Der grosse böse SCB - Big Bad Media Bears

[JetztErstRecht]

Wenn ich mich in den letzten Wochen durch die Medien gelesen habe wurde regelrecht nach der Entlassung von Antti Tormänen gegeifert. Die Frage war mindestens einen Monat lang das Hauptthema im Schweizer Eishockey. Einige Journis haben sogar davon gesprochen, es sei doch nicht normal, wie in Bern an Törmänen festgehalten werde.

Jetzt ist es passiert und Marc Lüthi hat vollstreckt. Nun kommen von überall her die grossschnäuzigen Kommentare, wie böseböseböse Marc Lüthi doch sei, einen so erfolgreichen Trainer zu entlassen. Wie böse Sven Leuenberger doch sei, einen Trainer zu entlassen, der mit dem von ihm so schlecht zusammengestellten Team halt in eine Krise geschlittert ist. Wie arrogant der SCB doch sei, Selbstüberschätzung ist auch ein häufig benutztes Wort. Alle Schuld wird den Spielern gegeben, die halt einfach nichts auf die Reihe kriegen.

Ich war auch der Meinung das man Antti eine Chance geben musste, das Ruder noch rumzureissen. Er hatte die Nationalmannschaftspause um Korrekturen anzubringen. Die Korrekturen endeten in Spielen wie demjenigen gegen Rappi und Biel. Er hatte eine gewisse Zeit lang wegen verletzten Spielern nicht grosse Möglichkeiten um Spieler unter die Wolldecke zu setzen. Als er sie aber hatte, passiert auch garnix. In dieser Liga kann ein einzelner Spieler einen Match entscheiden (Aussage Antti Törmänen) und er kann ihn auch verbocken.

Marc Lüthi war der böseböseböse Boss, der Andreas Hänni rausgeworfen hat, vielleicht war es auch der nicht minder böse Sven Leuenberger. Sorry, aber im Stadion haben ca. 12'000 Leute über Hänni geflucht, nicht einmal, nicht zweimal, bei jedem Match! Dann wird dem Coach mal gezeigt, wenn Du niemanden verletzen willst indem Du ihn "bänkle" lässt, dann schicken wir halt mal einen fort. Erst als AT fort war, hat es LL mal gewagt den Herrn Lehtonen als 13. Stürmer aufzustellen.

Zudem wurde AT sicher zum Verhängnis, das er halt wirklich keine Erfahrung mit solchen Situationen hat. Er hat immer verzweifelter neue Dinge versucht und damit die Mannschaft nicht sicherer gemacht. Wenn sich in einem Match mal zwei gefunden hatten, mussten sie im nächsten Spiel sicher wieder mit anderen Sturmpartnern spielen. Klar kann es sein, dass sie im Training vielleicht besser miteinander harmoniert haben. Aber aus meiner langen Zeit im Spitzensport kenne ich den Unterschied zwischen Training und Wettkampf. Never change a winning team ist ein extrem abgenutzter Spruch, aber hat halt viel wahres daran.

Antti sagt auch in den Interviews, das er zuviel am System ändern wollte, zu euphorisch war. Dies ist halt auch ein Fehler, der am ehesten einem unerfahrenen Coach passiert. Eigentlich hätte er aus der letzten Saison lernen sollen, am Saisonanfang kommen die potentiellen Strichclubs wie die Wilden und versuchen möglchst viele Punkte in der ersten Saisonhälfte einzufahren. Sie wissen, dass es im Frühling halt sehr schwer wird, wenn die Spielstarken Clubs mal Fahrt aufgenommen haben. Um aber einigermassen Ruhe vor der Presse und den Fans zu haben braucht auch ein grosser Club einen Platz im gesunden Mittelfeld, das hat man ja jetzt deutlich gesehen. Mit dieser Ruhe im Mittelfeld könnte man dann die kleinen Anpassungen anbringen, die es braucht um am Ende das letzte Spiel der Saison zu gewinnen. Antti hatte diese Ruhe jetzt nicht, er ist dadurch auch nicht mehr der ruhige Trainer gewesen der letzten Saison und schlussendlich war diese Unruhe dann auch in der Mannchaft zu spüren.

Die Presse macht es sich im Moment wieder sehr einfach. Manchmal bezweifle ich auch die Fachkenntnis einiger Sportredaktoren nahmhafter Zeitungen und vermute da eine Inselbegabung in Richtung Fussball als Hauptgrund. Richtig tief graben und eine Analyse des geschehenen zu machen ist halt deutlich schwieriger als den SCB, Marc Lüthi und Sven Leuenberger als böse, sich selbst überschätzende Bären darzustellen.

[Talisker]

Schön gesagt "JetzterstRecht" - quasi etwas Gegenpolemik. Kommt noch dazu, dass der SCB die Massen halt bewegt. Es gibt kaum ein Thema im Sport von 20Min, welche so rasch so viele Kommentare generiert, wie wenn etwas über den SCB steht. Wenn man sieht, wie viele Neider und Hater da so rumschwirren, ist es schon fast lustig, das Gegeifere zu lesen. Erstaunlich ist höchstens, dass dies Leute in den letzten Jahren nicht fast der Schlag getroffen hat, als der SCB so viel Erfolg hatte. Aber natürlich ist das beim SCB nur immer Glück, und die Schiedsrichter sind auf der Seite des SCB, und die Liga sowieso.... einfach köstlich