lausanne, wie wenig Freizeit die Jungs mit Schule und Eishockey haben.

Als Spieler konnten Sie es bis 41 nicht lassen … Selbst als Sie als Coach im Junioren-Hockey Kanadas begannen, spielten Sie nebenbei noch vier Saisons in der LNAH, einer wilden Halbprofi-Liga.

Das Team war halt am selben Ort, an dem ich arbeitete. Und man fragte mich, ob ich hin und wieder mitspielen wollte (lacht). Ich war immer noch fit, da ich neben dem Coaching der Kids auch im Kraftraum als Ausbildner arbeitete.

Dennoch: Sucht man im Internet nach «crazy hockey fights», findet man unzählige LNAH-Videos.

Ich war aber kein Fighter in dieser Liga, ich wurde eingesetzt als Verteidiger, der ein paar gute Aufbaupässe spielte. Sagen wir es so: Viele der Jungs, die dort spielen, nehmen andere Vitamine zu sich als Sie und ich. (lacht) Da waren Wahnsinnige, Monster, MMA-Kämpfer auf Eis. Um dich mit ihnen anzulegen, musstest du verrückt sein.

Zurück zur Gegenwart: Der SCB liegt im Viertelfinal gegen Zug 2:3 zurück und steht vor dem Aus: Was ist grundsätzlich zu tun in dieser Situation?

Es ist ein Klischee, aber es geht um diese Fragen: Wer hat den Willen, sich wirklich für den Club zu zerreissen? Wer versucht, sich noch grösser zu machen, um einen Schuss zu blocken? Ein Team, das nicht bereit ist, einen noch grösseren Preis zu zahlen, ist sowieso erledigt. All das kommt in dieser Situation vor Taktik und Talent. Es gibt ein gutes Beispiel aus der NHL: Wann wurde Superstar Sidney Crosby auch zum Stanley-Cup-Sieger? Erst als er auch am Bullypunkt und im Defensivspiel besser wurde und damit den Rest des Teams erst recht mitreissen konnte.

Tristanimator
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Tristanimator » Do 28. Mär 2024, 20:46

Danke für das Interview rein stellen

Sarault,klasse Typ, geiler Spieler...solch ein Spieler vermisse ich in Bern

Sniper
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Sniper » Fr 29. Mär 2024, 17:42

Auch ich vermisse einen wie Sarault. Luoto ist es nicht. Viel zu nett als dem Gegner ein wenig Angst zu bereiten.

Gute Besserung an Ritzmann. Was für eine Saison von ihm! Hoffentlich sehen wir ihn nochmals.

Sniper
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Sniper » So 31. Mär 2024, 09:46

NZZ:

Saisonende für den SC Bern: Kommt nun das nächste Reinemachen?

Der SC Bern verliert in Zug und der HC Davos in Lausanne im siebenten Viertelfinalspiel beide 0:3. Im Bündnerland kann man das besser verkraften als in Bern.

Als Marc Lüthi, der alte und neue CEO des SC Bern, vor dem Start der neuen Saison im Interview mit der NZZ gefragt wurde, was er in diesem Winter von seiner Mannschaft erwarte, antwortete er: «In erster Linie, dass wir so kämpferisch und mit Spirit auftreten, wie das unser Anhang verdient und verlangt. Wir pendelten in der vergangenen Saison zwischen Kreis- und Weltklasse. Und natürlich erwarte ich am Ende der Saison die Play-off-Qualifikation.»

Nun endete die Saison für die Berner im Viertelfinal gegen den EV Zug. Sie verloren Match 7 der Serie trotz einer engagierten und über weite Strecken auch beherzten Leistung 0:3 Erneut blieben sie in der Offensive zu harmlos, um den tadellosen Zuger Goalie Leonardo Genoni zu bezwingen.

Als Fünfter der Regular Season hat der SCB die Play-off-Qualifikation aber auf direktem Weg erreicht. Damit sind die Forderungen Lüthis im Prinzip erfüllt. Im Prinzip. Denn ein Scheitern in den Play-off-Viertelfinals ist nicht das, was die Ansprüche des Grossvereins befriedigt.

Auch der HC Davos scheitert frühzeitig

Der SCB und namentlich sein CEO sehen sich immer noch als einer der führenden Klubs in der Liga. Doch das ist ein überholtes Selbstbildnis, das aus einer Epoche stammt, die endgültig vorüber ist. Die ZSC Lions, der EV Zug, mittlerweile aber auch der Lausanne HC und – aus Berner Optik besonders bitter – Fribourg-Gottéron haben ihn in der nationalen Hierarchie verdrängt. Der letzte Titel der Berner datiert vom Frühjahr 1999, als er nicht zuletzt dank einem hervorragenden Leonardo Genoni im Tor den EV Zug im Final mit 4:1-Siegen bezwang. Es war der 16. Titel in der Klubgeschichte der Berner.

Der SCB ist hinter dem HC Davos (31 Titel), der am Samstag Spiel 7 gegen den Lausanne HC ebenfalls 0:3 verlor, der erfolgreichste Klub im Schweizer Eishockey. Seit der Einführung der Play-offs im Frühjahr 1986 gewannen die Berner zehn Mal den Titel. Niemand war bis heute erfolgreicher.

Doch die letzten fünf Jahre waren geprägt von Misserfolgen und personellen Fehlentscheiden. Der Finne Kari Jalonen, der in drei Jahren in Bern zwei Titel holte, musste in seiner vierten Saison als Coach gehen. Seine Nachfolger hiessen Hans Kossmann, Don Nachbauer, Mario Kogler, Johan Lundskog und Toni Söderholm. Gemeinsam ist ihnen nur der Misserfolg, der früher oder später zu ihrer Absetzung führte.

Seit dem vergangenen Herbst führt Jussi Tapola den Klub. Der 49-jährige Finne kam auf diese Saison als Europas Coach des Jahres und finnischer Meister von Tappara Tampere. Auf die Frage, was er von seinem neuen Trainer erwarte, antwortete Lüthi im Herbst: «Dass er bei uns fortsetzt, was er in Tampere begonnen hat. Ich habe vor seiner Verpflichtung von ihm gehört, er sei erfolgsversessen. Tapola hat in 13 Jahren 11-mal den Play-off-Final erreicht und legt sehr viel Wert auf die Leistungskultur und darauf, wie die von ihm geführten Mannschaften auftreten.»

Nun ist Tapola in seiner ersten Saison mit dem SCB in den Viertelfinals gescheitert. Darf er seine Arbeit in Bern trotzdem fortsetzen? Während den Play-offs kursierte bereits das Gerücht, die Kritik an ihm wachse in Bern. Der Name des wenig bekannten Rob Wilson machte die Runde. Der 55-jährige kanadisch-britische Doppelbürger coachte diese Saison in die New Castle Vipers in der Elite Ice Hockey League in Grossbritannien.

Auf das Gerücht angesprochen, knurrte Lüthi nur «Unsinn» und verwies es ins Reich der wilden Spekulationen von Wichtigtuern. Ähnlich hatte er vor einem Jahr allerdings auch reagiert, als das Gerücht der bevorstehenden Ablösung des von ihm eingesetzten CEO Raeto Raffainer zu kursieren begann. Ein paar Monate später war der Wechsel Tatsache.

Auf Martin Plüss wartet viel Arbeit

In den letzten fünf Jahren ist in Bern keine Saison ohne spektakulären personellen Wechsel über die Bühne gegangen. Doch in dieser Saison ist jene personelle Rochade im Prinzip bereits vollzogen. Anfang Februar kommunizierte der Klub, dass der glücklose Sportchef Andrew Ebbett den Klub Ende der Saison verlassen und durch den ehemaligen Spieler Patrik Bärtschi ersetzt werde. Es war der erste personelle Entscheid des neuen Sportdirektors Martin Plüss, der seinen Job offiziell erst im Sommer antritt, im Hintergrund aber bereits die Fäden zieht.

Plüss hat einiges an Arbeit vor sich. Denn trotz der einigermassen zufriedenstellenden Saison stehen in Bern einige wegweisende Entscheide an. Tapola und seine Machtfülle wird in Bern fraglos ein Thema in der Saisonanalyse sein. Der Finne durfte schalten und walten, wie ihm beliebte. Der personelle Fluktuation in Bern war enorm. Von den insgesamt acht verpflichteten Ausländer genügten nur der Verteidiger Patrick Nemeth und der Deutsch-Tscheche Dominik Kahun einigermassen. Ausgerechnet der zuverlässige Kahun aber blieb in den Play-offs blass und in sieben Play-off-Spielen ohne Torerfolg. Eigene Junioren wie der Verteidiger Mika Henauer (zu Rapperswil-Jona) oder der Stürmer Joshua Fahrni (SCL Tigers) verlassen den Klub.

Der neuen sportlichen Führung bietet sich auf den Ausländerpositionen Gelegenheit, die Mannschaft umzubauen und punktuell zu verstärken. Neben Kahun haben nur Nemeth haben nur Adam Reideborn und Julius Honka weiterlaufende Verträge. Doch zumindest Honkas Zukunft in Bern ist ungewiss. Er wurde während dieser Saison vorübergehend bereits zu Genf/Servette ausgeliehen, weil Tapola sein offensiver Stil nicht gefällt.

Bereits am Montag geht es in den Play-offs weiter

Dabei ist gerade die Offensive die eigentliche Achillesferse der Berner. Im letzten Match in Zug erzielten die Berner trotz immensem Aufwand und 31 Schüssen keinen Treffer. In der Regular Season war die Mannschaft gemessen an der erzielten Toren nur die Nummer 8 der Liga. Und das Überzahlspiel erfüllte während der ganzen Saison nur selten gehobenen Ansprüchen. Das spricht nicht für den Coach. Doch ob das reicht, um den nächsten Kurswechsel zu rechtfertigen, scheint sogar im traditionell unruhigen Bern unwahrscheinlich.

Der SCB und der HCD gehen damit zu Ostern in die Sommerpause. Für Zug und Lausanne hingegen geht die Saison bereits am Ostermontag mit den Halbfinals weiter. Dort kommt es zu den Begegnungen ZSC Lions - EV Zug und Fribourg-Gottéron - Lausanne HC. Die ersten vier der Regular Season haben damit die Halbfinals erreicht. Das ist ein Zeichen dafür, dass die monatelange Qualifikation nicht ganz ohne sportlichen Wert ist.

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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Veteran » So 31. Mär 2024, 10:17

@Sniper
Zu diesem NZZ Artikel:
Es hat einige zutreffende Aussagen (Abschlusseffizienz...) aber auch viel destabilisierende negative (Zürcher)Polemik....

Das von Lüthi erklärte Ziel "direkte Playoff Quali" wurde erreicht, das Ziel "vermehrter Einbau von jungen Spielern" auch und auch etwas ältere Spieler wurden weiterentwickelt (Bader, Baumgartner...) - jetzt den Trainer schon wieder zu wechseln, wäre der so wichtigen und stark herbeigesehnten Stabilität, absolut nicht förderlich

Das mit dem Selbstverständnis von Lüthi man gehöre zu den "besseren Teams" ist angesichts der Popularität des CB sicher berechtigt und ist auch so - siehe Werbewirkungsauswertungen...auch sportlich wurde auch klar ein Schritt gegen vorne gemacht...

im schnelllebigen Sport sind Hierarchien meist nicht von Dauer - wir werden sehen wie Gotteron in 2 Jahren dasteht, haben sie doch momentan 6 Leistungsträger, die > 36 Jahre alt sind und bei Lausanne ist die finanzielle Zukunft auch nicht garantiert - hier ist einzig der ZSC und Zug, dank ihren (auch schon älteren) Göttis stabil...

Aber klar, es gilt diese Saison genau zu analysieren, die richtigen Schlüsse zu ziehen und soweit möglich die nötigen Massnahmen zu ergreifen. Diesbezüglich habe ich in die neue Plüss Crew vollstes Vertrauen....
Hopp SCB !

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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Sniper » So 31. Mär 2024, 10:44

Ich bin auch überzeugt, dass es mit Plüss und Bärtschi aufwärts geht. Ich hoffe auch, dass sie nicht alles umkrempeln. Denn Spieler oder Trainer aus den Verträgen loswerden, kostet bestimmt sehr viel Geld. Und genau beim Trainer braucht es endlich Kontinuität. Tapola muss niemandem was beweisen. Aber auch er braucht das richtige Spielermaterial dafür. Kreis und Moser etwa reichen definitiv nicht mehr. Bei Vermin wird es wohl auch jedes Jahr schwieriger. Eigentlich dürfte gerade er den Zenit noch nicht überschritten haben. Aber seine Unkonstanz ist schon tragisch. Dabei wurdest als Leader geholt

Ich hoffe schwer, dass sich der SCB für einen Moy ab Sommer 2025 interessiert. Der weiss, wo das Tor steht. So einer bringt neben Kahun bestimmt mehr als ein Luoto. Auch ein Andrea Glauser täte der Abwehr gut. Auch er ist erst im Sommer 2025 verfügbar. Das sind natürlich zur zwei Beispiele. Solche Kaliber müssen geholt werden. Vielleicht spielt Dominik Egli auch nicht jahrelang in Schweden. Er wäre ein Nachfolger für Unti oder Loeffel.

Es wird nun ein spannender Sommer. Gerade in Sachen Ausländer. Weiterhin viel Spass in den Playoffs ohne unseren SCB.

Talisker
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Talisker » So 31. Mär 2024, 11:13

Ambitionen soll man haben, aber nach dem 1/4-Final aus nun von grosser Enttäuschung zu reden, hiesse die Realität zu verkennen. Ist ja nicht so, dass während der Saison wesentlich anderes zu sehen gewesen wäre als nun in den Play-off's. Die diversen Spielerwechsel kann man kritisch sehen, die beiden Beispiele Fahrni und Henauer sind aber wohl die ungeeignetsten, um Tapola zu kritisieren. Tatsache ist, dass zumindest Fahrni von praktisch allen nachfolgenden Nachwuchsspielern links und rechts überholt worden ist. Er hatte eine sehr gute erste Saison unter schwierigen Bedingungen - warum er anschliessend nicht mehr daran anknüpfen konnte, ist die Frage. Und Henauer tut sich nach seiner Schulterverletzung sehr schwer. Wie er sich in Kloten geschlagen hat, ist mir nicht bekannt. Sein Verbleib in Bern hätte aber wenig Sinn ergeben unter diesen Umständen. Item, ein Trainer wird im Falle einer Niederlage immer kritisiert, und ich hätte es auch als plausibler erachtet, wenn man in Spiel 7 mit möglichst vielen ausländischen Feldspielern angetreten wäre, um die Chance auf einen Treffer zu erhöhen. Andererseits sind das dann eben schon die Strohhalme, an die man sich angesichts des während der ganzen Saison suboptimalen offensiven Outputs klammert.

Am Ende hat es schlicht und ergreifend nicht gereicht. Anders als in den Vorjahren ist jedoch ein Schwenk in die richtige Richtung erkennbar, und man hat das, was mit Training, Disziplin und Organisation machbar ist, grösstenteils umsetzen können. In der Offensive gab es aber zu viele "Ausfälle", welche schon rauf und runter benannt worden sind, als dass wesentlich mehr dringelegen wäre.

Assist
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Assist » So 31. Mär 2024, 11:25

"Der letzte Titel der Berner datiert vom Frühjahr 1999, als er nicht zuletzt dank einem hervorragenden Leonardo Genoni im Tor den EV Zug im Final mit 4:1-Siegen bezwang."

Hach ja, unser letzter Titel von 1999. Ich weiss es noch, als wäre es gestern gewesen :cry:

#peinlich

Paul Coffey
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Paul Coffey » So 31. Mär 2024, 11:40

Assist hat geschrieben:
> "Der letzte Titel der Berner datiert vom Frühjahr 1999, als er nicht
> zuletzt dank einem hervorragenden Leonardo Genoni im Tor den EV Zug im
> Final mit 4:1-Siegen bezwang."
>
> Hach ja, unser letzter Titel von 1999. Ich weiss es noch, als wäre es
> gestern gewesen :cry:
>
> #peinlich

Kann mich auch noch erinnern. Das war die einzige Playoff-Serie, in der die Nummer 2 Genoni anstelle von Tosio ran durfte. Als 12-jähriger Torhüter hat Genoni damals sensationell gehalten....

Assist
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Re: Pressemeldungen

Beitrag von Assist » So 31. Mär 2024, 12:35

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

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