Noch etwas aus dem "Bund".
Bemerkenswert die Äusserungen von Jalonen zu Caminada wenn man daran denkt, wie letztes Jahr Aebi zusammengefaltet worden war. Wobei Caminada eigentlich nur beim Buebetrickli etwas "alt" ausgesehen hat. Daneben war da noch ein Flatterweitschuss, der ihm irgendwie unter dem Arm durch ins Tor fiel. Dort hat er aber möglicherweise nichts gesehen. Item, Kari scheint nicht wieder verbrannte Erde hinterlassen zu wollen.
Dem Fazit nach den bisherigen Runden, kann ich mich in etwa anschliessen. Getrübt wird die Minne ein wenig durch die CHL-Auftritte auswärts, welche nicht unbedingt zu den Absichtserklärungen von Team + Trainer (...und - mit etwas Abstand - von ML...
) passen. Als Meister steht der SCB da schon in der Pflicht, das (intern teilweise überschätzte...) CH-Hockey würdig zu repräsentieren. Item, morgen steht infolge des unplanmässigen Ausrutschers gegen Nottingham bereits ein Spiel der letzten Chance gegen die Heim & Hobby (Mountfield) Tschechen an. Gehe davon aus, dass man diesmal von der allerersten Minute an parat sein wird. Darauf, dass die Aufholjagden auch international so gut klappen wie gegen Zug oder Gottéron, würde ich mich nicht verlassen...
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Die richtige Mischung gefunden
Der SCB gewinnt in Freiburg 5:4 in der Overtime. Zeit für eine Zwischenbilanz nach zehn Ligapartien.
Die abgelaufene Woche, sie war für den SCB eine anstrengende. Er reiste nach Hradec Kralove und unterlag dort am Mittwoch Mountfield 4:5, er zeigte eine Galavorstellung und gewann 9:2 gegen Kloten am Freitag, tags darauf schliesslich erkämpfte er sich in Freiburg ein 5:4 nach Verlängerung. Die Berner zeigten dabei verschiedenste Gesichter. In der CHL bei Mountfield blieb der SCB lange blass und fand erst zur Spielmitte in die Partie, die frühe Hypothek in Form eines Rückstandes konnte er jedoch nie wettmachen und musste nach der ersten Drittelspause auch noch einen fragwürdigen Schiedsrichterentscheid verdauen. Dennoch steigerte er sich im Verlauf dieses Spiels merklich.
Gegen unfassbar harmlose Klotener blieb das Team auch dann fokussiert, als es aufgrund des hohen Vorsprungs hätte zurücklehnen können, und gegen Fribourg-Gottéron holte es ein 0:3 auf und glich kurz vor Schluss ein zweites Mal aus, ehe in der Verlängerung der Siegtreffer gelang. «Wem zweimal der Ausgleich gelingt, der hat grosses Vertrauen in sein Spielsystem und seine Mitspieler», sagte Headcoach Kari Jalonen nach dem hart erkämpften Sieg. «Die Stimmung in der Mannschaft ist wirklich gut.»
Nach den ersten zehn Ligapartien der Saison und zuletzt sechs Siegen in Folge ist der Meister nach Verlustpunkten Leader in der nationalen Liga. Morgen tritt er zum alles entscheidenden letzten Gruppenspiel in der Champions Hockey League an, vorher ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
Die Offensive
45 erzielte Tore in 10 Partien – kein Team trifft öfter. «Wir befinden uns in einem Prozess und müssen uns ständig überlegen, was wir besser machen könnten», sagt Jalonen. Dazu gehöre auch, bei der Zusammenstellung der Linien die richtige Mischung zu finden. Das scheint ihm gelungen. Andrew Ebbett ist der Topskorer der Liga, Mark Arcobello kommt immer besser in Form. Die Entdeckung der noch jungen Spielzeit ist Neuling Gaëtan Haas, er ist der zweitbeste Skorer des Teams, überzeugt aber auch durch seine Defensivarbeit. Eine Überraschung ist das nicht, schon im EHC Biel war er Leistungsträger, doch mit dem Druck in Bern konnte schon so manch gestandener Spieler mehr schlecht als recht umgehen.
Neue Qualitäten zeigt Tristan Scherwey: Der 26-Jährige hat bereits fast halb so viele Punkte erzielt wie in der gesamten letzten Qualifikation. Eine Prise weniger hart in seiner Gangart, dafür mit dem einen oder anderen Tor mehr – er macht sich für die Mannschaft noch wertvoller. Aufblühen konnte zuletzt auch Marc Kämpf, an der Seite von Ebbett und Mason Raymond hat der Zuzug aus Langenthal seine bislang beste Woche hinter sich, gegen Kloten erzielte er nicht nur sein erstes Tor auf höchster Stufe, sondern gleich einen Hattrick.
Die Defensive
Hier sah sich Jalonen immer wieder zu Umstellungen gezwungen, geschuldet war das den vielen Verletzten. Eric Blum hat noch keine Sekunde spielen können, Jérémie Kamerzin verpasste die ersten vier Partien, am Wochenende fehlte Beat Gerber verletzt.
Forciert wird Maxim Noreau, er erhält pro Spiel am zweitmeisten Eiszeit der gesamten Liga, auch Ramon Untersander figuriert in dieser Statistik in den Top 10. Der SCB kassiert im Durchschnitt pro Spiel trotzdem nur 2,2 Tore – nur Zug und Lugano sind hinten stabiler. Bei den Bernern ist Besserung in Sicht: Gerber dürfte bald wieder einsatzfähig sein, zudem deutete Jalonen eine Rückkehr Blums in dieser Woche an.
Die Goalies
Leonardo Genoni, die Nummer 1 im SCB-Tor, erfüllt auch in dieser Saison die hohen Erwartungen. Mit einer Fangquote von 93,4 Prozent ist er die Nummer 3 der Liga, kein Keeper kassiert pro Partie (in der regulären Spielzeit) weniger Gegentore als er: 1,88. Zu seinem Debüt für die Berner kam am Samstag Pascal Caminada. Sein Einsatz sei geplant gewesen, Caminada habe bereits seit Mitte Woche davon gewusst. «Mir gefiel, wie er spielte. Genau deswegen holten wir ihn, damit Genoni ab und zu aussetzen kann», sagte Jalonen.
Die Ausländer
Ebbett ist bislang überragend und gesetzt. Seinen Platz in der Aufstellung auf sicher hat auch Arcobello, er kommt in dieser Spielzeit aber etwas langsamer in die Gänge als vor einem Jahr. In Freiburg gehörte er zu den grossen Figuren des Spiels. Noch ist auch Noreau gesetzt, erst einmal war er überzählig. Der Kanadier ist mit elf Skorerpunkten Viertbester seines Teams. Sobald Blum wieder gesund ist, wird auch er ab und zu zuschauen müssen. Diese Rolle mussten sich bisher Raymond und Mika Pyörälä teilen, wobei Raymond sechs und Pyörälä fünf Mal zum Einsatz kam. Der Kanadier Raymond hinterliess den auffälligeren Eindruck und fand sich zuletzt immer besser zurecht. Am Samstag brachte er den SCB mit seinem Tor 70 Sekunden vor Schluss in die Verlängerung.
Die Jungen
Weil die Abwehr seit Saisonbeginn von Verletzungspech heimgesucht wird, wurde Yanik Burren sofort in die Pflicht genommen. Der erst 20-Jährige fühlte sich in seiner Rolle zunehmend wohler und agierte von Spiel zu Spiel selbstsicherer. Er dürfte, wenn die Abwehr einmal vollzählig ist, wieder weniger Eiszeit erhalten als die aktuell durchschnittlich elf Minuten pro Spiel.
Noch weniger Einsatzzeit können Dario Meyer (20 Jahre) und André Heim (19) vorweisen. Sie erhielten das Vertrauen von Jalonen zwar in jeder Partie, spielten aber im Schnitt jeweils trotzdem nur 7,7 (Meyer) respektive 4,6 Minuten (Heim). Die Jungen dürften es auch in dieser Saison schwer haben, wenn der Kern der Mannschaft fit ist. Bernd Wolf kam zu einzelnen Einsätzen, spielte aber zuletzt wie Colin Gerber und Tim Dubois (beide ohne Einsätze) in der Swiss League. Ein Signal ist es dennoch, dass der SCB mit Heim und Gerber einen Zweijahresvertrag abschloss.
Gestern bekam die Mannschaft frei, heute steht nur ein leichtes Training an. «Die Spieler sollen Energie tanken. Wir hatten eine anstrengende letzte Woche», sagte Jalonen. Er selber werde nicht frei machen, «wir müssen schliesslich diese Spiele analysieren».
Mit der Entwicklung seiner Mannschaft ist der 57-Jährige zufrieden. «Wir haben herausgefunden, wie wir spielen wollen.» Nachdem sie gegen fast alle Teams der Liga gespielt hätten, könnten sie sich jetzt vorwiegend auf sich selber konzentrieren. «Wir müssen schauen, was wir besser machen können. Die Gegner, die kennen wir, über sie müssen wir nicht mehr gross sprechen.»
Morgen Dienstag empfängt der SCB Mountfield HK zum Rückspiel. Er braucht drei Punkte, um weiterzukommen. Jalonen mag diese Alles-oder-nichts-Partien: «Es ist erst Anfang Oktober, aber wir haben bereits ein Spiel mit Playoff-Charakter. Das gefällt mir an der Champions League.» (Der Bund)
Erstellt: 09.10.2017, 07:32 Uhr