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von Duc » Di 10. Dez 2013, 15:42
Die schöne neue Welt
Ich denke, die Zeiten des gegenseitigen Pflaumen- Pinsel- und Sürmelausteilens sollte in dieser Sache vorbei sein. Der Souverän wird jetzt entscheiden, wohin der Weg zu gehen hat. Und Regulierungen dieser Art, das sollte sich jeder bewusst sein, werden laufend verschärft und niemals wieder aufgeweicht.
Die Verbände, Clubs und Fanorganisationen haben sich zu lange gesträubt, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Sache so zu regeln, dass es für die Steuerzahler, welche letztendlich die Zeche zu begleichen haben, stimmt. Die Verhältnisse haben sich zwar unter dem Druck des Konkordates etwas gebessert. Aber wenn ich schaue, was zum Beispiel in Thun für ein Dispositiv aufgezogen werden muss, damit ein unbedeutendes Gekicke gegen YB veranstaltet werden kann, oder wie viel Polizei nötig ist, um in Bern ein Chrauimätschli gegen Biel durchzuführen, dann ist das aus politischer Sicht ganz einfach nicht mehr zu rechtfertigen.
Ob die Massnahmen dann letztendlich den gewünschten Erfolg bringen, ist für Volkes Meinung nebensächlich. Wer kann das schon beurteilen? Wichtig ist, dass endlich «durchgegriffen» wird.
Man braucht sich keine Illusionen zu machen, die Zeiten der freiheitlichen Gesellschaft ist vorbei. Und je mehr wir unser kleines Land wegen einem bisschen kurzfristigem Wachstum der «Verhonkongisierung» hingeben, je schlimmer wird es werden. Die Freiräume und damit die Toleranzschwelle werden laufend kleiner. Schon heute schreit jeder, freilich nur in Bereichen die ihn vermeintlich nicht betreffen, nach Regulierung, nach Täterregistern, nach Nulltolleranz, nach Exempel statuieren und nach lebenslänglich. Gleichzeitig raubt uns der Wohlstand noch das letzte Quäntchen gesunden Menschenverstandes. Toleranz ist etwas, das man gerne für sich in Anspruch nimmt, aber anderen nicht gewährt. Das Resultat davon sind Gesetze, Vorschriften, Regulierungen und Rezession. Selbstverständlich braucht jedes Gesetz auch eine neue Behörde, die mit Schweizerischer Gründlichkeit überwacht, verfolgt und ahndet. Aber wer sich nichts zuschulden kommen lässt, der wird nichts zu befürchten haben. Das galt schon früher im dritten Reich und es gilt auch heute in Saudi-Arabien, Nordkorea, China, Russland, und den Vereinigten Staaten. Es wird auch im vierten Reich, das zurzeit still und leise mit übergeordnetem Recht geschaffen wird, gelten. Geniesst also den Wohlstand, den man euch verspricht und richtet euch ganz einfach darauf ein. Ein kleiner Egoist ist jeder, wie man tagtäglich auf der Strasse, auf dem Trottoir in der Stadt, in der Warteschlange vor dem Bierstand oder im Bescheissen bei den Steuern beobachten kann. Alles für nichts und ich bin das Zentrum des Universums ist die Devise.
Erinnert ihr euch noch, was man sich vor wenigen Jahren anhören musste, wenn man sich erfrechte, die organisierten Saubannerzüge in Fribourg zu verurteilen? Ich habe seinerzeit skizziert, wie es herauskommen könnte, wenn nicht schnellstens gehandelt wird. So wie sich die Dinge jetzt entwickeln, kommt es sogar noch etwas schlimmer, als ich es damals geglaubt habe. Leider hat die vielzitierte Selbstregulierung nicht funktioniert. Wie sollte sie auch funktionieren, wenn sich niemand eines Fehlers bewusst ist? Die Saubanner fanden ihre Züge geil, den Clubs war’s egal, weil ausserhalb der Stadien und den Verbänden war es noch viel egaler, weil die Kosten ja vom Steuerzahler berappt werden.
Wenn mir jemand vor 25 Jahren gesagt hätte, dass die jungen Fans dereinst in Kastenwagen herangekarrt und durch Gitter in Raubtierkäfige getrieben werden, ich hätte ihn für wahnsinnig erklärt. Heute ist die Realität die, dass nicht einmal mehr Gitter ausreichen. Es braucht zusätzlich Sichtschutz und Wachtpersonal, welche die Sicherheitszone neben den Gittern überwachen.
Heute gibt es noch Aktionen, wie die durchaus gelungene in Lausanne, gegen die unschöne Entwicklung. Von Boykott will aber schon niemand mehr etwas wissen, eigentlich hat man sich bereits arrangiert. Nächstes Jahr wird es bereits keine Aktionen mehr geben, weil sich niemand mehr daran stört. Dann wird man optimieren, sprich verschärfen. De chöit dir de Sirup sufe im Stadion. Die Sektoren wird man dann irgendwann auch abschaffen und Sitzplätze montieren. Die lassen sich sowieso besser bewirtschaften. Das Ticketing wird man dann auch anders organisieren, sprich personalisieren.
Weit haben wir es gebracht…
Stark ist, wer sich selbst beherrscht, reich, wer mit wenigem zufrieden ist.