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von just me » Fr 22. Jan 2021, 10:16
uchsflaute auf Eis
So gross ist das Junioren-Problem im Schweizer Eishockey
Junge Spieler erhalten in der National League kaum Eiszeit – nicht einmal jetzt, da es keinen Absteiger gibt. Wie soll das erst mit mehr Ausländern werden?
Kristian Kapp
Kristian Kapp
Publiziert: 21.01.2021, 17:01
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Der einzige Schweizer Junior mit regelmässigen Powerplay-Einsätzen in der National League: Langnaus Stürmer Patrick Petrini.
Der einzige Schweizer Junior mit regelmässigen Powerplay-Einsätzen in der National League: Langnaus Stürmer Patrick Petrini.
Foto: Pascal Müller (Freshfocus)
Die Clubs der National League debattieren derzeit eifrig über Reformen, die vor allem eines bringen sollen: tiefere Spielerlöhne. Eine der wichtigsten Massnahmen soll die Erhöhung der Anzahl erlaubter Ausländer pro Spiel und Team von vier auf bis zu zehn werden.
Die Clubs betonen, dass die Junioren und ihre Förderung weiterhin wichtig bleiben würden. Bloss: Die aktuellen Zahlen lassen daran zweifeln. Denn die Statistik der Eiszeiten zeigt: Die Clubs setzen Junioren schon jetzt kaum ein. Mit bloss vier Ausländern. In der Corona-Saison, in der es keine Absteiger gibt.
Aber schauen wir es uns im Detail an und werfen dabei auch einen Blick auf zwei andere Meisterschaften. Auf die SHL und Schweden, Europas Vorzeigenation in der Ausbildung von Nachwuchsspielern. Und auf die DEL und Deutschland, ein Land, dessen Eishockey in der Schweiz in den letzten Jahren auch ein wenig belächelt wurde – warum auch immer.
Das sind die Kriterien
Beginnen wir mit der Schweiz, Stichtag aller folgenden Statistiken war Sonntag, der 17. Januar. Als «Junioren» definieren wir alle Spieler mit Geburtsjahr 2001 und jünger, das waren auch die Jahrgänge an der letzten U-20-WM, an der die Schweiz mit null Punkten und 5:20 Toren so schlecht abschnitt wie noch nie seit dem Aufstieg in die A-Gruppe 2009.
Um den Fokus zu erweitern, nehmen wir in einem zweiten Schritt auch noch die 2000er-Jahrgänge dazu. Das sind die Jüngsten, die nicht mehr als Junioren gelten.
In die Übersicht nehmen wir generell nur Spieler, die für das jeweilige Land auch in der Nationalmannschaft spielen könnten. Für die Schweiz bedeutet dies: keine Österreicher wie Benjamin Baumgartner (Davos) oder Marco Rossi (ZSC) und keine Tschechen wie Frantisek Rehak (Lakers). Oder für die Schweden: kein Moritz Seider (Rögle), dem deutschen Topskorer unter den Junioren in der SHL.
Und, da es um Eiszeit und auch Special Teams wie Powerplay und Penalty Killing gehen wird, beschränken wir uns auf die Feldspieler.
Und da zeigt sich Folgendes: Schweizer Spieler der Jahrgänge 2001 und jünger werden in der National League kaum eingesetzt. In 152 Partien standen zwar 26 Spieler auf einem Matchblatt. Regelmässig eingesetzt wurden nur drei: Ambris Verteidiger Rocco Pezzullo (19 Spiele) sowie mit je 16 Spielen die Stürmer Simon Knak (Davos) und Patrick Petrini (SCL Tigers). Auf Platz 4 folgt Biels Elvis Schläpfer, der in 8 Spielen durchschnittlich 6:14 Minuten auf dem Eis stand.
Zählen wir alle Eiszeiten der 26 eingesetzten Junioren zusammen, kommen wir auf folgenden Durchschnitt: Pro Team und Partie stehen Junioren nur 2:42 Minuten auf dem Eis. Nicht falsch verstehen: Das ist nicht pro Junior, sondern pro Team. Absurd klein ist die Zahl, wenn wir uns nur auf die Special Teams beschränken. Pro Team und Partie dürfen Junioren im Durchschnitt gerade einmal für 13 Sekunden aufs Eis – Petrini ist der Einzige mit regelmässigen Einsätzen im Powerplay.
All diese Zahlen sind auch darum so tief, weil gleich vier Teams bislang keinen Schweizer Junioren eingesetzt haben und den Liga-Durchschnitt entsprechend nach unten ziehen: Servette, Lausanne, die Lakers sowie die ZSC Lions.
Von Ambri bis Zug: Wer gibt den Junioren Eiszeit?
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Mit den 2000ern sieht es besser aus – aber nur ein bisschen …
Damit nicht der Eindruck entsteht, die National League sei eine Liga für Veteranen, schauen wir nun auch noch auf die 2000er-Jahrgänge. Immerhin finden sich da mit Jeremi Gerber, Mika Henauer (beide Bern), Valentin Nussbaumer (Biel, neu Davos), Yanick Stampfli, Gilian Kohler (beide Biel), Oliver Heinen, Davyd Barandun (beide Davos), Stéphane Patry (Genf), Sandro Schmid, David Aebischer (beide Fribourg), Keijo Weibel (Langnau), Gian-Marco Wetter (Lakers), Nico Gross (Zug) 13 Spieler, die mehr oder weniger als Stammkräfte bezeichnet werden können. Und mit Tim Berni (ZSC) und vor allem Janis Moser (Biel) zwei Verteidiger, die richtig gute Rollen innehaben.
Das sind bereits zwei Drittel aller regelmässig in der NL eingesetzten Schweizer Junioren: Der Davoser Simon Knak (links) und Ambris Rocco Pezzullo, aufgenommen im Dezember 2019 bei einem Zusammenzug der U-20-Nationalmannschaft auf der Lenzerheide.
Das sind bereits zwei Drittel aller regelmässig in der NL eingesetzten Schweizer Junioren: Der Davoser Simon Knak (links) und Ambris Rocco Pezzullo, aufgenommen im Dezember 2019 bei einem Zusammenzug der U-20-Nationalmannschaft auf der Lenzerheide.
Foto: Andy Mueller (freshfocus)
Aufmerksame Leser haben festgestellt: Lausanne kommt auch bei den 2000er-Jahrgängern nicht vor. Jüngste LHC-Spieler mit Eiszeit sind Ken Jäger und Guillaume Maillard, beide Jahrgang 1998.
Wenn man die 2000er dazuzählt
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Und das sind die Eiszeiten in der NL, wenn man als Kriterium «Jahrgang 2000 und jünger» nimmt: Pro Spiel und Team 16:26 Minuten. Davon Special Teams: 1:48 Minuten. Das tönt schon besser, ist aber immer noch bescheiden. Doch wie ist es im Vergleich mit Deutschland und Schweden?
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