unfall oder foul?
Verfasst: Do 7. Mär 2013, 08:28
sicher habt ihr mitbekommen, wie schlimm es den oltner keller erwischt hat. ich hab mir das video nur einmal angeschaut, das reichte mir und ging unter die haut. deshalb mag ich auch nicht schlüssig die "schuldfrage" beantworten. dafür ist der richter zuständig.
was mich mehr beschäftigt sind die nebengeräusche und die auswirkungen des vorfalls in der presse und welchen anteil vielleicht auch wir zuschauer an solchen ereignissen haben könnten.
gestern habe ich gekocht vor wut über dîe berichterstattung des blicks. sie haben das unglückliche ereignis in einen zusammenhang gebracht mit einer jugendlichen dummheit mit einer softair gun des langenthaler spielers vor beinahe 10 jahren: was hat das tragische ereignis auf dem eis damit zu tun?! warum stellte man zwischen diesen beiden vorkommnissen einen zusammenhang her? die blick-redaktion machte damit eine unsägliche vor-verurteilung, sie implizierte, dass so einer bestimmt schuldig sein müsse, und das foul mit krimineller absicht begangen habe... das ist journalistisch unterirdisch!
offenbar haben sie es jetzt selber gemerkt und kessler hat kreide gefressen. der kommentar heute früh kommt schon ganz anders daher. ob da von oben interveniert wurde? auch wurde die kritisierte passage von gestern klammheimlich entfernt...
dass solche dummdreisten zusammenhänge auf stammtischniveau, wie sie blick gestern brachte wirken, konnte man ja unter besagtem online-artikel im blick eindrücklich an den teilweise unterirdischen talkback-kommentaren lesen...
was kann der gewöhnliche eishockeyfan daraus lernen?
für mich ist das eine bestätigung dessen, was mich schon lange beschäftigt. ich fühle mich jeweils nicht sonderlich gut bei schlägereien oder überharten checks, wenn die menge tobt und johlt. die grenze zwischen "gesunder" härte und "gesundheitsgefährdend" ist oft fliessend. selbst wenn wir alle diesen sport gerade auch deshalb lieben, weil er sich eben von volleyball oder basketball genau dadurch unterscheidet, dass es körperlich hart zur sache geht, geht es zunehmend weltweit über die grenzen hinaus. damit meine ich nicht nur den vorfall in olten. es gibt beispielsweise zu viele hirnerschütterungen.
kürzlich habe ich die biografie von derekt boogard gelesen. seine tragische geschichte sollte allen eine lehre sein. er war wenig talentiert, schaffte es aber mit eisernem willen trotzdem in die nhl zu den minnesota wild. sein weg dahin war steinig. er wurde belächelt und gemobbt, weil er zwar körperlich durchaus eine nhl-postur hatte, aber die skills zu einer grossen karriere ihm fehlten. so wurde er halt ein goon, oder etwas nobler ausgedrückt ein "enforcer", der auschliesslich zur einschüchterung des gegners für checks aufs eis ging und um zu prügeln. die nhl-tore, die er während seiner karriere erzielt hat sind buchstäblich an einer hand abzuzählen. sein körper, insbesondere sein kopf musste schon im juniorenalter hunderte von harten schlägen aushalten. macht nichts, wozu gibt es schliesslich schmerzmittel... 2011 kriegte er sogar noch einen vertrag bei den new york rangers, obwohl er da eigentlich schon ein junkie war, der sich die scherzmittel wohl abwechslungsweise von allen neun ärzten der rangers verschreiben liess, damit es nicht auffiel, sich aber daneben auch noch wöchentlich bei einem dealer eindeckte. er starb in seiner wohnung an einer überdosis des starken schmerzmittels in kombination mit alkohol. sein tod hat die liga damals aufgewühlt.
eine wissenschafterin, die nicht wusste, um wen es sich handelt, hat boogards gehirn obduziert und sie war erschüttert, wie beschädigt es aussah: er litt mit 28 jahren schon an "boxerdemenz", einer abwandlung der alzheimer-krankheit, wie sie eben bei früheren boxern und footballspielern häufiger diagnostiziert wird.
der aufschrei und die trauer war gross. man solle endlich etwas tun in der nhl, allerdings ohne erfolg! prügeleien und checks hart an der grenze und darüber hinaus sind eben gut fürs geschäft, die meute will das sehen, bei uns auch. ausser lippenbekenntnissen hat sich im grunde nichts getan.
mir stockt immer der atem, wenn ich sehe wie gewisse spieler, auch von uns, anlauf zu einem check nehmen. geht es gut, sieht es spektakulär aus und ist effektiv und sonst war es halt pech...oder doch nicht?!
auch bei prügeleien gehöre ich nicht zu denen, die die gladiatoren auf dem eis wie bei den römern noch zusätzlich anfeuern. für mich muss das nicht sein, dass man auf diese weise das terrain markiert. oft kommt es mîr kindisch und sehr berechenbar vor. aber mir ist bewusst, dass ich damit im stadion zu einer kleinen minderheit gehöre. meine lieblingsspieler gehörten immer zu der sorte, die nicht die brachiale gewalt brauchen, um sich durchzusetzen. sie haben andere möglichkeiten um erfolgreich zu spielen.
was mich mehr beschäftigt sind die nebengeräusche und die auswirkungen des vorfalls in der presse und welchen anteil vielleicht auch wir zuschauer an solchen ereignissen haben könnten.
gestern habe ich gekocht vor wut über dîe berichterstattung des blicks. sie haben das unglückliche ereignis in einen zusammenhang gebracht mit einer jugendlichen dummheit mit einer softair gun des langenthaler spielers vor beinahe 10 jahren: was hat das tragische ereignis auf dem eis damit zu tun?! warum stellte man zwischen diesen beiden vorkommnissen einen zusammenhang her? die blick-redaktion machte damit eine unsägliche vor-verurteilung, sie implizierte, dass so einer bestimmt schuldig sein müsse, und das foul mit krimineller absicht begangen habe... das ist journalistisch unterirdisch!
offenbar haben sie es jetzt selber gemerkt und kessler hat kreide gefressen. der kommentar heute früh kommt schon ganz anders daher. ob da von oben interveniert wurde? auch wurde die kritisierte passage von gestern klammheimlich entfernt...
dass solche dummdreisten zusammenhänge auf stammtischniveau, wie sie blick gestern brachte wirken, konnte man ja unter besagtem online-artikel im blick eindrücklich an den teilweise unterirdischen talkback-kommentaren lesen...
was kann der gewöhnliche eishockeyfan daraus lernen?
für mich ist das eine bestätigung dessen, was mich schon lange beschäftigt. ich fühle mich jeweils nicht sonderlich gut bei schlägereien oder überharten checks, wenn die menge tobt und johlt. die grenze zwischen "gesunder" härte und "gesundheitsgefährdend" ist oft fliessend. selbst wenn wir alle diesen sport gerade auch deshalb lieben, weil er sich eben von volleyball oder basketball genau dadurch unterscheidet, dass es körperlich hart zur sache geht, geht es zunehmend weltweit über die grenzen hinaus. damit meine ich nicht nur den vorfall in olten. es gibt beispielsweise zu viele hirnerschütterungen.
kürzlich habe ich die biografie von derekt boogard gelesen. seine tragische geschichte sollte allen eine lehre sein. er war wenig talentiert, schaffte es aber mit eisernem willen trotzdem in die nhl zu den minnesota wild. sein weg dahin war steinig. er wurde belächelt und gemobbt, weil er zwar körperlich durchaus eine nhl-postur hatte, aber die skills zu einer grossen karriere ihm fehlten. so wurde er halt ein goon, oder etwas nobler ausgedrückt ein "enforcer", der auschliesslich zur einschüchterung des gegners für checks aufs eis ging und um zu prügeln. die nhl-tore, die er während seiner karriere erzielt hat sind buchstäblich an einer hand abzuzählen. sein körper, insbesondere sein kopf musste schon im juniorenalter hunderte von harten schlägen aushalten. macht nichts, wozu gibt es schliesslich schmerzmittel... 2011 kriegte er sogar noch einen vertrag bei den new york rangers, obwohl er da eigentlich schon ein junkie war, der sich die scherzmittel wohl abwechslungsweise von allen neun ärzten der rangers verschreiben liess, damit es nicht auffiel, sich aber daneben auch noch wöchentlich bei einem dealer eindeckte. er starb in seiner wohnung an einer überdosis des starken schmerzmittels in kombination mit alkohol. sein tod hat die liga damals aufgewühlt.
eine wissenschafterin, die nicht wusste, um wen es sich handelt, hat boogards gehirn obduziert und sie war erschüttert, wie beschädigt es aussah: er litt mit 28 jahren schon an "boxerdemenz", einer abwandlung der alzheimer-krankheit, wie sie eben bei früheren boxern und footballspielern häufiger diagnostiziert wird.
der aufschrei und die trauer war gross. man solle endlich etwas tun in der nhl, allerdings ohne erfolg! prügeleien und checks hart an der grenze und darüber hinaus sind eben gut fürs geschäft, die meute will das sehen, bei uns auch. ausser lippenbekenntnissen hat sich im grunde nichts getan.
mir stockt immer der atem, wenn ich sehe wie gewisse spieler, auch von uns, anlauf zu einem check nehmen. geht es gut, sieht es spektakulär aus und ist effektiv und sonst war es halt pech...oder doch nicht?!
auch bei prügeleien gehöre ich nicht zu denen, die die gladiatoren auf dem eis wie bei den römern noch zusätzlich anfeuern. für mich muss das nicht sein, dass man auf diese weise das terrain markiert. oft kommt es mîr kindisch und sehr berechenbar vor. aber mir ist bewusst, dass ich damit im stadion zu einer kleinen minderheit gehöre. meine lieblingsspieler gehörten immer zu der sorte, die nicht die brachiale gewalt brauchen, um sich durchzusetzen. sie haben andere möglichkeiten um erfolgreich zu spielen.