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von Talisker » So 23. Apr 2023, 09:10
Zur berühmten Aussage von Unti, welche immer wieder dankbar zitiert wird:
DIESE AUSSAGE VON UNTERSANDER KAM UNMITTELBAR NACHDEM ER VON DER ENTLASSUNG VON LUNDSKOG ERFAHREN HATTE. Ich kann auch nicht in Unti hineinsehen, aber ich nehme mal stark an, dass er damit meinte, ob eine Trainerentlassung gerechtfertigt sei, nur weil man in der Rangliste nach 3 Monaten nicht genug weit oben stehen würde. Aus diesem aus der Emotion und der Enttäuschung heraus geäusserten Satz nun ableiten zu wollen, es fehle an der Winnermentalität, ist etwas gesucht. Vermutlich merken die Spieler noch viel mehr als die Zuschauer, dass die permanenten Trainerrochaden nicht zum Erfolg beitragen.
Mit etwas mehr Bedenkzeit und unter Berücksichtigung diverser Umstände hätte Unti vermutlich aber auch zugeben müssen, dass die Trainerentlassung nicht NUR wegen einer Frage der Rangliste erfolgte. Sondern weil auch nach 3 Monaten keinerlei Verbesserungen im taktischen Bereich erkennbar waren, insbesondere in der Defensive. Dort herrschte nach jedem Befreiungsschlag eines Gegners das Chaos, wie auch immer dieser Gegner auch geheissen hatte.
Dass Raffainer sich - zumindest gegen aussen - mit Kritik zurückhielt, und stattdessen auf den Umbruch im Team oder die Verletzungen / Krankheiten hinwies, wird ihm als "Ausredenkultur" ausgelegt. Die Frage wäre, was er denn sonst hätte tun sollen. In irgendwelche Schimpftiraden einstimmen und öffentlich sagen, "nun muss etwas passieren"? Solche Dummheiten hatte man seinerzeit der Naivität von Florence Schelling zugeschrieben, welche sich damit in eine Situation manöverierte, in welcher sie gewisse Journalisten und Chronisten nach jedem Spiel fragen konnten, wann denn nun etwas passiere...
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass man einerseits gewissen Personen "Ausreden" vorwirft, andererseits aber im Umfeld des SCB und auch SCB-intern seit Jahren vor Veränderungen in der CH-Hockeylandschaft und Fehlentscheiden die Augen verschlossen wird, und stattdessen immer schneller Personal gewechselt wird - notabene mit erheblicher Kostenfolge. Anders gesagt: Das ebenso sinn- wie planlose Wursteln seit dem letzten Titel kann man mit gleichem Recht als "Ausredenkultur" kritisieren, nämlich indem man Situationen negiert und Fehlentwicklungen an allen möglichen Personalien festmacht - ausser an denen, die sie massgeblich verursacht haben.
Raffainer hat nun also in rund 6 Monaten als CEO nicht geschafft zu korrigieren, was vorher jahrelang verbockt worden ist. Ich kann mir vorstellen, dass er sich - je nach Perspektive - zu lange Zeit gelassen hat, und dass man mit gutem Recht kritisieren kann, dass die beste Strategie nichts nützen würde, wenn diese erst greift, wenn die Firma schon tot ist. Aber so weitergehen wie zuletzt unter Lüthi kann es eben auch nicht. Wenn Lüthi - allenfalls mit einer gewissen Distanz etwas "geläutert" - den Mittelweg zwischen dem Hüst und Hott und einer (angeblich...) zu langfristigen Strategie findet, kann dies für den SCB nur gut sein. Andernfalls werden die Probleme weiterhin immer grösser als kleiner, und man kann die Stelle des SCB-Coaches als 6 monatiges Praktikum ausschreiben und quasi eine permanent tagende Findungskommission für diesen Posten einberufen.