Hoffentlich wird das Spiel auch übertragen... die Hütte im Emmental wird sicher voll sein
Noch zur Causa HCD:
Farbloser HC Davos beschert Visp den perfekten Cup-Abend
Der HC Davos hat sich im Achtelfinal-Cupspiel in Visp blamiert. Der NLA-Leader unterlag dem B-Ligisten mit 2:4. Der Sieg der Oberwalliser war verdient. Die Spannung dank zweier später Davoser Tore kam aus dem Nichts.
Von Kristian Kapp
Eishockey. – Ausnahmezustand im Oberwallis. Rekordmeister und NLA-Leader Davos ist zu Gast in der legendären Litternahalle. Da ist vieles anders als gewöhnlich. Der HCD-Car muss bei der Anreise einen Bogen um das Zentrum der Innenstadt machen, da der Verkehr im 7000-Seelen-Städtchen lahm liegt – alles will ans Spiel. Das lokale Radio berichtet ununterbrochen aus und auch neben der Halle vom «Spiel des Jahres». «Die legendären HCD-Leibchen einmal in der Litterna sehen», sagt ein bescheidener Visper Fan. «Bitte nur an den markierten Orten parkieren. Die Polizei kennt heute keine Gnade», meldet der Radiosprecher. Und auch in der Halle ist nichts normal. Tribüne, Stehplätze und auch der VIP-Bereich platzt aus allen Nähten, der Rotwein wird fleissig konsumiert, Visps Legende Gaston Furrer (69) gibt Interviews und erzählt Anekdoten aus den Zeiten Bibi Torrianis. Ein rundum gelungenes Volksfest, so macht der Cup auch im Eishockey Sinn.
Unmotivierter Davoser Auftritt
Der interviewte Fan wird enttäuscht. Davos spielt im Cup weder in Gelb noch in Blau, sondern in ungewohntem Weiss. Und er sieht auch nicht den NLA-Leader, sondern nur seine Spieler, die die seltsamen Leibchen übers Litterna-Eis zur Schau tragen. Die Davoser schiessen im Startdrittel zwar öfter aufs Tor und sind häufiger in Puckbesitz. Doch all dies geschieht ohne jegliche Konsequenz. Visp ist engagierter, hungriger und hat ein Chancenplus. Die 1:0-Führung nach 20 Minuten ist darum verdient, das Tor wird ausgerechnet vom Prättigauer in Visps Diensten, Beat Heldstab, vorbereitet. Ist es die inklusive Essenspause sieben Stunden lange Anreise? Oder vielleicht doch ein leichtes Unterschätzen der Aufgabe? Die Bündner haben Mühe, ins Spiel zu kommen, dabei bleibts bis kurz vor Schluss.
HCD-Trainer Arno Del Curto tut in der ersten Pause das, was er oft macht, wenn er sich mehr Energie vom Team erhofft. Er vereint die Wieser-Brüder zur Flügelzange. Mit Center Andres Ambühl dazwischen wusste Del Curto damit jene drei Spieler im selben Block, die sich am meisten gegen den Rückstand stemmten. Oder böser gesagt: jene Spieler, die sich wirklich gegen den Rückstand stemmten. Denn der HC Davos ist auch im Mitteldrittel weit weg davon, sich als echter Teil der Partie zu fühlen. Hin und wieder, in einzelnen Shifts, blitzt das Davoser Spiel zwar auf: Bei Visper Scheibenverlusten rollt der Konter auf Goalie Matthias Schoder in hohem Tempo. Aber dies kommt alles viel zu selten vor. Als das begeisterte Visper Publikum seine Helden in die zweite Pause mit Ovationen verabschiedet, steht bereits ein 2:0 auf der Anzeigetafel. Tomas Dolana drückt kurz vor Spielmitte nach zaghaften Davoser Abwehrversuchen im eigenen Slot den Puck via Pfosten über die Linie.
Du Bois: «Blamage!»
Und, so erstaunlich und für Davoser Anhänger erschreckend ist: Das ist es schon. Kein Aufbäumen im Schlussdrittel, keine Ehrenmeldung, nichts. Visp geht dem Chancenverhältnis entsprechend 3:0 in Führung. Erst die letzten sechs Minuten werden spannend – aus dem Nichts. Zwei junge Davoser Verteidiger, Claude Paschoud und Fabian Heldner, schiessen zwei Tore, und plötzlich beginnt Visp zu zittern.
Erst eine Minute vor Schluss stellt James Desmarais das Skore auf 4:2 und besiegelt das, was HCD-Verteidiger Félicien Du Bois danach als «Blamage!» betitelt. Plötzlich liegt die Wende im Bereich des Möglichen. Doch selten wäre sie in einem Eishockeyspiel dermassen ungerecht und unverdient gewesen wie gestern in der Litternahalle.
Quelle: Südostschweiz Ausgabe Graubünden