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von Innerspace » Di 7. Mai 2013, 12:21
BZ, 06.05.13
Den aufregendsten Tag als Spieler erlebte er beim SCB
Tochter Hanna schwenkt eine Schweden-Fahne, Sohn Eric hat sich auf beide Wangen ein Schweizer Kreuz malen lassen. Dennoch ist die Familie Juhlin in Harmonie vereint, als sie durch die Gänge der Globe Arena schlendert. Immer wieder wird Vater Patrik angesprochen, schüttelt Hände, führt Small Talk, spricht über Eishockey.
80 Länderspiele absolvierte der 43-Jährige aus Huddinge für die schwedische Nationalmannschaft, gewann mit der Auswahl der «Tre Kronor» 1994 Olympiagold. Doch Juhlin ist nicht nur in Skandinavien eine populäre Figur, sondern auch in Bern. Von 1999 bis 2004 spielte der Flügel beim SCB, erzielte in 176 Partien 172 Skorerpunkte. 2013 ist das Eishockey aber weit weg; «mein einziger Berührungspunkt mit der Sportart ist, dass ich das Juniorenteam meines Sohnes bei Västeras trainiere», sagt Juhlin.
Vor vier Jahren beendete er seine Karriere, mittlerweile arbeitet der Schwede als Businessmanager im Bereich Maschinenbau und Betriebstechnik. Sohn Eric kam 2001 in Bern zur Welt, «deshalb unterstützt er das Schweizer Team. Der Papa hat sein Herz aber bei den Schweden.» Und Tochter Hanna sowie Frau Sandra? Juhlin macht einen Kontrollblick über die rechte Schulter, sagt danach mit leiser Stimme: «Die beiden interessiert das nicht wirklich. Eric und ich sind mit mehr Leidenschaft dabei.»
Taktiksitzung in zwei Minuten
Juhlin hat beste Erinnerungen an seine Zeit in Bern. Als er den SCB-Trainer Antti Törmänen erblickt, gratuliert er ihm zum Titelgewinn. Mit dem Finnen verbindet Juhlin gewissermassen auch den Gedanken an seinen aufregendsten Tag («Der schönste war jener mit dem Olympiasieg») als Eishockeyprofi – den 15.Oktober 1999. Gemeinsam mit Törmänen spielte Juhlin bei Jokerit Helsinki, kam mit dem exzentrischen Coach Raimo Summanen (er spielte früher ebenfalls beim SCB) nicht zurecht und verlangte die Freigabe für den Wechsel nach Bern.
Juhlin erinnert sich: «Am Morgen fuhr ich zur Hartwall-Arena, gab die Schlüssel zu meinem Appartement und dem Auto ab, wurde von einem Jokerit-Mitarbeiter zum Flughafen gefahren. In Zürich holte mich Rolf Bachmann ab, anderthalb Stunden vor Spielbeginn trafen wir in Rapperswil ein.» Der SCB-Teambus stand derweil im Stau, die Mannschaft erreichte den Obersee mit Verspätung. «Eine halbe Stunde vor Spielbeginn begrüsste ich jeden rasch per Handschlag.»
Ehe Juhlin mit seinen neuen Mitspielern zum ersten Ernstkampf aufs Eis schritt, hatte ihm der Kanadier Dave McLlwain in zwei Minuten die Taktik erklärt – «der Rest ist Geschichte». Fürwahr. In seinem ersten Ernstkampf, ohne zuvor ein Training mit der Equipe absolviert zu haben, gelangen Juhlin beim 6:3-Erfolg sogleich vier Tore. «Fyra?», fragt Sohn Eric in Richtung seines Vaters. Dieser nickt zufrieden, sagt, «ja, fyra» – «ja, vier».