Hat der SCB ein Identitätsproblem?

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DanTheMan
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Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von DanTheMan » Di 28. Jan 2014, 12:04

Es wurde während den letzten Monaten viel geschrieben. Es wurde über mangelnde Qualität an Spielermaterial geschrieben, es wurde über die Überalterung des Teams geschrieben, es wurde über den Mangel an Konstanz auf der Trainerposition geschrieben und sogar über den Pluto wurde viel geschrieben. Fakt ist, dass der SCB in Sachen spielerischer Entwicklung von vielen Teams dieser Liga während den letzten Jahren überholt worden ist. Wenn ich die Angriffsauslösung eines ZSC, eines HCD oder der Flyers beobachte und mit derjenigen unseres SCB vergleiche, frage ich mich, wie es sein kann, dass ein Team mit derart viel Qualität in den Reihen (und Qualität hat diese Mannschaft unbestrittenermassen) spielerisch derart hinterherhinkt. Wie kann es sein, dass auf ein ansehnliches Spiel wieder drei absolute Nullnummern folgen? Wenn man den Spielern zuhört, sie beobachtet, gelangt man zur Erkenntnis, dass es weder an fehlendem Willen, noch an der Einsatzbereitschaft liegt. Vielmehr erkennt man eine gewisse Ratlosigkeit. Man versucht zu erklären, zu begründen, aber letztendlich begreifen sie selber nicht, wieso es im Dress der Mutzen derart harzt.

Hier nun möchte ich ansetzen und erneut einen Versuch starten, diese Tragödie in Schwarz-Gelb-Rot zu ergründen. Meiner Ansicht nach hat der SCB ein Identitätsproblem. Zu seinen besten Zeiten war die Marschrichtung beim SCB klipp und klar. Man setzte auf eine kanadische Spielkultur, auf eine effektive Einfachheit. Hinten solide, hart auf den Mann, Zug zum Tor. Damals wussten die Spieler genau, was von Ihnen verlangt wurde. Neue Spieler wurden schnell integriert, weil jeder genau wusste, was seine Aufgabe auf dem Eis war. Dann, auf einmal kam der grosse Umbruch. Man verzichtete auf die effektive Einfachheit und wollte stattdessen finnisches Märchenhockey spielen lassen. Alpo Suhonen wollte aus dem SCB ein lauf- und spielfreudiges Designer-Team formen. Als man erkannte, dass eine solche Umsetzung schlicht nicht möglich war, machte man Kehrt um 180° und verpflichtete mit JvB seinen kanadischen Antagonisten. Von heute auf morgen hiess es nicht mehr Puckbesitz und Kabinettstückchen, sondern ur-kanadisches Steppeneishockey! Von zu viel spielerischer Freiheit hin zu gar keiner spielerischer Freiheit mehr. Dasselbe ereignete sich dann wiederum vom kanadischen Defensivfetischisten namens Huras hin zum antiautoritären Törmänen, der den armen Spielern nicht einmal mehr sagte, wer das nächste Bully spielen sollte.

Was ich damit sagen will? Der SCB hat seine Identität völlig verloren! Die Spieler wissen nicht mehr, welche Spielkultur der SCB verfolgt. Heute noch ur-konservatives Kanackenhockey, morgen wieder finnisches Märchenhockey. Man ging immer vom einen Extrem ins andere. Fakt ist aber, dass sowohl die eine, als auch die andere Spielkultur in seiner extremen Form nicht umsetzbar ist. Man sollte sich endlich wieder auf ein Grundkonzept verständigen und entsprechend verfeinern. Was ich damit meine, sieht man am Beispiel Genf Servette. Auch dort lässt man grundsätzlich ein kanadisch geprägtes Eishockey spielen, allerdings hat man gezielt spielerische Klasse verpflichtet, was dazu führt, dass die Genfer heute ein gepflegteres Offensivhockey spielen lassen, als dies beim SCB der Fall ist.

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just me
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von just me » Di 28. Jan 2014, 12:39

Top beitrag ! Gratuliere Dan the man :-) du hast vollkommen recht... Wobei ich noch weitergehen würde um zu behaupten das der SCB auch gegenüber seiner Supporter ein Identitätsproblem hat...

SCB_since1977
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von SCB_since1977 » Di 28. Jan 2014, 12:57

Der Wechsel zum Tempohockey hat ja S.L. vor wenigen Jahren selber kommuniziert.
Die Big Bad Bears gäbe es nach der heutigen Regelauslegung nicht mehr.
Finde aber, auch wenn ich es nicht gerne zugeben, dass Genf das Beste aus Nulltoleranz gemacht hat.
Sie können urkanadisches Rumpelhockey bieten, haben aber ein paar wenige spielerische Perlen die dann schnell umschalten können.
Soweit sollte nun Boucher den SCB auch bringen. Denn ein Rumpelhockey auf Mann mit Kampf und gesunder Härte goutieren die Zuschauer in Bern. Gespickt mit ein wenig spielerischer Klasse die auch vorhanden WÄRE würde der Gast in der Postbaracke herrlich unterhalten werden.
„Ein Spieler, der nicht bereit ist, sich ständig zu verbessern und nicht jedes Spiel, sei es noch so unwichtig, gewinnen will, der wird nie ein Großer werden!“
Wiktor Wassiljewitsch Tichonow
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just me
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von just me » Di 28. Jan 2014, 13:00

Das Berner Problem auf den Punkt gebracht:
Kommen keine Emotionen vom Eis her, gibt es in der ganzen Halle keine Emotionen trotz 17'000!

Wobei das schlicht auch ein Deutschschweizer Problem ist....

SCB_since1977
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von SCB_since1977 » Di 28. Jan 2014, 13:26

just me hat geschrieben:
> Das Berner Problem auf den Punkt gebracht:
> Kommen keine Emotionen vom Eis her, gibt es in der ganzen Halle keine Emotionen trotz
> 17'000!
>
> Wobei das schlicht auch ein Deutschschweizer Problem ist....

ja wir sind nun mal halt nicht in der Weisswein-Fraktion :mrgreen: :mrgreen:
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Duc
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von Duc » Di 28. Jan 2014, 13:40

Unsere Idendität besteht aber auch aus weitaus mehr, als aus dem Kreischen des Pöbels. :D
Stark ist, wer sich selbst beherrscht, reich, wer mit wenigem zufrieden ist.

Galch27
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von Galch27 » Di 28. Jan 2014, 13:56

Ich verstehe die immer wiederkehrenden Servette-Loblieder irgendwie nicht. Klar, auch ich mag die physische und zuweilen überharte Spielweise der Genfer. Schaut man sich jedoch die Tabelle an, sieht man, dass Servette gerade mal ein Pünktchen mehr auf dem Konto hat als der SCB (okay, bei einem Spiel weniger, aber trotzdem). Im letzten Frühling verspielte Servette eine 3:1-Führung gegen uns mit ein wenig Pech aber v.a. viel Unvermögen. Und Titel haben die Genfer in den letzten Jahren ebenfalls keine geholt, wenn ich mich recht entsinne (das Bergturnierli zählt nicht).

DragonLord
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von DragonLord » Di 28. Jan 2014, 14:25

Stimmt zwar, die beiden Budgets sind aber auch nicht vergleichbar.
Die Big Bad Bears wären auch in Zeiten von Nulltoleranz machbar. Faire Härte ist ja immer noch erlaubt, wobei dies einige Schiris nicht mehr unterscheiden können. Und die Big Bad Bears sind zusammen gewachsen, wäre Gilligan durch Hansli und 2 Monate später durch Seppli ersetzt worden, hätte es diese Ära so nie gegeben. Auch zu dieser Zeit gab es beim SCB (mini) Krisen, der Psychologe Gilligan wusste aber gekonnt, wie die Mannschaft wieder auf die richtige Spur zu führen war. So, jetzt ein wenig Provokation: Man spricht immer von der spielerischen Substanz beim SCB, da müsste doch mehr ... usw. . Haben wir wirklich soviel Substanz?
Wo ich Dir recht gebe: Das kanadisch geprägt Hockey war immer die Stärke von Bern, alle anderen Spielkulturen sind zwar teilw. sehr schön und spannend anzusehen, aber passen irgendwie nicht zu uns. Allerdings muss zur Spielkultur, wie man sie haben möchte, auch das Spielermaterial zur Verfügung stehen. Dummerweise ist der SCB in der Situation dass er auf dem Spielermarkt nicht mehr zu den ersten Adressen gehört (ganz im Gegenteil).......

smokie_joe
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von smokie_joe » Di 28. Jan 2014, 14:36

SCB_since1977 hat geschrieben:
> ja wir sind nun mal halt nicht in der Weisswein-Fraktion

Was ich nach den letzten besuchten Spielen in der Bauruine St. Léonard in Fribourg und in Lausanne irgendwie bereue.

Unter uns: Die saufen Hektoliter Weisswein und Bier und sind aber trotzdem nur mässig besoffen. Und angepöbelt wurde ich auch in den SCB-Klamotten nirgendwo. Bloss in Fribourg hat einer zu mir gesagt, dass ich entweder zu früh oder dann zu spät, je nachdem aus welcher Richtung ich gekommen sei, von der Autobahn abgefahren sei :-)

Aber das ist Ansichtsache und darüber möchte ich nicht diskutieren!

Aber über das folgende schon:

Mir ist aufgefallen, dass es auf dem Board, in den Katakomben und an den Sauftischen in den genannten Stadien bedeutend weniger hässig, hastig und hitzig zugeht, falls der eigene Verein 3x hintereinander verliert.

Wenn ich das auswärts erlebte mit dem vergleiche, was in Bern an den Sauftischen in der Oldies abgeht, wenn der SCB 3x hintereinander verliert, dann sind das Welten.

In Fribourg würde niemand gleich das ganze Team ersetzen wollen. Oder den Trainer oder den Assistenten. - Da wird pragmatisch diskutiert, woran es gelegen hat, dann ist die Sache gegessen und man wendet sich der Zukunft zu.

Bei uns hingegen wird das Board von wasweissichfürschrott vollgepflastert. Laser muss gehen, Lars hätte schon lange gehen müssen und der Chole-Marc ist sowieso der Oberpflock und Vetterliwirtschaft hier und Cüpli-Deppen da undsoweiterundsofort.

Und dann wird in den Vergangenheit herumgeforscht und gerätselt, ob äch das Eis vielleicht doch 0.5°C zu kalt oder zu warm gewesen sei und öb ächt dr Schiri (sowieso der Obertrottel im Umzug) hier und da nicht vielleicht gegen den SCB gepfiffen hätte und der McSorley, was der sich überhaupt erlaubt und der Arno del Curto der Oberjammeri.

Bei den ganzen Diskussionen geht es selten bis nie um das, was wirklich stattindet. - Es geht immer nur um das, was eben gerade NICHT stattfindet.

Mir ist's egal, ob der SCB in dieser Saison verliert und in der nächsten auch. Hauptsache ich sehe in mittlerer Frist wieder einen SCB der mir Freude bereitet, an dessen Spiel ich mich erfreuen kann. Mit jungen, hungrigen Spielern die am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs stammen und den Bären auf der Brust (Eisbär oder nicht ist schnorz!) mit Stolz und Würde tragen.

Vielleicht müssen wir Fans und halt mal an der eigenen Nase nehmen. Denn so lange auf der Rampe niemand besser Hockey zu spielen vermag als die Spieler auf dem Eis, so lange sollten wir eigentlich keine Kritik üben dürfen (die YB-Fans sind uns da um Jahre voraus: Die haben nämlich in den vergangenen Jahren nicht mal ein Paar Landjäger gewonnen. Und die haben sich Spiele anschauen müssen, für die ein normaler Mensch an einem normalen Tag das Haus nicht verlässt. Und trotzdem gehen immer noch Leute an die Spiele von YB).

Die paar hundert Fränkli (sage ich als Stift!) geben mir kein Recht, irgend etwas vom SCB zu verlangen.

Verlangen darf derjenige, der den Lohn berappt.

Und das mache ich mit den Fr. 300.- Schtutz die das Abi kostet nicht.

Kommt mir jetzt nicht mit Argumenten wie: Aber wir alle bezahlen den Lohn der Spieler, etc.

Denn die 13'000 Abobesitzen bezahlen, wenn überhaupt, vielleicht gerade mal die Miete für das Stadion!

Und noch etwas muss ich anfügen:

Ein Fan hat sowieso KEINE Rechts, irgend etwas von "seinem" Verein zu fordern. Er darf Fan sein und er darf jubeln oder pfeifen. Ansonsten hat er gar keinen Anspruch auf irgend etwas.

Und wenn dem Fan das, was er sieht, nicht passt, dann ist er frei, sich einen anderen Verein auszusuchen.

Denn es hat seitens des SCB den Fan niemand dazu genötigt, SCB Fan zu werden, zu sein und es auch zu bleiben.

Und das, auch wenn's vielen nicht passen wird, ist die brutale Wahrheit und hat nichts mit Modefan oder so etwas zu tun. Ebenfalls nichts mit Charakterlosigkeit oder so ähnlich, auch wenn mir das jetzt einige vorwerfen werden.

Duc
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Re: Hat der SCB ein Identitätsproblem?

Beitrag von Duc » Di 28. Jan 2014, 15:04

Einspruch smokie. Mach den Fan nicht kleiner als er ist!

Es ist das gute Recht eines jeden Fans, zu fluchen und zu himuheilandtonnern. Schliesslich ist man mit Herz und Seele dabei und geht auch hin, wenn es dem Verein schlecht geht.

Ausserdem sollte man die Bedeutung des 300 Fränkli Gesindels nicht unterschätzen. Es ist die Masse der Kleinen, die den SCB für Medien und Sponsoren interessant machen. Jeder, der mit seiner Anwesenheit die wunderbaren Rampenphotos mit Leben füllt, jeder der kreischt, flucht, pfeift oder jubelt, ist Teil des Ganzen. Marc Lüthi könnte weder Beizen kaufen, noch die Stadionmiete oder die Spielerlöhne bezahlen, wenn die grosse Masse nicht Eintritt bezahlen würde, um für die Cüplischlürfer eine eindrückliche Kulisse zu bieten, damit man diesendas Geld aus dem Sack ziehen kann.

Es gehört alles irgendwie zusammen. Die Spieler die spielen und die schreiende und motzende Kulisse, welche nach Theater lechzt, Klicks produziert und damit die Medien zum Berichten anregt. Es ist letztendlich völlig egal, was berichtet wird. Hauptsache, es wird berichtet.

Auch du, smokie, bist Teil des Theaters.

Und es ist im Rahmen des gedehnten Anstandes unser gutes Recht, zu motzen, schwarz zu malen oder schön zu färben. Das gehört zum Theater und ist durchaus erwünscht.

Und was die anderen anbelangt: Was interessieren uns die anderen? Wir sind selber!
Stark ist, wer sich selbst beherrscht, reich, wer mit wenigem zufrieden ist.

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